Irland-Effekt verpufft Euro nach Irland-Hilfe gefragt
22.11.2010, 13:00 UhrDie Einigung auf ein Hilfspaket für das kriselnde Irland stärkt die Kurse von Euro und irischen Staatsanleihen nur zeitweilig. Die Skeptiker behalten Recht und sorgen sich nun darum, ob Spanien oder Portugal als nächstes unter dem EU-Rettungsschirm schlüpfen müssen.
Die Erleichterung über das offizielle Hilfsersuchen Irlands währte nur kurz. Die Regierungskrise in Dublin sowie Spekulationen darüber, welches Land sich als nächstes unter den Rettungsschirm von Europäischer Union und Internationalem Währungsfonds (IWF) flüchten müsse, machten die Anfangsgewinne des Euro zunichte. "Die Risiko-Aversion ist wieder auf dem Vormarsch", sagte ein Börsianer.
Die Gemeinschaftswährung kostete am Nachmittag nur noch 1,3624 Dollar und lag damit einen knappen halben US-Cent unter dem New Yorker Freitagsschluss. Am Rentenmarkt wandten sich Investoren von den Staatspapieren der europäischen Peripheriestaaten ab und den Bundesanleihen zu. Der Bund-Future zog um 47 Ticks auf 127,88 Punkte an.
Ein Grund für die Verunsicherung der Anleger seien die noch ungeklärten Details der Hilfen, betonten die Analysten der Commerzbank in ihrem Marktkommentar. "Langfristig ist mit einer Rettung Irlands sowieso nichts gewonnen." Die Hilfen verringerten die Anreize für andere hoch verschuldete Staaten, eisern zu sparen. Darüber hinaus könnten sich die zu erwartenden Auflagen wie zum Beispiel die vielfach geforderte Anhebung der irischen Unternehmenssteuer als kontraproduktiv erweisen.
"Wer ist der Nächste?"
Da mit Griechenland und Irland bereits zwei Staaten unter den Euro-Rettungsschirm geschlüpft sind, stehen andere hoch verschuldete Länder wie Portugal oder Spanien ebenfalls auf dem Prüfstand. "Man muss kein großer Prophet sein, um zu wissen, dass die Märkte nun jeden potenziellen Wackelkandidaten kritisch durchleuchten werden", betonte Metzler-Analyst Eugen Keller. "Die Diskussion um die Schuldenkrise geht weiter." Der portugiesische Ministerpräsident Jose Socrates und die spanische Wirtschaftsministerin Elena Salgado betonten in Radio-Interviews, ihre Länder benötigten keine Finanzhilfen. Spanien will am Dienstag mit der Emission neuer Staatspapiere drei bis vier Mrd. Euro am Kapitalmarkt aufnehmen.
Irische Regierung wackelt
Am Nachmittag verstärkte die Regierungskrise in Dublin die Nervosität der Investoren. Die Grünen kündigten ihren Rückzug aus der irischen Regierung an, sobald das geplante Sparpaket umgesetzt sei. Dieses Projekt steht allerdings auf der Kippe, da zwei unabhängige Parlamentarier, auf deren Stimmen die Regierungskoalition angewiesen ist, den Etat 2011 nicht mittragen wollen.
Vor diesem Hintergrund zogen die Risikoaufschläge (Spreads) für zehnjährige irische Staatsanleihen im Vergleich zu den entsprechenden Bundestiteln auf 566 Basispunkte an, nachdem sie in Reaktion auf das Hilfe-Ersuchen zunächst auf 544 Basispunkte zurückgegangen waren.
Quelle: ntv.de, rts