Kurzzeitig bis unter 1,39 Dollar Euro rammt die Hacken ein
12.07.2011, 11:00 Uhr
Die Lage ist zum Haareraufen: Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker und EZB-Chef Jean-Claude Trichet am Rande der Beratungen in Brüssel.
(Foto: REUTERS)
In der angespannten Lage an den Devisenmärkten findet die europäische Gemeinschaftswährung offenbar Halt an der Marke bei 1,39 Dollar. Nervös blicken Händler auf die Verhandlungen der Finanzminister in Brüssel.
Die Angst vor einem Übergreifen der Schuldenkrise auf Italien und einer Zahlungsfähigkeit Griechenlands hat den Euro am Dienstag weiter stark belastet. Die Gemeinschaftswährung rutschte zeitweise bis auf 1,3875 Dollar ab und lag damit mehr als einen US-Cent niedriger als am Vorabend in New York. Erst im Verlauf des Vormittags konnte sich der Euro etwas erholen. Zuletzt notierte die Gemeinschaftswährung der Europäer bei 1,3912 Dollar.
"Bestrebungen, einen Rettungsplan für Griechenland nun schneller auf die Beine zu stellen als bisher geplant, überzeugen die Finanzmärkte nicht", hatten die Analysten der Commerzbank erklärt. Der niederländische Finanzminister warnte, ein selektiver Zahlungsausfall Griechenlands sei nicht mehr ausgeschlossen.
Das Auslaufen von automatisierten Stop-Loss-Verkäufe an Europas Aktienmärkten nehme auch den Verkaufsdruck vom Euro, hieß es dagegen am Devisenmarkt. Die Gemeinschaftswährung erhole sich von ihrem Ausverkauf bis auf das Tagestief von 1,3836 Dollar. "Nach einer Übertreibung nach unten folgt immer eine Gegenbewegung", sagte ein Händler. Fundamentale Gründe oder Nachrichten brauche es dazu nicht.
Angesichts der unsicheren Lage suchten viele Anleger wie bereits am Vortag ihr Heil in deutschen Bundesanleihen: Der Bund-Future stieg um 74 Ticks auf 129,88 Punkten. Für Italien trübte sich unterdessen die Lage am Anleihenmarkt weiter ein. Am Dienstag kletterte die Rendite für zehnjährige Staatstitel erstmals seit 1997 - also noch vor der Euro-Einführung - über die Marke von 6 Prozent. In der Spitze lag die Rendite bei 6,016 Prozent mehr als einen Prozentpunkt über dem Niveau von Anfang Juli.
In Spanien liegt die Rendite mit 6,191 Prozent nur noch geringfügig höher. An der Höhe der Rendite bemisst sich die Gefahrenzulage, die der Kapitalmarkt für das jeweilige Land verlangt. In Deutschland hingegen liegt die zehnjährige Rendite mit 2,5 Prozent wesentlich niedriger. Dies ist Ausdruck des hohen Zutrauens der Investoren in die Bonität Deutschlands.
Mit Italien und Spanien sind in den vergangenen Tagen die dritt- und viertgrößte Euro-Wirtschaft an den Finanzmärkten stark in Bedrängnis geraten. Allerdings bleiben die Kreditbedingungen noch vergleichsweise moderat. Zum Vergleich: In den bereits geretteten Euro-Ländern Griechenland, Irland und Portugal liegen die zehnjährigen Zinsen aktuell bei 16 Prozent, 12,7 Prozent und 12,2 Prozent - also deutlich höher als in Italien und Spanien.
An den Aktienbörsen standen die Kurse weiter unter Druck: Während der Dax 2,4 Prozent auf 7059 Punkte verlor, rutschte der italienische Standardwerte-Index um 4,2 Prozent ab.
Quelle: ntv.de, DJ/dpa/rts