Marktberichte

Gefangen zwischen Athen und Rom Euro rasselt mit den Ketten

Im Auge des Sturms: Die Börse in Mailand.

Im Auge des Sturms: Die Börse in Mailand.

(Foto: REUTERS)

Die politischen Wirren der Schuldenkrise treiben Devisenhändlern weiterhin kalten Schweiß auf die Stirn: Nach einer mit Spannung erwarteten Auktion italienischer Staatsanleihen geistert der Euro unterhalb der Marke von 1,36 Dollar. Aussagen eines hochrangigen Notenbankers aus den Niederlanden wecken neue Zweifel.

Der Kurs der europöischen Gemeinschaftswährung hat sich bis zum Mittag deutlich von seinem Tagestief erholt. In der Spitze legte der Euro über 1 Cent zu und sprang kurzfristig sogar bis über die Marke bei 1,36 Dollar. In der Hoffnung auf ein Gelingen der Auktion 12-monatiger Staatsanleihen aus Italien hatte der Euro am Morgen von 1,35 auf rund 1,3610 Dollar zugelegt.

Klaas Knot weckt Zweifel: Wie stark bremsen die politischen Wirren in Rom und Athen die Rettung des Euro?

Klaas Knot weckt Zweifel: Wie stark bremsen die politischen Wirren in Rom und Athen die Rettung des Euro?

(Foto: REUTERS)

Nach der Auktion ließ der kurzfristig aufgekommene Optimismus deutlich nach. Der Euro kam wieder deutlich zurück und notierte zuletzt bei 1,3580 Dollar. "Sie haben die höchsten Renditen in dieser Laufzeit seit Mitgliedschaft in der Eurozone bezahlen müssen", sagte ein Händler. Die Rendite der italienischen Papiere lag bei 6,087 Prozent. Zudem scheine die Europäische Zentralbank (EZB) wieder in den längeren Laufzeiten aktiv geworden zu sein. Anders sei die Entspannung bei 10-jährigen italienischen Anleihen nicht zu erklären, deren Rendite zwischenzeitlich mit 6,92 Prozent wieder unter die wichtige 7-Prozent-Marke gedrückt werden konnte.

Da die 10-jährigen Titel aktuell wieder bei 7,02 Prozent notieren, rechneten Händler mit weiterem Druck auf den Euro. "Es sieht so aus, als ob jede Erholung zum Verkauf italienischer Anleihen genutzt wird", meinte ein Händler. Auf die Stimmung drücken laut Händlern zudem Aussagen von EZB-Ratsmitglied Klaas Knot, das Etablieren der Rettungsmaßnahmen könnte sich wegen der derzeitigen Krise in der Politik der Eurozone verzögern. Knot leitet seit vergangenem Sommer die Zentralbank der Niederlande. Der Rettungsschirm EFSF sollte ursprünglich noch im November stehen. Beides - also Bond-Auktion und der EFSF-Zeitplan, belaste nun wieder den Euro, hieß es am Markt.

Am Vortag war der Euro infolge der Italien-Krise bereits um 3 volle US-Cents abgestürzt. Zudem belasteten Berichte über Gespräche innerhalb der deutschen und französischen Regierung, Ländern der Eurozone die Option einzuräumen, die Währungsunion zu verlassen. Damit sei das bisherige Tabu - der unbedingte Erhalt der Eurozone - untergraben worden. Genährt wurden diese Zweifel durch Aussagen der EZB, sich nicht in die Rolle als "Lender of last Resort" drängen lassen zu wollen.

Wichtige Konjunkturdaten stehen am Nachmittag nicht an: In den USA werden am Nachmittag lediglich die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe veröffentlicht. Dazu kommen die Handelsbilanz für September, sowie die Import- und Exportpreise für Oktober. Technische Analysten sehen den Euro weiter auf Abwärtskurs. Wegen einer Kopf-Schulter-Formation seien Kursziele um 1,32 Dolllar wahrscheinlich, war aus dem Lager der charttechnisch orientierten Experten zu hören.

Die Feinunze Gold wurde im Londoner Vormittags-Fixing mit 1766,00 Dollar festgestellt. Im Nachmittags-Fixing am Mittwoch hatte Gold noch 1784,00 Dollar gekostet.

Die Entwicklungen am Morgen

Am frühen Morgen war der Euro mit kleineren Stabilisierungsversuchen in den europäisch dominierten Handel gestartet. Händler hofften, dass der Kursabsturz im aktuellen Bereich um 1,3520 US-Dollar ein Ende findet. Die Panik-Attacke in Italiens Anleihen am Vortag hatte die Gemeinschaftswährung um volle drei Cents zum US-Dollar nach unten geschickt.

"Nachrichtlich dreht sich alles weiter um Italien", so ein Händler. Jede noch so kleine Andeutung aus der Politik oder von Seiten der EZB könne weiter für kräftige Kursbewegungen sorgen. Viel zeichne sich hier aber noch nicht ab. Im Gegenteil waren auch die Börsen in den USA und Asien abgestürzt, nachdem Berichte über Gespräche innerhalb der deutschen und französischen Regierung, Ländern der Eurozone die Option einzuräumen, die Währungsunion zu verlassen, herumgingen. Damit sei das bisherige Tabu - der unbedingte Erhalt der Eurozone - untergraben worden. Genährt werden diese Zweifel durch Aussagen der EZB, sich nicht in die Rolle als "Lender of last Resort" drängen lassen zu wollen.

Konjunkturdaten aus China, Japan und Italien

Zunehmend macht sich die Schuldenkrise in der Eurozone in internationalen Wirtschaftsdaten bemerkbar, so den Handelszahlen aus China. Der Export nach Italien ist im Oktober um 17,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr eingebrochen. Insgesamt reduzierten sich die chinesischen Exporte auf ein Plus von 15,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr nach einem Plus von 17,1 Prozent im September.

Auch die Maschinenaufträge in Japan im September blieben mit einem Minus von 8,2 Prozent deutlich unter den Erwartungen von einem Minus von 7,1%. Wichtige Konjunkturdaten stehen sonst nicht an: In den USA werden am Nachmittag die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe veröffentlicht. Dazu kommen die Handelsbilanz für September, sowie die Import- und Exportpreise für Oktober.

Quelle: ntv.de, DJ

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