Marktberichte

Unter 1,40-Dollar-Marke Euro rutscht ab

In Erwartung einer deutlichen Konjunkturabkühlung in der Eurozone haben Investoren am Donnerstag den Euro verkauft und die Gemeinschaftswährung auf den tiefsten Kurs seit einem Jahr gedrückt. Der Euro fiel im asiatischen Geschäft bis auf 1,3936 Dollar und war damit so günstig wie seit Mitte September 2007 nicht mehr.

"Was wir hier sehen, sind Positionsanpassungen", sagte ein Währungsstratege in Tokio. Investoren zögen ihre Gelder aus riskant erscheinenden Geschäften heraus. Im Zuge dessen gerieten vor allem hochverzinste Währungen wie der Euro und der australische Dollar unter Druck. Im Gegenzug stieg unter anderem der japanische Yen. Der Euro gab zum Yen 0,6 Prozent nach und notierte zeitweise um 149,63 Yen, dem niedrigsten Stand seit 13 Monaten.

Eine weitere Stütze für die breite Nachfrage nach dem US-Dollar war Analysten zufolge der deutliche Ölpreisrückgang der vergangenen Tage. Vor dem Hintergrund der globalen Konjunkturschwäche dürfte der Druck auf den Ölpreis auch anhalten, prognostizierte Helaba-Analyst Ralf Umlauf. Für die US-Sorte WTI zahlten Händler rund 103 Dollar je Fass, Ende vergangenen Monats waren es noch 120 Dollar gewesen.

Am Rentenmarkt lag der Bund-Future zwölf Ticks im Minus bei 114,82 Zählern. Die zehnjährige Bundesanleihe rentierte mit 4,077 Prozent.

Bald bei 1,35 Dollar?

Nach dem Fall des Euro unter die Marke von 1,40 Dollar sieht der Chefanlagestratege der Bremer Landesbank, Folker Hellmeyer, noch kein Ende der Talfahrt. Bis Jahresende seien Kurse um 1,35 Dollar absehbar, sagte Hellmeyer. "Die Dynamik der Abwärtsbewegung beim Euro ist voll intakt. Die negativen Wirtschaftsdaten aus Europa überraschen, während sich in den USA Stabilisierungstendenzen auf einem sehr niedrigen Niveau abzeichnen."

Deutsche-Bank-Chefvolkswirt Norbert Walter prognostiziert hingegen, dass der Euro spätestens im Herbst wieder auf Höhenflug gehen werde. "Dann wird sichtbar werden, dass die USA wirtschaftlich noch nicht aus der Bredouille sind und auch der Finanzsektor noch in Schwierigkeiten steckt", hatte er zuletzt gesagt. Am Donnerstag fiel der Euro auf ein Ein-Jahres-Tief unter 1,40 Dollar.

Nach Ansicht Hellmeyers erhält der Dollar momentan neben den schwachen Konjunkturaussichten für Europa vom Ölpreis-Rückgang Rückenwind. "Europa wirkt gerade wenig handlungsfähig, und in den USA steht ein Politikwechsel ins Haus, das hilft der Währung", sagte Hellmeyer. Für den deutschen Exportsektor sei die Euro-Talfahrt zunächst positiv. "Aber andererseits ergeben sich dadurch auch Verwerfungen in Richtung importierter Inflation." Die Rohstoff-Baisse erreiche wegen der Entwicklung am Devisenmarkt die hiesigen Unternehmen nicht in dem Maße, wie es wünschenswert wäre, sagte der Experte.

Quelle: ntv.de

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