Nach Stark-Rücktritt Euro rutscht unter 1,37
09.09.2011, 17:26 Uhr
(Foto: dpa)
Der Rücktritt des EZB-Chefvolkswirts Jürgen Stark versetzt die internationalen Finanzmärkte in Aufruhr. Der Euro fällt erstmals seit Ende Februar unter die Marke von 1,37 Dollar.
Die Talfahrt der europäischen Gemeinschaftswährung hat sich zum Wochenende hin beschleunigt. Am Nachmittag markierte der Euro mit 1,3679 US-Dollar den tiefsten Stand seit Februar. Gleichzeitig weiteten sich die Versicherungsprämien gegen einen Ausfall von ausgewählten Staatsanleihen stark aus, die so genannten CDSe. Der CDS auf fünfjährige Staatstitel Griechenlands stieg auf den neuen Rekordstand von 3.200 Basispunkten nach 3.000 Bp am Vormittag.
"Da haben einige Angst, am Wochenende könnte ein Default anstehen", so ein Marktteilnehmer. Am Abend läuft die Frist für die Annahme der freiwilligen Beiträge zur Umstrukturierung ab.
Auch die Risikoprämien für Spanien und Portugal zogen an. Nach neuen Aussagen von US-Finanzminister Thimothy Geithner schwanden zudem Hoffnungen auf konzertierte Maßnahmen am Wochenende, wenn sich die G7 treffen. "Die Risikoaversion nimmt stark zu", so ein Händler. Der Dollar sei in seiner Rolle als "sicherer Hafen" gestärkt worden, weil der Schweizer Franken als ein solcher mit der Bindung an den Euro nicht mehr zur Verfügung stehe.
"Dass Jürgen Stark das Direktorium der Europäischen Zentralbank verlässt, stärkt das Vertrauen auch nicht gerade", so ein Händler. "Herr Stark hat eine sehr hohe Reputation und gilt als absoluter Experte", betonte Markus Huber, Aktienhändler bei ETX Capital. Ein Talent wie ihn zu verlieren, sei für die EZB schlecht - nicht nur im Moment, sondern auch für die bevorstehende turbulente Zeit. "Das könnte zumindest kurzfristig das Vertrauen einiger Investoren in die Fähigkeit der EZB, die Finanzkrise zu lösen und dem konjunkturellen Abschwung entgegenzuwirken, untergraben." Der Schritt des deutschen Direktorium-Mitglieds wird allerdings mit persönlichen Motiven begründet.
Auch zum Yen und zum Pfund Sterling hat der Euro nachgegeben. Aus technischer Sicht sei ein Rückschlag Richtung 1,35 Dollar möglich, so ein Händler. An der gleitenden 200-Tage-Linie bei 1,4025 Dollar stoße der Euro auf Widerstand.
Quelle: ntv.de, sla/rts