Marktberichte

"Reaktion auf die Verluste" Euro schwingt nach oben

An den Devisenmärkte tasten sich die Investoren mit großer Vorsicht in die neue Woche. Zwei große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus: Am Dienstag entscheidet die US-Notenbank über ihr weiteres Vorgehen. Am Donnerstag verhandeln die Europäer um eine dauerhafte Stabilisierungslösung.

Staatsanleihen für 600 Mrd. Dollar: Große Zahlen fliegen unsichtbar durch den "Cash Room" der US-Notenbank (Archivbild).

Staatsanleihen für 600 Mrd. Dollar: Große Zahlen fliegen unsichtbar durch den "Cash Room" der US-Notenbank (Archivbild).

(Foto: REUTERS)

Der Kurs des Euro ist zu Wochenbeginn über die Marke von 1,33 US-Dollar gestiegen. Am späten Nachmittag notierte die europäische Gemeinschaftswährung bei 1,3390 Dollar und damit etwa 1,23 Prozent fester als vor dem Wochenende. Im asiatischen Handel hatte der Euro noch knapp unter der Marke von 1,32 Dollar notiert. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am frühen Nachmittag noch auf 1,3267 (Freitag: 1,3244) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,7538 (0,7551) Euro.

"Die Erholung ist in erster Linie eine Reaktion auf die Verluste der vergangenen Woche", sagte Antje Praefcke, Devisenexpertin der Commerzbank. Zudem habe die Risikoneigung an den Märkten zugenommen, dies zeigten auch die freundlichen Aktienmärkte. Auch die Beruhigung an den Anleihemärkten der hochverschuldeten Randländer der Eurozone habe den Euro gestützt.

"Der Markt wartet jetzt allerdings auf die Gipfeltreffen der Europäischen Union am Donnerstag und Freitag", sagte Praefcke. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble erhofft sich von dem Gipfel zumindest eine Einigung auf einen permanenten Krisenmechanismus. Mit einer raschen Entscheidung könnte einiges an Unsicherheit aus dem Markt genommen werden, erwartet die Commerzbank-Expertin.

"Offenbar hoffen die Anleger darauf, dass sich die EU-Staats- und Regierungschef bei dem Gipfel auf die Ausgestaltung eines permanenten Krisenmechanismus in der Schuldenkrise einigen können", bestätigte Cyrus de la Rubia, Analyst bei der HSH Nordbank. Für das Treffen liegt ein erster Entwurf für die Änderung des EU-Vertrages vor, der einen dauerhaften Euro-Rettungsschirm nach 2013 festschreiben soll. Aus Kreisen der Eurozone verlautete, die stark umstrittenen Eurobonds und eine Aufstockung des Fonds seien bei dem Gipfel kein Thema.

Die Bundesregierung lehnt neben gemeinsamen europäischen Staatsanleihen auch jegliche Änderungen am geltenden Schutzschirm für Euro-Krisenstaaten kategorisch ab. "Es ist vor allem die politische Uneinigkeit, die den Euro zuletzt deutlich belastet hat", meinte de la Rubia.

Auftrieb erhielt der Euro laut Händlern auch von dem Umstand, dass China am Wochenende nicht wie befürchtet die Zinsen angehoben hatte. Das steigere den Risikoappetit und mache auch den Euro für Anleger attraktiver, sagte ein Händler. Im Kampf gegen Vermögenspreisblasen tritt China zwar weiter auf die Bremse, beschränkt sich dabei aber noch auf die Anhebung der Reserveanforderungen für Großbanken. Am Montag wurde bekannt, dass sechs der größten Kreditinstitute des Landes auch in den kommenden drei Monaten den Rekordwert von 19 Prozent ihrer Kundeneinlagen bei der Notenbank als Mindestreserve anlegen müssen.

Erwartungen an die Fed

Abgesehen von der laufenden Debatte in Europa stand der Devisenmarkt im Schatten der für Dienstag angekündigten geldpolitische Entscheidung der US-Notenbank. Beobachter gehen davon aus, dass der Offenmarktausschuss der Federal Reserve (Fed) nach den enttäuschenden Arbeitsmarktdaten für November keinen Grund hat, von seiner Politik der quantitativen Lockerung abzurücken.

Nach Abschluss der Beratungen des geldpolitischen Entscheidungsgremiums dürfte der Leitzinskorridor also weiter zwischen 0,00 bis 0,25 Prozent verlaufen. Gleichzeitig sollte das Kaufprogramm für Schuldtitel mit längeren Laufzeiten unverändert bei einem Vollumen von 600 Mrd. Dollar bis Ende des zweiten Quartals 2011 bleiben.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,84375 (0,83715) britische Pfund, 111,55 (110,80) japanische Yen und 1,2987 (1,2998) Schweizer Franken fest. Der Preis für eine 31,1 Gramm Gold (Feinunze) wurde in London am Nachmittag mit 1399,00 (1375,25) Dollar gefixt. Ein Kilo Gold kostete 33.220,00 (33.130,00) Euro.

Am Rentenmarkt gab der Bund-Future 39 Ticks auf 124,60 Punkte nach. Die deutschen Staatsanleihen litten dabei Börsianern zufolge unter den Kursverlusten ihrer US-Pendants. Sie würden von der Aussicht auf höheres Wachstum und wachsende Defizite jenseits des Atlantik unter Druck gesetzt, sagten sie. Händler verwiesen auf die positiven Indikationen für den Aktienmarkt, die Anleger aus Renten aussteigen ließen.

Zehnjährige US-Staatsanleihen warfen zu Wochenbeginn erstmals seit Anfang Juni wieder mehr als 3,375 (Freitag: 3,33) Prozent an Zinsen ab. Anfang Oktober hatte die Rendite der zehnjährigen US-Anleihen gerade einmal 2,3340 Prozent betragen. Damals hatten Konjunktursorgen verunsicherte Investoren in die als sichere Häfen geltenden Anleihen getrieben. Zehnjährige Bundesanleihen rentierten am Montagnachmittag mit 2,976 Prozent.

Quelle: ntv.de, DJ/dpa/rts

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