1,50 Dollar rücken näher Euro schwingt sich hoch
21.11.2007, 11:01 UhrDer Euro setzt seine Rekordjagd gegen den US-Dollar fort und markiert beim Übergang in den europäisch geprägten Handel ein neues Rekordhoch von 1,4856 US-Dollar. Im asiatischen Handel ging es für den US-Dollar mit anhaltenden Carry-Trade-Auflösungen auf ein Zweijahrestief gegen den Yen bei 108,78 Dollar/Yen.
Nach Einschätzung von ABN Amro wird mit der steigenden Risikoaversion und anhaltenden spekulativen Euro-Käufen der Investoren die Dollar-Schwäche noch über Monate hinweg anhalten. Im Handel heißt es, die Marke von 1,50 US-Dollar könnte schon nächste Woche erreicht werden.
Auslöser für die neueste Dollar-Schwäche ist die Veröffentlichung des Protokolls der jüngsten Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank am Vorabend. Nicht nur hat sich die US-Notenbank zurückhaltend zu den kurzfristigen Aussichten der US-Wirtschaft geäußert, zugleich haben die Zentralbanker ihre Prognosen für das Potenzialwachstum gesenkt. Marktteilnehmer stellen sich daher auf weitere Leitzinssenkungen in den USA im kommenden Jahr ein, was den Zinsunterschied zum Euro-Raum weiter einengen würde.
Ende der Dollar-Koppelung
Für zusätzlichen Druck auf den Dollar sorgen Spekulationen, dass Golfstaaten, darunter der wichtige Ölproduzent Saudi-Arabien, den Kurs ihrer Währungen unabhängiger vom dem des Dollar machen könnten. Damit würde die Bedeutung des Dollar als weltweite Leitwährung sinken. Die Devisen der Golfstaaten würden umgekehrt aufgewertet.
Die Debatte angestoßen haben vergangene Woche die vereinigten Arabischen Emirate, die ihre Währung gerne an einen Währungskorb anbinden wollen. Saudi-Arabien soll dagegen bislang noch eine einmalige Aufwertung favorisieren. Würden die Golfstaaten die Dollar-Bindung aufheben, könnte das dazu führen, dass sie Dollar verkaufen und stattdessen ihre Reserven in Euro oder Pfund aufstocken.
Nach Einschätzung des stellvertretenden geschäftsführenden Direktors des Internationalen Währungsfonds, John Lipsky, ist der Dollar trotz der jüngsten Schwäche weiterhin überbewertet. "Die Bewegung des Dollar-Kurses steht im Einklang mit den Anpassungen der globalen Ungleichgewichte", sagte Lipsky.
Risiken der Euro-Stärke
Die Rekordmarke beim Euro hat in Europa jetzt doch neue Gedankenspiele ausgelöst: Euro-Gruppen-Chef Jean-Claude Juncker deutete am Dienstag eine aktivere Wechselkurspolitik an. Vor dem EU-Parlament sagte Juncker - bevor der Euro ein neues Rekordhoch über 1,48 Dollar erreichte, "was in der Vergangenheit war, ist kein sehr guter Indikator für die Zukunft, wenn wir den Wechselkurs weiterhin wohlwollend vernachlässigen".
"Wohlwollende Vernachlässigung" beschreibt eine Politik, die dem Wechselkurs dem Markt überlässt. So gingen Juncker zufolge die Amerikaner bisher mit ihrem Wechselkurs um. Der Regierungschef und Finanzminister Luxemburgs machte aber zuletzt eine veränderte Botschaft der US-Regierung an die Finanzmärkte aus. So habe US-Finanzminister Henry Paulson mehrfach betont, dass ein starker Dollar im Interesse der gesamten amerikanischen Wirtschaft sei, sagte Juncker.
Exporteure unter Druck
Nicht nur der Dollar, auch der japanische Yen und der chinesische Yuan sind schwach gegenüber dem Euro, was die Exportchancen der europäischen Unternehmen schmälert. Juncker ist deshalb mit EU-Währungskommissar Joaquin Almunia und dem Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet am Montag nach China gereist. Die Hüter des Euro wollen der chinesischen Regierung, die den Wechselkurs künstlich niedrig hält, erklären, warum sie ihre Politik ändern sollten.
Am Mittwoch stehen weitere US-Konjunkturdaten im Blick, bevor sich das Geschäft ab Donnerstag mit dem "Thanksgiving"-Feiertag in den USA deutlich beruhigen dürfte. Nachmittags werden der Index der Frühindikatoren Oktober sowie der Index der Verbraucherstimmung der Universität Michigan November bekannt gegeben. Die Feinunze Gold notiert am Morgen bei 801,90 US-Dollar nach einem Nachmittags-Fixing in London bei 795,50 US-Dollar.
Quelle: ntv.de