Marktberichte

Zinserhöhung im Blick Euro springt wieder an

Die Aussicht auf eine Zinserhöhung durch die Europäische Zentralbank (EZB) hat dem Euro am Donnerstag Auftrieb gegeben. Die Gemeinschaftswährung stieg nach Äußerungen von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet über eine mögliche Straffung der Geldpolitik auf bis zu 1,4752 US-Dollar. Zuvor hatte sie um 1,4670 US-Dollar notiert. Die Rentenmärkte reagierten dagegen kaum auf die Aussagen.

Trichet hatte gegen Ende seiner Pressekonferenz zum aktuellen Zinsentscheid erklärt, die EZB sei definitiv nicht neutral. "Trichets Äußerungen zeigen, dass die EZB die Neigung besitzt die Zinsen zu erhöhen, wenn die Geldmarktsituation es zulässt", erklärte Helaba-Analyst Ralf Umlauf. "Über eine Zinssenkung wurde offenbar nicht diskutiert", sagte Umlauf unter Hinweis darauf, dass Trichet erklärt hatte, der aktuelle Zinsentscheid habe nur zwei Optionen enthalten.

Die EZB hatte erwartungsgemäß den Leitzins mit 4,0 Prozent bestätigt. Trichet betonte auf einer Pressekonferenz die weiter bestehenden Gefahren für die Preisstabilität. Gleichzeitig sagte er aber auch, dass die Unsicherheiten für die Aussichten des Wirtschaftswachstums hoch blieben. "Meinem Verständnis nach ist Herr Trichet vom Grundtenor her eher fokussiert auf die Inflationsgefahren als auf die Gefahren für das Wachstum", sagte HSBC-Analyst Rainer Sartoris. "Er hat die Lohnentwicklung angesprochen und die Liquidität, insgesamt erkenne ich wenig Anzeichen für die Bereitschaft, die Zinsen zu senken."

Einigen Analysten zufolge dürfte es absehbar aber schwierig werden, sich dem Trend zu Zinssenkungen zu entziehen. Sollte die US-Notenbank (Fed) den Zielsatz für Tagesgeld Ende Januar wie von einigen erwartet um 50 Basispunkte auf dann 3,75 Prozent senken, würde der Satz dann unter dem der Euro-Zone liegen.

Am Abend hält Fed-Präsident Ben Bernanke eine Rede zur US-Konjunktur, von der sich Investoren Hinweise auf die weitere Zinspolitik erhoffen. "Sollte Fed-Chef Bernanke sich heute abend sehr stark besorgt über die US-Wirtschaft zeigen und die Erwartungen an eine aggressive Zinssenkung schüren, kann der Euro auch über 1,48 US-Dollar springen", prognostiziert Commerzbank-Analystin Antje Praefke.

Der Bund-Future stieg kurzzeitig um 17 Ticks, gab die Zuschläge aber im Verlauf wieder ab und notierte neun Ticks im Minus bei 115,22 Zählern. Die dem Kontrakt zugrundeliegende zehnjährige Bundesanleihe stieg um bis zu 24 Ticks auf 99,45 Stellen und rentierte mit 4,065 Prozent. Die Umlaufrendite öffentlicher Anleihen fiel auf 4,07 (4,09) Prozent. Der Rex-Rentenindex notierte unverändert bei 116,3608 Zählern.

Euro weiter auf Rekordkurs zum Pfund Sterling

Die britische Notenbank bestätigte unterdessen den Leitzins mit 5,5 Prozent und enttäuschte damit die Erwartungen vieler Marktteilnehmer. "Wir gehen davon aus, dass sich die Bedenken wegen des sich eintrübenden Konjunkturausblicks mit den Inflationssorgen die Waage gehalten haben", konstatierte Analyst James Knightley von der niederländischen ING Bank. Angesichts der Wachstumsrisiken, der sinkende Immobilien- und Aktienpreise sei allerdings nun eine Zinssenkung im Februar sehr wahrscheinlich. Zuletzt hatte die Notenbank den Zinssatz im Dezember um einen viertel Prozentpunkt nach unten geschraubt.

Das britische Pfund präsentierte sich unmittelbar nach der Entscheidung etwas fester, büßte die Zuschläge aber im Verlauf wieder ein. Am Nachmittag wurde das Pfund Sterling nahezu unverändert zu 1,9570 US-Dollar gehandelt. Der Euro markierte zeitweise ein neuerliches Allzeithoch von 75,14 Pence und lag zuletzt um 75 Pence.

Die EZB legte am Mittag den Referenzwert des Euro mit 1,4662 (Vortag: 1,4680) US-Dollar fest. Im Referenzkursverfahren der Banken EuroFX wurde der Wert mit 1,4679 (1,4705) US-Dollar ermittelt.

Quelle: ntv.de

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