Marktberichte

Countdown in Griechenland Euro steigt über 1,32

Mit Schaufel und Rüttler: Vor der EZB-Zentrale in Frankfuirt wird gearbeitet.

Mit Schaufel und Rüttler: Vor der EZB-Zentrale in Frankfuirt wird gearbeitet.

(Foto: AP)

In Europa tickt die Uhr: Nervös blicken die Staats- und Regierungschefs der Eurozone nach Athen, wo sich die privaten Gläubiger des Landes bis zum Abend entscheiden müssen.

Der Euro ist mit den aufblühenden Hoffnungen auf eine reibungslose Umschuldung in Griechenland deutlich gestiegen. Ein etwas optimistischeres Konjunkturszenario der Europäischen Zentralbank (EZB) unterstützte die Gemeinschaftswährung zusätzlich.

Im Nachmittagshandel erreichte der Euro ein Tageshoch bei 1,3274 US-Dollar und wurde damit rund einen Cent höher gehandelt als am Vortag. Die EZB hatte den Referenzkurs gegen Mittag auf 1,3242 (Mittwoch: 1,3120) Dollar festgesetzt.

Die Furcht vor einer Chaos-Insolvenz in Griechenland ist deutlich gesunken. Ein Mitarbeiter des Finanzministeriums sagte, man sei sich sicher, dass die Beteiligungsquote von mindestens 75 Prozent zustande kommt. Damit hätte Athen die Option, den unwilligen Teil seiner Gläubiger zum Forderungsverzicht zu zwingen. Das wäre zwar nicht der Idealfall und würde aller Wahrscheinlichkeit Kreditausfallversicherungen auslösen. An den Finanzmärkten überwog zunächst die Freude darüber, dass zumindest der unkontrollierte Staatsbankrott abgewendet scheint. Die Frist für die Beteiligung dem Anleihe-Tausch und damit eines Forderungsverzichts der privaten Griechenland Gläubiger endet am späten Abend.

Die privaten Gläubiger Griechenlands müssen sich bis 21 Uhr (MEZ) entscheiden, ob sie im Rahmen eines Anleihe-Tausches auf einen Großteil ihrer Forderungen verzichten. Bei einer geringen Beteiligungsquote drohen Zwangsabschläge. Dies könnte vom Derivate-Verband ISDA als "Kreditereignis" eingestuft werden, wodurch die Kreditausfall-Versicherungen (Credit Default Swaps, CDS) fällig würden. Es ist allerdings unklar, wie viele CDS im Umlauf sind.

Draghi erklärt die Lage

Am Nachmittag stand mit dem EZB-Zinsentscheid ein weiteres marktbewegendes Top-Thema im Fokus. Notenbankchef Mario Draghi ließ den Leitzins wie erwartet unverändert, sorgte aber dennoch für positive Reaktionen am Devisenmarkt. Denn er sparte sich beim Konjunkturausblick diesmal die Betonung "erhöhter Unsicherheit" und zeigte sich deutlich zuversichtlicher als noch im Januar und Februar. Nach Einschätzung der Berenberg Bank ist die EZB zufrieden mit ihren bisherigen Maßnahmen. "Weitere Zinssenkungen oder Langfristtender sind nicht mehr zu erwarten", sagte Chefökonom Holger Schmieding.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,83865 (0,83490) britische Pfund, 108,18 (105,95) japanische Yen und 1,2050 (1,2052) Schweizer Franken fest. In London wurde der Preis für die Feinunze Gold am Nachmittag mit 1690,00 (Vortag: 1677,50) Dollar fixiert. Ein Kilogramm Gold kostete 40 710,00 (40 490,00) Euro.

Wenige Stunden vor der Entscheidung über den Schuldenschnitt für Griechenland macht sich an den europäischen Anleihemärkten Optimismus breit. Börsianern zufolge setzten Investoren darauf, dass sich 75 oder mehr Prozent der privaten Gläubiger an dem Anleihe-Tausch beteiligten. Es bleibe aber ein Restrisiko, warnte Devisenstrategin Lauren Rosborough von der Societe Generale. "Die Auswirkungen auf den CDS-Markt könnten nicht umgehend erkennbar sein."

Italien darf aufatmen

Die positive Grundstimmung spiegelte sich vor allem in der Nachfrage für italienische Staatsanleihen. Die Rendite der richtungweisenden zehnjährigen Papiere fiel auf bis zu 4,754 Prozent und erstmals seit September lagen die Risikoaufschläge im Vergleich zu den entsprechenden Bundesanleihen bei weniger als 300 Basispunkten. Parallel dazu gaben auch die Renditen anderer hoch verschuldeter Euro-Staaten wie Spanien oder Portugal nach. Der Euro verteuerte sich auf 1,3229 Dollar und kostete damit knapp einen US-Cent mehr als zum New Yorker Vortagesschluss.

Vor diesem Hintergrund waren die relativ niedrig verzinsten Bundesanleihen für Investoren nicht allzu attraktiv. Der Juni-Bund-Future verlor zwölf Ticks auf 136,98 Punkte. Der auslaufende März-Kontrakt büßte vier Ticks auf 138,52 Zähler ein.

Nachhaltigen Einfluss auf die Kurse hatten weder die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) noch die Pressekonferenz des Notenbank-Chefs Mario Draghi. "Die EZB verharrt in einer abwartenden Haltung", sagte Helaba-Analyst Ulrich Wortberg. "Es gab weder Signale für eine weitere Leitzinssenkung noch für eine erhöhte Liquiditätsbereitstellung." Die Währungshüter beließen den Leitzins wie erwartet bei 1,0 Prozent.

Quelle: ntv.de, DJ/rts

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