Was wird aus Griechenland? Euro steigt über 1,37 Dollar
03.11.2011, 16:45 UhrDer Euro legt angesichts der turbulenten Entwicklungen in Griechenland eine Berg- und Talfahrt hin. Für zusätzliche Bewegung sorgt die Europäische Zentralbank, die zur großen Überraschung ihren Leitzins senkt.
Mit der ersten Zinssenkung seit Mai 2009 hat die Europäische Zentralbank am Devisenmarkt für eine große Überraschung gesorgt: Der Euro gab zeitweise auf 1,3660 Dollar nach. Spekulationen auf ein Auseinanderbrechen der Regierung in Athen hatten die Gemeinschaftswährung zuvor noch über 1,38 Dollar getrieben.
Im Verlauf erholte sich der Euro aber wieder etwas und tendierte bei 1,3761 Dollar. Händler führten das auf die Absage des umstrittenen Referendums in Griechenland zurück. Bis zum Abend zeichnete sich die Bildung einer Übergangsregierung ab. Mit der Ankündigung einer Volksabstimmung hatte Papandreou Anfang der Woche das erst vergangenen Donnerstag geschnürte Rettungspaket wieder infrage gestellt und die Schuldenkrise verschärft.
Vor allem die Renditen italienischer Anleihen schnellten aus Sorge der Anleger vor einem Übergreifen der Krise auch auf andere Länder der Euro-Zone nach oben.
Im Kampf gegen die Schuldenkrise und eine drohende Rezession hatte die EZB unter dem neuen Präsidenten Mario Draghi den Leitzins auf 1,25 von zuvor 1,5 Prozent gesenkt. Die meisten Analysten hatten mit gleichbleibenden Zinsen gerechnet. "Der Schritt zeigt, wie beunruhigt die Währungshüter sind. Sie nehmen die Konjunkturrisiken, die von Staatsschuldenkrise ausgehen, sehr ernst", urteilte Jörg Krämer, Commerzbank-Chefvolkswirt. "Der neue EZB-Präsident Draghi nimmt dafür auch in Kauf, das Etikett einer Zinstaube angeheftet zu bekommen. Das unterstreicht den Ernst der Lage."
Draghi hatte nach dem Zinsentscheid betont, dass die EZB ihre Wachstumsprognose für 2012 "sehr wahrscheinlich" senken werde. Der konjunkturelle Ausblick sei weiter von hoher Unsicherheit belastet.
"Die Euro-Zone steht quasi am Rande einer Rezession. Das wird längerfristig den Euro schwächen", sagte Antje Praefcke, Devisenanalystin bei der Commerzbank.
Die Europäische Zentralbank legte einen Wechselkurs von 1,3773 US-Dollar für den Euro fest. Ein Euro entspricht außerdem 107,33 Yen, 0,85930 Pfund Sterling oder 1,2156 Schweizer Franken.
Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa