Yen verliert an Wert Euro tendiert schwächer
19.09.2012, 16:05 UhrDie Aussicht auf noch mehr billiges Geld von der japanischen Notenbank schwächt den Yen. Die Zentralbank will ihr Anleihenkaufprogramm kräftig aufstocken. Weil der Leitzins schon nahe Null liegt, ist der Kauf von Wertpapieren das Hauptinstrument der Geldpolitik.
Die Aussicht auf noch mehr billiges Geld von der japanischen Notenbank belastet den Yen und lässt ihn vorübergehend auf ein Vier-Wochen-Tief zum Dollar fallen. Im Handelsverlauf erholt sich die Währung jedoch wieder etwas.
Die Bank of Japan hatte am Morgen entschieden, ihr Anleihenkaufprogramm um zehn Billionen Yen (rund 97 Mrd. Euro) auf 80 Billionen aufzustocken. Viele Analysten hatten gerade einmal mit der Hälfte der Summe gerechnet. Die Notenbanker reagierten mit ihrem Schritt auf die trüber werdenden Konjunkturperspektiven: Die Exportnation leidet unter dem starken Yen, der die Ausfuhren verteuert. Außerdem wird Japan von einer hartnäckigen Deflation belastet.
Mit der Bank of Japan hat in diesem Monat bereits die dritte große Notenbank ihre Geldpolitik gelockert. Zuvor waren es die EZB, die vor allem massive Interventionen auf den Anleihemärkten Südeuropas in Aussicht stellt, und die US-Notenbank Fed. Sie hatte vor knapp einer Woche eine dritte Runde von Wertpapierkäufen eingeläutet.
Der Dollar stieg in Reaktion in der Spitze um 0,7 Prozent bis auf 79,21 Yen, bröckelte im Verlauf aber wieder ab. Der Euro pendelt am Nachmittag um die Marke von 1,30 Dollar und tendiert damit deutlich niedriger als noch zu Wochenbeginn, als er bis auf ein Vier-Monats-Hoch von 1,3179 Dollar gestiegen war. Händler erklärten den Rutsch mit Gewinnmitnahmen.
Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,3002 (Dienstag: 1,3054) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7691 (0,7661) Euro. Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,80270 (0,80350) britische Pfund, 102,38 (102,64) japanische Yen und 1,2095 (1,2113) Schweizer Franken fest.
Analysten erwarten schwächeren Yen
Der Yen wird sich nach Ansicht von Devisenanalysten zum US-Dollar wohl weiter abschwächen. Karen Jones von der Commerzbank verweist darauf, dass die sechsmonatige Widerstandslinie und das Septemberhoch von 79,04 Yen überwunden worden seien. Jetzt würden als nächste Ziele 79,66 und 80,63 Yen angepeilt, die Hochs aus dem August und dem Juni. Starke Unterstützungslinien sieht sie bei 78,00, 77,65 und dem jüngsten Tief bei 77,13 Yen.
Morgan Stanley geht nach dem Überwinden des Septemberhochs sogar von einem Anstieg des Dollar bis auf 84,00 Yen aus. Die Analysten erwarten eine starke Erholung, wobei das erste Ziel bei 82,00 Yen liege. Auch andere Währungspaare zum Yen würden zulegen, angeführt vom Euro, meint Morgan Stanley.
Barclays Capital sieht für den Euro eine entscheidende Unterstützung bei 1,30 Dollar. Solange diese nicht nach unten durchbrochen werde, liege die Zielmarke für die Gemeinschaftswährung im Bereich von 1,3240 bis 1,3280 Dollar - ansonsten drohe eine Abwertung in Richtung des 200-Tage-Durchschnitts von 1,2830 Dollar.
Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa/DJ