Marktberichte

Mehr Hoffen als Bangen Euro über 1,36 Dollar

Nach schwachen Konjunkturdaten aus den USA und der tagelangen Talfahrt der europäischen Gemeinschaftswährung stabilisiert sich die Lage an den Devisenmärkten. Das Schuldendrama um Irland rückt in den Hintergrund. Der Euro legt zu. Aber Analysten sehen aber bereits Portugal und Spanien in den Fokus rücken.

Der Glauben an die europäischen Selbstheilungskräfte überwiegt. Irland wird verarztet.

Der Glauben an die europäischen Selbstheilungskräfte überwiegt. Irland wird verarztet.

(Foto: picture alliance / dpa)

In Erwartung baldiger Irland-Hilfen haben die Anleger wieder etwas mehr Vertrauen in den Euro gefasst. Die Gemeinschaftswährung kletterte bis auf 1,3667 Dollar und lag damit mehr als einen US-Cent über dem New Yorker Vortagesschluss. Anfang der Woche war die Gemeinschaftswährung angesichts des irischen Schuldendramas noch auf ein Sieben-Wochen-Tief von 1,3446 Dollar zurückgefallen.

"Am Devisenmarkt ist eine gewisse Erleichterung zu spüren, weil man davon ausgeht, dass Irland schon bald zu dem Rettungspaket greifen wird", sagte Cyrus de la Rubia, Analyst bei der HSH Nordbank. Irlands Zentralbankchef Patrick Honohan hatte erklärt, angesichts der Schuldenkrise vermutlich einen zweistelligen Milliarden-Kredit von der Europäischen Union und dem Internationalen Währungsfonds in Anspruch zu nehmen. Die Verhandlungen könnten sich aber bis nächste Woche hinziehen, hieß es in Dublin. Irland steuert in diesem Jahr auf ein Haushaltsdefizit von 32 Prozent der Wirtschaftsleistung zu.

Nachrücker Portugal und Spanien

Ein großes Erholungspotential räumen Analysten dem Euro allerdings nicht ein. "Es steht zu befürchten, dass der Markt, nachdem Irland quasi abgehandelt ist, sich umso mehr auf Länder wie Portugal oder Spanien konzentriert", schrieben die Analysten der Commerzbank in einem Kommentar. Auch HSH-Nordbank-Experte de la Rubia sieht vor allem in Portugal den nächsten Wackelkandidaten. Das südwesteuropäische Land dürfte im kommenden Jahr in die Rezession zurückfallen, die OECD rechnet mit einem Schrumpfen der Wirtschaftsleistung um 0,2 Prozent.

Einen leichten Dämpfer erhielt der Euro im Tagesverlauf bereits von einem überraschend starken Anstieg des  Philly-Fed-Index. Die Gemeinschaftswährung gab ihre Gewinne zum Teil wieder ab und pendelte bis zum späten Nachmittag um 1,36 Dollar. Der US-Konjunkturindikator der Federal Reserve Bank von Philadelphia liegt im November bei 22,5 Punkten, Analysten waren nur von fünf Punkten ausgegangen. Das nähere wieder Spekulationen, dass die US-Notenbank Fed ihr milliardenschweres Anleihenkaufprogramm doch nicht in vollem Umfang durchführen werde, was sich positiv auf den Dollar auswirken dürfte, sagte ein Händler.

Renten weniger gefragt

Entspannung machte sich angesichts der wachsenden Zuversicht im irischen Schuldendrama am Rentenmarkt breit: dort zogen die Kurse der zehnjährigen irischen Anleihen  massiv an, so dass die Renditen wieder auf rund 8,3 Prozent von gut 8,5 Prozent am Vorabend fiel. Auch die Kosten für eine Kreditausfallversicherung (CDS) irischer Staatspapiere und die Risikoaufschläge zu den Renditen der deutschen Bundesanleihen gingen zurück. Dies lag auch daran, dass die Renditen der deutschen zehnjährigen Bundesanleihe kräftig auf knapp 2,7 Prozent von 2,61 Prozent am Vorabend anzogen. Der für die gesamte Euro-Zone richtungsweisende Bund-Future weitete seine Verluste nach den US-Daten aus und fiel auf ein Vier-Monats-Tief von 127,42 Zähler. 

Positiv nahmen die Anleger die Auktion spanischer Staatsanleihen auf. Zwar sank die Nachfrage nach zehnjährigen Anleihen trotz einer höheren durchschnittlichen Rendite leicht. Doch wiesen mehrer Börsianer auf das schwierige Umfeld hin. "Angesichts des äußerst ungünstigen Zeitpunkts war die Auktion ordentlich", erklärte Chiara Cremonesi, Analystin bei UniCredit. Insgesamt nahm die Regierung in Madrid rund 3,6 Mrd. Euro ein, was in etwa am oberen Rand des geplanten Emissionsvolumens von drei bis vier Mrd. Euro lag.

Auch Frankreich zapfte den Kapitalmarkt an: Die Pariser Regierung nahm problemlos mehr als doppelt so viel wie die Spanier auf. Die französischen zehnjährigen Anleihen gaben ähnlich stark wie die deutschen nach. Die Rendite stieg im Gegenzug auf rund 3,1 Prozent von rund drei Prozent am Vorabend.

Quelle: ntv.de, rts

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