Irland im Fokus Euro unter 1,36 Dollar
16.11.2010, 15:50 UhrDer Euro steht wegen der europäischen Verschuldungskrise weiter unter Druck. Auch unerwartet robuste Konjunkturdaten aus den USA lasten auf dem Kurs der Gemeinschaftswährung.
Aus Unsicherheit über die Finanzlage Irlands haben sich die Anleger am Devisenmarkt zurückgehalten. Der Euro zeigte sich kaum verändert zum US-Dollar und handelte weiter um die Marke von 1,36 US-Dollar. Am Nachmittag notierte die Gemeinschaftswährung nur knapp über seinen Vortagesschluss von 1,3583 Dollar. Im asiatischen Handel war die Gemeinschaftswährung schon bis auf 1,3561 US-Dollar zurückgefallen, den niedrigsten Stand seit rund sieben Wochen.
Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,3612 (Montag: 1,3626) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7346 (0,7339) Euro.
Die Gemeinschaftswährung leidet derzeit unter Schuldenkrise der Euro-Peripherie und Nachrichten aus Irland. Daher zieht das am Nachmittag beginnende Treffen der Euro-Finanzminister besondere Aufmerksamkeit auf sich. Händler sagten, sowohl am Devisen- als auch am Rentenmarkt warteten die Anleger ob sich die Finanzminister zur Lage Irlands äußern. Offiziell wird auf der Tagesordnung Irland als Thema nicht genannt.
"Solange nicht klar ist, welche Lösung sich für Irlands Schuldenproblematik findet, dürfte die Gemeinschaftswährung unter Druck bleiben", sagte ein Händler. Zeitungsberichten zufolge ist in der Euro-Zone ein heftiger Streit über eine mögliche Kredithilfe für Irland ausgebrochen. Kleinere Staaten wie Finnland widersetzen sich demnach dem angeblichen Drängen der Europäischen Zentralbank und großer Länder wie Deutschland, den EU- Hilfsfonds für die Iren rasch zu aktivieren, damit sich die Märkte beruhigen.
Irland selbst betont bislang allerdings, keinen Antrag auf internationale Hilfe stellen zu wollen. Offenbar will die Regierung allerdings EU-Milliarden für die angeschlagenen Banken des Landes beantragen. Dublin hofft, so harte Sparauflagen zu vermeiden. Das stößt bei einigen EU-Staaten allerdings auf wenig Gegenliebe.
"Das Angebot gilt nur für Nationalstaaten, nicht für Dritte", sagte Unions-Vize-Fraktionschef Michael Meister. Wer den Antrag auf Hilfen aus dem Euro-Schutzschirm stelle, müsse sich den damit verbundenen Sanierungs-Programmen unterwerfen. Meister zufolge müssten vor allem die Körperschaftssteuersätze angehoben werden, die unter dem EU-Durchschnitt lägen. Viele Länder mit hohen Steuern sehen in den irischen Sätzen einen ungerechtfertigten Wettbewerbsvorteil, zumal der Inselstaat bis Mitte der 2000er Jahre einer der größten Empfänger von EU-Hilfsmitteln war.
Am Rentenmarkt gerieten irische Anleihen unter Druck. Der Risikoaufschlag (Spread) der zehnjährigen irischen Bonds stieg zur Bundesanleihe um 17 auf 579 Basispunkte. Auch die Versicherung eines zehn Mio. schweren irischen Kredites gegen Zahlungsausfall mittels Credit Default Swaps (CDS) stieg auf 507.000 Euro. Griechische und portugiesische CDS legten ebenfalls zu.
Vor dem Hintergrund der Schuldenkrise ließ der besser als erwartet ausgefallene ZEW-Index am Vormittag keinen Effekt im Eurokurs erkennen. Die Konjunkturerwartungen von Finanzanalysten und institutionellen Investoren für Deutschland haben sich im November nach sechs Rückgängen in Folge wieder aufgehellt.
Aus technischer Sicht dominieren für den Euro die Abwärtsgefahren, meinen die Analysten der Helaba. Sollte die Gemeinschaftswährung die Unterstützung bei 1,3560 US-Dollar unterschreiten, wäre der Weg frei bis zur Marke von 1,35 US-Dollar. Den nächsten Widerstand machen die Analysten bei 1,3821 US-Dollar aus.
Quelle: ntv.de, jga/DJ/rts/dpa