Marktberichte

Sorge um Osteuropa Euro verliert deutlich

Die Angst vor tiefen Einschnitten in die osteuropäischen Volkswirtschaften hat am Dienstag an den Devisen- und Rentenmärkten für Unruhe gesorgt. Viele Anleger flohen aus dem Euro und in die Staatsanleihen der Bundesrepublik. Die Gemeinschaftswährung rutschte auf rund 1,26 Dollar und notierte damit so niedrig wie seit Anfang Dezember nicht mehr. Selbst unerwartet gute deutsche und enttäuschende US-Konjunkturdaten konnten dem Euro nicht helfen. "Osteuropa liegt nicht nur geografisch vor unserer Haustüre, sondern es sind auch europäische Banken, die dort besonders engagiert sind", erklärte Commerzbank-Analyst Lutz Karpowitz.

"Osteuropa könnte sich zu Europas Subprime entwickeln", spielte RBC-Rentenstratege Richard McGuire auf den Auslöser der Krise an. Die großzügige Vergabe von Krediten an Schuldner mit schlechter Bonität (Subprime) hatte in den USA am Anfang der Krise gestanden. Ähnlich werde nun die Fähigkeit der osteuropäischen Banken, ihre Euro-Schulden zu zahlen, infrage gestellt, führten Experten aus. Die enormen Zinssenkungen, mit denen die osteuropäischen Notenbanken zu Beginn der Finanzkrise die Wirtschaft wieder in Schwung bringen wollten, hätten die Inflation angeheizt und zur Flucht aus den Währungen geführt. Damit sei eine Abwärtsspirale in Gang gesetzt worden, aus der die Länder nur schwer wieder herausfinden dürften.

Am Dienstag versuchten beispielsweise polnische Zentralbanker die Anleger wieder in den Zloty zu locken, nachdem die polnische Währung mit 4,93 Zloty je Euro nahe dem Allzeittief von Februar 2004 von 4,9330 Zloty notierte. Der Zloty sei unterbewertet und spiegele nicht die Fundamentaldaten wider, klagten die Notenbanker. Die Ratingagentur Moody's warnte, die Rezession in Osteuropa sei schlimmer als anderswo und könnte die Banken in Westeuropa über deren osteuropäische Töchter treffen.

Dem Euro halfen weder der überraschend deutliche Anstieg des ZEW-Konjunkturindex noch der unerwartet deutliche Einbruch des Konjunkturbarometers für den Großraum New York. Die EZB legte den Referenzwert mit 1,2634 Dollar deutlich niedriger als am Vortag mit 1,2765 Dollar fest. Zum Zloty notierte die EZB den Euro mit 4,8795 Zloty. Im Referenzkursverfahren der Banken (EuroFX) fiel der Euro auf 1,2621 (1,2757) Dollar.

Am Rentenmarkt führte der Run auf deutsche Staatsanleihen zu höheren Abstände zwischen den Renditen der deutschen und anderer europäischer Anleihen. So beläuft sich der Renditeabstand zwischen deutschen und griechischen Staatsanleihen inzwischen auf über 300 Basispunkte.

Die Renditen der zweijährigen deutschen Anleihen rutschten bis auf ein Rekordtief von 1,154 (Vortagesschluss, 1,223) Prozent ab. Auch die Renditen der zehnjährigen Bundesanleihe fiel erstmals seit rund vier Wochen wieder unter drei Prozent auf 2,984 (3,032) Prozent. Der für die europäischen Rentenmärkte richtungsweisende Bund-Future stieg um 41 Ticks auf 125,60 Punkte. Die von der Bundesbank täglich errechnete Umlaufrendite börsennotierter öffentlicher Anleihen fiel auf 2,76 (2,82) Prozent.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen