Marktberichte

Ungarischer Forint springt hoch Euro vor Fed-Sitzung stark

Der Blick richtet sich in die USA.

Der Blick richtet sich in die USA.

(Foto: REUTERS)

Im Vorfeld der geldpolitischen Entscheidungen der US-Notenbank Fed zeigt sich der Euro von seiner starken Seite. Mit dem ungarischen Forint kann er jedoch nicht mithalten: Akteure am Devisenmarkt setzen auf Finanzhilfen für die Orban-Regierung und treiben so die Landeswährung nach oben.

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,17

Der Euro ist am Mittwoch bis auf 1,3235 Dollar und damit auf den höchsten Stand seit drei Wochen gestiegen. Rückenwind erhielt die Gemeinschaftswährung von sinkenden Anleiherenditen der hoch verschuldeten Euroländer, soliden Unternehmensbilanzen sowie der Erwartung, dass die US-Notenbank Fed ihre Nullzinspolitik noch lange beibehalten wird.

Generell waren Investoren angesichts der Haushaltsprobleme und der politischen Unsicherheiten in einigen Euroländern weiter sehr angespannt. Aber der Hauptfokus lag zumindest für diesen einen Tag auf der Fed. "Keiner hat eine klare Idee, welche Aussagen tatsächlich kommen könnten, und von daher ist die Nervosität ziemlich hoch", sagte ein Händler. "Gut wäre es, wenn man zumindest etwas mehr Klarheit zu QE3 bekäme." Einig waren sich Analysten in der Einschätzung, dass wohl ein Festhalten an der Niedrigzinspolitik bis Ende 2014 bekräftigt wird. Und viele gingen davon aus, dass sich die Fed die Tür für ein neues Anleihenkaufprogramm (QE3) offen halten aber sich noch nicht dafür oder dagegen entscheiden wird.

Der Dollar notierte zu einem Korb aus sechs Währungen auf dem niedrigsten Stand seit drei Wochen. Sollte sich die Fed zuversichtlicher zu den Wirtschaftsperspektiven der weltgrößten Volkswirtschaft äußern, könnte das dem Dollar allerdings wieder ordentlich Rückenwind geben, hieß es von Analysten.

Der Euro profitierte Händlern zufolge auch von der positiv gewerteten Wachstumsprognose der Bundesregierung sowie von der Aufforderung des Bundes an die Europäische Zentralbank, von der lockeren Geldpolitik abzukehren. Außerdem hellten positiv aufgenommene Unternehmensbilanzen von Konzernen wie Apple oder Ericsson die Stimmung auf.

Finanzhilfen-Hoffnung treibt Forint

Forint / Euro
Forint / Euro ,00

Einen kräftigen Sprung nach oben macht dagegen der Forint. Ungarns Währung klettert beinahe auf ein neues Jahreshoch. In der Spitze kostet ein Euro 286,49 Forint, nachdem am Morgen noch mehr als 294 Forint aufgerufen wurden. In der Vorwoche handelte der Euro noch in einer Spanne zwischen 295 und 300 Forint.

Hintergrund der Marktbewegungen am Anleihe- und Devisenmarkt ist die Zustimmung der EU-Kommission zu formalen Gesprächen mit Ungarn über ein vorbeugendes Finanzpaket. "Die Investoren haben diese Mitteilung sehnsüchtig erwartet", hieß es am Markt.

Die Analysten der Credit Agricole sprechen von einer "dubiosen" Kursbewegung. Zwar habe Ungarn Schritte in die richtige Richtung zum Erhalt von IWF-Geldern getan, "allerdings wurde konkret noch gar nichts umgesetzt. Und den Tonfall der ungarischen Verlautbarungen kennt man seit Januar. Man sollte mit einer positiven Bewertung des Forint warten, bis die Sache in trockenen Tüchern ist", kommentiert ein Devisenstratege der französischen Bank die Forint-Aufwertung.

Die Regierung in Budapest hatte zuvor den Weg zu neuen Gesprächen mit der EU freigemacht und zugesichert, eine Reihe umstrittener Gesetze zu ändern und diese mit EU-Recht in Einklang zu bringen. Kernpunkt dabei ist die Garantie für die Unabhängigkeit der ungarischen Zentralbank. Budapest hatte wegen seiner drohenden Staatspleite schon im vergangenen Jahr beim Internationalen Währungsfonds und in Brüssel um Unterstützung angefragt. Ministerpräsident Viktor Orban, der am Vortag zu einer Unterredung mit Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso in Brüssel zusammentraf, habe "sehr deutlich" eine Garantie für die Unabhängigkeit der Bank zugesichert, sagte Kommissionssprecher Olivier Bailly. Von Seiten des IWF war kurzfristig keine Stellungnahme zu erhalten.

Klage vor dem EuGH

In der Auseinandersetzung mit Budapest um die Unabhängigkeit der Datenschutzbehörde und des Justizwesens gibt die Kommission allerdings keine Entwarnung. In beiden Fällen wurde jetzt eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof im Rahmen eingeleiteter EU-Vertragsverletzungverfahren beschlossen.

Ungarn ersucht die internationalen Geldgeber aus EU und IWF um ein vorbeugendes Hilfspaket in der Größenordnung von 15 bis 20 Mrd. Euro. Damit sollen die Kosten für die Staatsschulden gesenkt und die Landeswährung gestützt werden.

Quelle: ntv.de, nne/rts/DJ

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