Marktberichte

Frankreich-Daten bremsen Aufwärtstrend Euro zieht sich etwas zurück

Industrieproduktion in Frankreich fällt dritten Monat in Folge.

Industrieproduktion in Frankreich fällt dritten Monat in Folge.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Entspannung in der Syrien-Krise macht Anleger grundsätzlich wieder mutiger. Das heißt: raus aus dem Dollar, rein in den Euro. Schwächere Industrie-Daten aus Frankreich dämpfen die Euphorie jedoch etwas. Der Euro hält sich aber weiter über 1,32 Dollar.

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,17

Russlands Vorstoß zur Lösung der Syrien-Krise hat Devisenanlegern am Morgen wieder Lust auf Risiko gemacht. Den sicheren Hafen Dollar ließen sie links liegen und griffen stattdessen lieber beim Euro zu. Die Gemeinschaftswährung kletterte in der Spitze auf 1,3277 Dollar nach 1,3254 Dollar im Schlussgeschäft vom Montag.

Die Regierung in Moskau schlug vor, das Chemiewaffen-Arsenal Syriens unter internationale Kontrolle zu stellen. Die zunächst für den morgigen Mittwoch angesetzte Probeabstimmung des US-Senats zu einem Militärschlag gegen Syrien wird sich nun offenbar verschieben.

Jetzt sei Abwarten angesagt, sagte Bart Wakabayashi, Stratege bei State Street Global Markets in Tokio. Das gelte auch für das weitere geldpolitische Vorgehen der Fed, die in der nächsten Woche zu ihrer Zinssitzung zusammenkommt. Ein Beschluss über die langsame Rückführung der QE3-Anleihekäufe erscheint nach Ansicht von Helaba-Analyst Ralf Umlauf noch immer als das wahrscheinlichste Szenario. "Ab Oktober könnten dann die Anleihekäufe um 10 Milliarden US-Dollar verringert werden." Über den Kauf von Immobilienpapieren und Staatsanleihen pumpt die Notenbank derzeit jeden Monat 85 Milliarden Dollar in den Wirtschaftskreislauf.

Schwache französische Industrieproduktion

Ein kleiner Dämpfer kam jedoch im Laufe des Vormittags von der Konjunkturfront in Frankreich. Hier verdichten sich die Anzeichen für eine Abschwächung der Industriekonjunktur. Wie das nationale Statistikamt in Paris mitteilte, lag die Produktion der Industrieunternehmen im Juli 0,6 Prozent niedriger als im Vormonat. Es war bereits der dritte Rückgang in Folge. Zudem wurden die Markterwartungen verfehlt, Bankvolkswirte hatten mit einem Anstieg um ein halbes Prozent gerechnet. Auch im Jahresvergleich beschleunigte sich der Abwärtstrend: Nach einem Minus von 0,1 Prozent im Juni sank das Herstellungsvolumen im Juli binnen Jahresfrist um 1,8 Prozent.

Rund läuft es auch immer noch nicht in Italien. Angesichts der unklaren politischen Situation in Rom sind derweil die Anleihen des Landes zunehmend ins Hintertreffen geraten. Italien musste für seine zehnjährigen Staatstitel eine höhere Rendite zahlen als Spanien. Sie lag bei 4,484 Prozent, die der spanischen Pendants bei 4,473 Prozent. In den vergangenen Monaten hatte der höhere Risikoaufschlag meist auf spanischer Seite gelegen. "Die Angst vor einer neuen Phase politischer Instabilität in Italien treibt die Anleger nun dazu, ihr Portfolio neu zu sortieren - Spanien erhält dabei den Vorzug, weil die Emissionen weniger innenpolitischen Risiken ausgesetzt sind", sagte ein Händler.

Am Montag hatte der italienische Senat mit seinen Beratungen begonnen, ob Silvio Berlusconi nach dessen Verurteilung wegen Steuerhinterziehung vom Parlament ausgeschlossen wird. Politiker von Berlusconis Mitte-Rechts-Partei (PDL) hatten in diesem Fall mit einem Bruch der Regierungskoalition gedroht. Die PDL und die Mitte-Links Partei PD von Ministerpräsident Enrico Letta hatten sich erst im April zusammengerauft, um die politische Patt-Situation in Europas viertgrößter Volkswirtschaft zu beenden.  

Sentix: "Ein fulminanter Befreiungsschlag"

Ungeachtet der Dämpfer von der europäischen Konjunkturfront sorgte ein überraschend kräftiger Anstieg des Sentix-Konjunkturindex für Unterstützung für die Gemeinschaftswährung. Das unter Anlegern erhobene Stimmungsbarometer kletterte auf den höchsten Stand seit Mai 2011. "Es ist ein fulminanter Befreiungsschlag", kommentierte Sentix-Experte Sebastian Wanke. Im Euroraum verbuchte der Indikator im September das stärkste Plus seit August 2005.

Schon vor dem Wochenende hatten als Enttäuschung interpretierte Daten zur Lage im US-Arbeitsmarkt den Euro stark angeschoben. Der unerwartet schwache Jobaufbau in der weltgrößten Volkswirtschaft könnte die US-Notenbank Fed in ihrer Absicht bremsen, die Stützungsmaßnahmen für das Wachstum rasch einzuschränken. Bislang waren Anleger und Analysten von einer Drosselung des ultrabilligen Geldes noch in diesem Monat ausgegangen.

Indische Rupie legt zu

Nach dem verlängerten Wochenende in Indien kann die Rupie zum US-Dollar zulegen. Aktuell kostet ein Dollar 64,30 Rupien und damit 1,6 Prozent weniger als am Freitagabend. Der Greenback notierte bereits zum Handelsbeginn unterhalb von 64,65 Rupien und fiel damit aus dem oberen "Bollinger-Band" heraus. Technisch wurde die vorherige Aufwärtstendenz dadurch umgekehrt, erklärten Beobachter. Fundamental lasse sich die Aufwertung der Rupie dadurch erklären, dass der Dollar seine Position als sicherer Hafen einbüße.

Als Reaktion auf starke Wirtschaftsdaten aus China und Japan bauen Investoren demnach ihre "Risk-off"-Positionen ab. Auch die erhoffte Entspannung im Syrien-Konflikt spiele eine Rolle, hieß es. Die nächste psychologische Unterstützungslinie für den Dollar machen die charttechnisch orientierten Experten bei 64,00 Rupien aus.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/dpa/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen