Nach den US-Jobdaten Euro zieht wieder an
05.11.2010, 14:50 UhrAn den Devisenmärkten kommt vor dem Wochenende Unruhe auf: Nach schwachen Konjunkturdaten aus Europa gerät der Kurs des Euro in Bewegung. Eine unangenehme Überraschungen steuert das deutsche Wirtschaftsministerium bei.

Irland will hart sparen, Spanien kommt nicht hoch, die Ladenkassen klingeln leiser und in den Auftragsbüchern der deutschen Industrie klaffen Leerstellen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der Euro pendelt am Freitag in einer vergleichsweise breiten Spanne. Nach einem frühen Anstieg bis auf 1,4249 Dollar fiel die europäische Gemeinschaftswährung zeitweilig bis auf 1,4032 zurück. Am frühen Nachmittag lag der Euro wieder bei 1,41 Dollar. Im Vergleich zum EZB-Kurs vom Vortag fiel der Euro damit zurück. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzt den Referenzkurs vor dem Wochenende auf 1,4084 Dollar fest. Am Vortag hatte sie den Orientierungskurs mit 1,4244 Dollar angegeben. Der Dollar kostete damit bei der EZB am Freitag 0,7100 Euro.
Zu anderen wichtigen Währungen gab die EZB die Referenzkurse für einen Euro mit 0,86790 (0,87585) britischen Pfund, 114,41 (115,15) japanischen Yen und 1,3546 (1,3782) Schweizer Franken an.
Neue Schätzung aus Madrid
Hinweise zur konjunkturellen Entwicklung in Spanien erinnerten die Anleger am Vormittag an die anhaltenden Probleme innerhalb der Euro-Zone. Das Euro-Mitgliedsland Spanien kommt nicht aus dem Konjunkturtal heraus: Nach Schätzungen der Zentralbank stagnierte die Wirtschaft im Sommerquartal im Vergleich zum zweiten Vierteljahr. Es sei allerdings voraussichtlich nur eine vorübergehende Delle und somit vorerst kein Rückfall in die Rezession zu befürchten.
Der Blick auf die Statistik bietet nach den Zahlen der Notenbank zudem einen Hoffnungsschimmer: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) habe im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mit einem Plus von 0,2 Prozent erstmals nach sieben Quartalen mit Rückgängen wieder angezogen. Die offiziellen Daten sollen in der kommenden Woche veröffentlicht werden.
Spanien hatte sich Anfang des Jahres aus einer anderthalb Jahre währenden Rezession gelöst, die das Land nach dem Platzen einer Blase am Immobilienmarkt fest im Griff hielt. Die Wende am Arbeitsmarkt lässt aber weiter auf sich warten: Die Zahl der Erwerbslosen legte im Oktober zum Vormonat weiter zu. Spanien hält bei der Arbeitslosigkeit weiterhin die rote Laterne in der Euro-Zone.
Schwäche an der Ladenkasse
Am späten Vormittag hatten zudem Daten zum privaten Konsum in Europa für eine Überraschung gesorgt: Der Einzelhandelsumsatz in der Eurozone hat sich im September schwächer entwickelt als erwartet, war aber im August nach revidierten Berechnungen besser als zunächst berichtet. Die Umsätze im gemeinsamen Währungsraum sanken im September gegenüber dem Vormonat um 0,2 Prozent, wie die europäische Statistikbehörde Eurostat mitteilte. Ökonomen hatten dagegen mit einem Anstieg um 0,2 Prozent gerechnet.
Im August war der Umsatz revidiert um 0,2 Prozent (vorläufig: minus 0,4 Prozent) gesunken. Auf Jahressicht lagen die Umsätze in der Eurozone im September um 1,1 Prozent höher. Volkswirte hatten ein Plus von 1,8 Prozent erwartet. Im August war ein Zuwachs um 1,3 Prozent (vorläufig: plus 0,6 Prozent) verzeichnet worden.
Der Absatz von Nahrungsmitteln, Getränken und Tabakwaren nahm im September gegenüber August im Euroraum um 0,1 Prozent ab, stieg aber in der EU mit ihren 27 Mitgliedsstaaten um 0,3 Prozent. Im Nicht-Nahrungsmittelsektor ging der Umsatz in beiden Gebieten auf Monatssicht um 0,3 Prozent zurück. Auf Jahressicht stieg der Absatz von Nahrungsmitteln, Getränken und Tabakwaren im Euroraum um 0,1 Prozent, fiel aber in der EU-27 um 0,5 Prozent.
Rückschläge in Deutschland
Die deutsche Industrie hat im September überraschend einen herben Rückschlag bei den Aufträgen erlitten: Die Orders verringerten sich im Vergleich zum Vormonat um 4,0 Prozent, wie das Bundeswirtschaftsministerium mitteilte. Dies ist der stärkste Rückgang seit Januar 2009.
Insbesondere die Nachfrage aus der Euro-Zone brach ein: Aus diesen Staaten, die vielfach unter einer Schuldenkrise leiden, gingen 13,3 Prozent weniger Aufträge für Produkte "Made in Germany" ein. Die Bestellungen aus dem Inland verringerten sich nur moderat um 0,6 Prozent, die Nachfrage aus dem Ausland außerhalb des Euroraums sank um 1,2 Prozent.
Der Einbruch bei den Bestellungen erwischte fast alle der im Vorfeld befragten Experten auf dem falschen Fuß. Von Reuters kontaktierte Analysten hatten im Schnitt mit einem Plus von 0,5 Prozent gerechnet, nachdem der Auftragseingang bereits im August um revidiert 3,5 Prozent zugelegt hatte. "Anders als im Vormonat war im September nur ein durchschnittlicher Umfang an Großaufträgen zu verzeichnen", hieß es aus dem Wirtschaftsministerium.
Die nachlassende Zahl von Großaufträgen, etwa für Flugzeuge oder Schiffe, traf insbesondere die Investitionsgüterhersteller, deren Bestellungen insgesamt um 4,5 Prozent in den Keller rauschten. Aber auch die Hersteller von Vorleistungsgütern wie etwa Chemieprodukten mussten kräftig Federn lassen: Ihre Orders gingen um 3,8 Prozent zurück. Demgegenüber erhöhten sich bei den Konsumgütern die Bestellungen leicht um 0,3 Prozent.
Trotz des Rückschlags im September legte der Auftragseingang im Sommerquartal gegenüber dem Frühjahr zu - und zwar um 1,7 Prozent. Versöhnlich stimmt auch der Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum: Gegenüber dem September des Krisenjahrs 2009 zogen die Aufträge um 14 Prozent an.
Quelle: ntv.de, DJ/dpa/rts