Die Gefahr des "lauten Denkens" Euro zittert mit Paris
13.09.2011, 14:45 Uhr
"An der fundamentalen Situation hat sich nichts geändert."
(Foto: AP)
Die Lage an den Devisenmärkten bleibt weiterhin extrem angespannt: Nach der Diskussion um eine "geordnete Insolvenz" Griechenlands stehen unvermittelt die großen Namen der französischen Bankenlandschaft voll im Rampenlicht. Die Gemeinschaftswährung schwankt heftig. "Lautes Denken macht dem Euro zusätzlich zu schaffen", heißt es am Markt.
Der Euro steht am Dienstag angeschlagen. Mit dem Kurssturz französischer Banken an der Pariser Börse setzte die Gemeinschaftswährung ihre Talfahrt der vergangenen Tage fort. Zeitweise rutschte der Euro bis auf 1,3560 Dollar ab - und notierte damit nur gut einen halben US-Cent über dem am Vortag erreichten Sieben-Monats-Tief von knapp 1,35 Dollar.
Zwar erholte sich der Euro bis zum Mittag wieder auf Kurse über die Marke von 1,36 Dollar. In der Spitze erreichte der Kurs sogar die Marke bei 1,37 Dollar. Doch Börsianer rechneten nicht mit einer generellen Trendwende. "An der fundamentalen Situation hat sich nichts geändert, der Euro bleibt unter Druck", sagte Commerzbank-Analystin You-Na Park.
Vor allem der Einbruch der Aktien der BNP Paribas um bis zu fast 12 Prozent belastete den Euro, sagten Händler. Auslöser dieser Verluste war ein Bericht im "Wall Street Journal" über angebliche Probleme der BNP Paribas bei der Beschaffung von Dollar am US-Geldmarkt. Die Großbank widersprach, man könne sich normal in Dollar refinanzieren und zwar sowohl über Swap-Geschäfte als auch direkt. Der Aktienkurs erholte sich danach etwas. Doch Devisen- und Rentenhändler blieben skeptisch. "Die Märkte wollen endlich einen klaren Weg zur Lösung der europäischen Schuldenprobleme sehen, den gibt es bislang nicht. Weder in Italien noch in der Euro-Zone insgesamt", fasste Marc Ostwald, Stratege bei Monument Securities, zusammen.
Italien nimmt frisches Geld auf
Mit Argusaugen verfolgt der Devisenmarkt Beobachtern zufolge weiter die Diskussion um eine mögliche Staatspleite Griechenlands. "Lautes Denken macht dem Euro zusätzlich zu schaffen", titelte Unicredit-Analyst Armin Mekelburg seinen Morgenkommentar. "Die Verunsicherung wegen der nicht mehr ausgeschlossenen Pleite Griechenlands sowie der Zerrissenheit innerhalb der EZB wiegen schwer", stimmte Helaba-Analyst Ralf Umlauf zu. Spekulationen auf italienische Bond-Käufe Chinas hatten den Euro zeitweise auf fast 1,37 Dollar getrieben.
Die "Financial Times" hatte berichtet, Italien habe die Regierung in Peking um den Ankauf von Staatsanleihen im großen Stil gebeten. Zweifel an einer solchen Rentenstrategie Chinas bremsten den Euro aber rasch wieder aus. Dabei bestätigte die Regierung in Rom Beratungen des italienischen Wirtschaftsministers Giulio Tremonti mit führenden chinesischen Investment-Vertretern.
Die Versteigerung italienischer Staatsanleihen - darunter auch fünfjährige Papiere - über insgesamt 6,5 Mrd. Euro ging am Vormittag relativ geräuschlos über die Bühne, auch wenn das Land den Investoren höhere Zinsen zahlen muss und die Überzeichnung mit 1,3 laut Börsianern nicht gerade überzeugend war. "Aber angesichts der angespannten Situation in der Euro-Zone ist das auch keine Überraschung", erklärte Monument-Securities-Analyst Ostwald.
Die Notenbank muss zuschauen
"Die Hauptsache ist aber, dass Italien die Papiere losgeworden ist", fügte Alessandro Tentori, Analyst bei der BNP Paribas hinzu. Nach Einschätzung von Peter Chatwell, Stratege bei Credit Agricole, hatten die Märkte mit einer schwachen Auktion gerechnet, aber nicht mit einer kompletten Enttäuschung - "und genau das haben sie bekommen". Die Auktion der fünfjährigen Papiere habe aber auch gezeigt, wie schwierig es sei, derzeit den Anlegern neue Papiere zu verkaufen, da die EZB mit ihren Anleihenkäufen nicht am Primärmarkt eingreifen könne.
Die Notenbank kauft seit Wochen am Sekundärmarkt Anleihen Italiens und Spaniens auf. Die Renditen der zehnjährigen Anleihen dieser Länder sind inzwischen aber trotz der EZB-Interventionen wieder gestiegen. Die zehnjährige italienische Anleihe rentierte am Dienstag wieder mit mehr als 5,7 Prozent. Kurz nach Beginn der Anleihe-Käufe waren die Zinsen noch auf fast fünf Prozent gefallen. "Das zeigt, dass selbst die EZB diesen Trend zu höheren Rendite nicht aufhalten kann", fasste ein Börsianer zusammen.
Quelle: ntv.de, rts