Finanzwerte schwach Europa angeschlagen
07.10.2002, 20:30 UhrDie europäischen Aktien haben am Montag die Talfahrt der Vorwoche fortgesetzt. Unter den größten Verlierern waren einmal mehr Bankwerte zu finden, die weiter unter Spekulationen um unsichere Kredite und Ertragsprobleme litten. Besser lief es bei den Versicherern, die sich gegen den negativen Markttrend behaupten konnten. Für ein Plus am Gesamtmarkt reichte es allerdings nicht, da anhaltende Konjunktursorgen und die Furcht vor einem möglichen Irak-Krieg die Stimmung beherrschten.
Der Euro Stoxx50 verlor 0,8 Prozent auf 2.208 Zähler, nachdem er zeitweise mehr als 2,5 Prozent schwächer notiert hatte. Der Stoxx50 rutschte 1,1 Prozent auf 2.331 Punkte abwärts.
Die CS Group baute die Verluste der vergangenen beiden Handelstage weiter aus. Händler verwiesen auf Befürchtungen, dass einer der Hauptaktionäre, die BZ Gruppe, sich wegen finanzieller Schwierigkeiten von seinen Beteiligungen an der CS Group trennen könnte. Die Aktie der CS Group gab knapp 5 Prozent auf 20,75 Schweizer Franken nach.
Auf der Verliererseite an die Spitze schoben sich jedoch Vivendi Universal. Das Unternehmen gab 7,1 Prozent auf 11,26 Euro nach. Kreditgeber des polnischen Mischkonzern Elektrim haben einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens für die Gruppe gestellt. Ein Joint Venture aus Vivendi und Elektrim hält 51 Prozent an der größten osteuropäischen Telekomgesellschaft PTC.
Die Bank of Ireland hat der sechstgrößten britischen Bank Abbey National Interesse an einer Übernahme signalisiert. Es hätten aber noch keine formellen Gespräche mit Abbey stattgefunden, teilte die Bank of Ireland mit. Deshalb sei der Ausgang ihres Anliegens noch völlig ungewiss. Bankenkreise räumen dieser Fusion wenig Chancen ein. Die Wahrscheinlichkeit sei sehr gering, dass dabei etwas herauskomme, heißt es. Abbey habe vermutlich bereits vor einigen Wochen einen Fusionsplan von der Bank of Ireland erhalten und abgelehnt, weil das Institut zu niedrig bewertet wurde.
Nachdem wachsende Kreditrisiken in diesem Jahr einen drastischen Gewinnrückgang zur Folge hatten und Chief Executive Ian Hanley die Bank verlassen hat, gilt Abbey National als Übernahmeziel. Die Marktkapitalisierung des Instituts wird derzeit auf etwa sieben Mrd. Pfund Sterling (10,8 Mrd. Euro) geschätzt. Von einer irisch-britischen Bankenehe wird nach Ansicht der Anleger offenbar vor allem Abbey National profitieren. Während die Aktien der britischen Bank um knapp 6 Prozent auf 536 Pence stiegen, fielen die Aktien der Bank of Ireland um 7,6 Prozent auf 9,35 britische Pence.
Der weltgrößte Stahlkonzern Arcelor hat offenbar die Fusionsgespräche mit dem US-Produzenten Bethlehem Steel abgebrochen. Es gebe keine Gespräche mehr mit Bethlehem-Chef Miller, zitierte die "Financial Times Deutschland" Arcelor-Chef Guy Dolle. Als Grund nannte Dolle die Verpflichtungen aus den Pensions- und Krankenversicherungslasten bei Bethlehem. Dieses Risiko könne Arvelor nicht übernehmen. Am US-Markt ist der Stahlriese aber weiter interessiert. Man sei weiterhin für Möglichkeiten in den USA offen, so Dolle. Bethlehem Steel beschäftigt 13.000 Mitarbeiter, hat jedoch Pensionsverpflichtungen für 130.000 Beschäftigte. Am Markt wird der Fusion offenbar nachgetrauert, die Aktie verlor 8,6 Prozent auf 9,05 Euro.
Im Technologiesektor kam der Chip-Ausrüster ASML erneut schwer unter die Räder. Hintergrund war eine Herabstufung durch UBS Warburg. Die Analysten stuften das Papier auf "Verkaufen" von "Halten" herab und reduzierten das Kursziel von 16 auf 4 Euro. Die Aktie brach daraufhin 14,1 Prozent auf 5,30 Euro ein.
Quelle: ntv.de