EZB hält Zinssatz konstant Europa enttäuscht
07.11.2002, 20:30 UhrDie europäischen Börsen verbuchten am Donnerstag deutliche Abschläge. Die Entscheidung der Europäischen Zentralbank, die Leitzinsen unverändert zu belassen, hat die Kurse nach freundlichem Start wieder ins Minus gedrückt. Unter Druck gerieten vor allem Technologiewerte. Gegen den Negativtrend konnten sich hingegen Pharmatitel behaupten und auch British Telecom war nach positiven Geschäftszahlen gefragt. Der Eurostoxx50 verliert 3,6 Prozent auf 2.486 Zähler, der Stoxx50 gibt 2,1 Prozent auf 2.537 Zähler nach.
Volkswirte und Händler reagierten enttäuscht auf die Entscheidung der EZB, zumal nach dem überraschend deutlichen Zinsschritt der US-Notenbank Fed spekuliert worden war, dass die EZB als Antwort darauf ebenfalls die Sätze senken werde.
Die EZB beließ den für die Refinanzierung der Banken maßgeblichen Schlüsselzins jedoch weiter bei 3,25 Prozent. Zuvor hatte die US-Notenbank die US-Zinsen um 50 Basispunkte auf 1,25 Prozent und damit auf den tiefsten Stand seit mehr als 40 Jahren gesenkt.
Während die meisten Technologiewerte mit Minuszeichen reagierten, entpuppte sich die Aktie der BT Group als Favorit der Anleger. Der führende britische Telekomanbieter, hat für das abgelaufene zweite Quartal einen Anstieg des Vorsteuergewinns von 55 Prozent auf 496 Mio.Pfund ausgewiesen. Im Berichtszeitraum erhöhte sich der Umsatz um zwei Prozent auf 4,661 Mrd. Pfund. Die Ergebnisse lagen am oberen Ende der Erwartungen der Analysten. Die BT-Aktie verzeichnete einen Aufschlag von 5,7 Prozent auf 199 britische Pfund.
Auch Konkurrent Telecom Italia legte Zahlen vor. Der führende italienische Telekomkonzern hat bei höherem Umsatz den operativen Gewinn in den ersten neun Monaten überraschend stark gesteigert. Das Betriebsergebnis habe zum Vorjahr um 11 Prozent auf 5,71 Milliarden Euro zugelegt, hieß es. Die Aktie gab dennoch 0,4 Prozent auf 8,12 Euro nach.
TIM, die Mobiltochter der Telecom Italia, überzeugte hingegen die Anleger. Die Aktie gewann 1,8 Prozent auf 4,88 Euro. Das Unternehmen verbuchte im dritten Quartal einen operativen Gewinn von 1,03 Mrd. Euro bei einer Umsatzsteigerung von knapp 9 Prozent auf 2,83 Mrd. Euro.
Vivendi Universal, die zunächst gestern lange die Gewinnerliste angeführt hatten, verloren am Donnerstag 3,8 Prozent auf 13 Euro. Die Europäische Kommission kündigte am Vormittag an, sie brauche mehr Zeit, um die Übernahme von Vivendis italienischem PayTV-Senders Telepiu durch die australische NewsCorp und die Telecom Italia zu überprüfen.
Nach Börsenschluss gab Vivendi bekannt sich von der Hälfte der Anteile an seiner Wasserversorgungssparte Vivendi Environment trennen zu wollen. Damit dürften in diesem Jahr insgesamt Vermögenswerte über sieben Milliarden Euero veräußert werden. Zuvor hatte das Unternehmen bis Ende 2002 Veräußerungen im Wert von lediglich fünf Milliarden Euro geplant.
Vivendi Universal teilte weiter mit, der Verkauf der US-Buchsparte Hoghton Mifflin für 1,7 Milliarden Euro sei abgeschlossen.
Auf die Gewinnerliste schaffte es hingegen AstraZeneca. Die Titel des zweitgrößten Pharmakonzerns stiegen um 2,8 Prozent auf 2.334 britische Pence. Hintergrund waren Meldungen, dass ein Schlüsselmedikament des Unternehmens die Zulassung für den EU-Markt erhalten hat.
Quelle: ntv.de