Marktberichte

God Bless America! Europa freundlich

Die Kurse der europäischen Werte traten am Dienstag zunächst auf der Stelle. Eine eindeutige Entwicklung zeichnete sich erst nach den März-Daten zum US-Verbrauchervertrauen ab - und zwar nach oben. Damit könnte möglicherweise eine Trendwende in der Kursentwicklung eingeläutet worden sein. Der EuroStoxx50 legte 0,6 Prozent zu und schloss bei 3.733 Zählern. Für den Stoxx50 ging es 0,2 Prozent auf 3634 Punkte nach oben.

Das Vertrauen der amerikanischen Verbraucher in die Entwicklung der heimischen Wirtschaft ist im März auf 110,2 Punkte gestiegen von 95 Punkten im Vormonat. Dies ist der höchste Stand seit August 2001 und zugleich der größte monatliche Anstieg seit 25 Jahren.

Auch die Auftragseingänge für langlebige Güter in den USA sind im Februar gestiegen. Wie das Arbeitsministerium in Washington am Dienstag vor Börseneröffnung mitteilte, beträgt das Plus 1,5 Prozent. Dieser Zuwachs geht allerdings in erster Linie zurück auf Rüstungsgüter. Rechnet man die heraus, dann ergibt sich sogar ein leichtes Minus von 0,2 Prozent. Analysten hatten ein Plus von einem Prozent erwartet.

In Deutschland ist der ifo- Geschäftsklimaindex im März auf 91,8 Punkte gestiegen von 88,5 (revidiert) im Februar. Experten hatten mit einem Anstieg auf lediglich 90,3 Punkte gerechnet. Damit ist das Barometer erstmalig über das Niveau von vor den Terroranschlägen am 11. September 2001 geklettert. Der Geschäftsklimaindex des Münchener ifo-Instituts für Wirtschaftsentwicklung ist eine Art "Wetterbericht für die Wirtschaft", der monatlich veröffentlicht wird. Er ist ein Barometer für die aktuelle Stimmungslage in der deutschen Wirtschaft.

Ganz vorne bei den Gewinnern im EuroStoxx50 ist die Aktie von France Tlcom. Hintergrund ist die Meldung, wonach sich der französische Telefonkonzern mit MobilCom-Chef Gerhard Schmid darauf geeinigt hat, dass Schmid seine Anteile an eine Bankengruppe abgibt und sich anschließend aus dem Unternehmen zurückzieht. France Tlcom teilte mit, man habe nicht die Absicht, Anteile von Schmid zu erwerben, glaube aber, dass es für MobilCom Sinn mache, mit einem anderen Telekom- Unternehmen in Deutschland zu fusionieren. Offen blieb indes, ob auch alle freien MobilCom-Aktionäre ein Übernahmeangebot erhalten sollen. Die Aktie gewann 5,4 Prozent auf 35,50 Euro.

Erfreuliche Meldungen gibt es von Swisscom. Der Schweizer Telekommunikationskonzern hat 2001 den Gewinn auf knapp fünf Milliarden Schweizer Franken steigern können nach 3,2 Milliarden im Vorjahr. Beim Umsatz verzeichneten die Schweizer ein Plus von 0,8 Prozent auf 14,2 Milliarden Franken. Operativ verdiente Swisscom mit 4,4 Milliarden Franken 9,3 Prozent mehr als in 2000. Den Kurs der Aktie konnte das allerdings nicht beflügeln - das Papier ging unverändert bei 503,00 Franken aus dem Handel.

Am Montag war es noch ein Gerücht, am Dienstag wurde es offiziell: der schwedische Telekomriese Telia wird die finnische Sonera übernehmen. Vollzogen wird die Transaktion in Form eines Aktientauschs mit einem Gesamtvolumen von rund 7,5 Milliarden Euro. Der Zusammenschluss wäre die erste grenzüberschreitende Fusion zweier ehemaliger Telekommonopolisten in Europa. Der Telia-Kurs brach nach der Mitteilung um 10,8 Prozent auf 35,40 schwedische Kronen ein, Sonera verlor 3,8 Prozent auf 5,61 Euro.

Eine kleine Revolution fand am britischen Aktienmarkt statt. Die Regierung hat eine Regelung gelockert, die bisher den ausländischen Anteil an den Rüstungsfirmen Rolls Royce (Flugzeugtriebwerke) und BAe Systems (Flugzeuge, Helikopter) auf 49,5 Prozent begrenzte. Bei beiden Unternehmen hatte sich zuletzt die Auslandsquote stark dieser Marke genähert. Die einzige Beschränkung, die jetzt noch gilt, betrifft die Aufsichtsräte. Dort müssen die Briten weiterhin in der Mehrheit sein. Die Aktien reagierten unterschiedlich. Während Rolls Royce 5,0 Prozent auf 180,40 Pence zulegten, gaben BAe Systems 4,6 Prozent auf 330 Pence ab.

Die französische Softwarefirma Dassault Systemes profitierte von einen Großauftrag von Toyota. Gemeinsam mit IBM soll die komplette Fertigungs- und Entwicklungssoftware bei den Japanern erneuert werden. Analysten schätzen den Gesamtwert des Auftrags auf 800 Millionen Dollar in den kommenden drei Jahren. Die Aktie schloss mit einem Plus von 4,5 Prozent bei 54,90 Euro.

Der österreichische Kranbauer Palfinger blickt auf ein unbefriedigendes Geschäftsjahr 2001 zurück. Bei gestiegenen Umsätzen hat der Konzern weniger verdient als im Jahr davor. Als Konsequenz wird die Dividende um ein Viertel gekürzt. Für 2002 rechnet Palfinger mit einer Konsolidierung auf hohem Niveau. Die Aktie legte um 3,1 Prozent auf 28,75 Euro zu.

In finanzielle Bedrängnis könnte der schweizerisch-schwedische Elektrotechnikkonzern Asea Brown Boveri (ABB) kommen. Die Rating-Agentur Moody's hatte zuvor die Kreditwürdigkeit für erstrangige Verbindlichkeiten auf Baa2 gesenkt. Damit wird in den Kreditverträgen eine Klausel wirksam, die es den Gläubigerbanken ermöglicht, die Bedingungen neu zu verhandeln. Als Folge dürften die Finanzierungskosten für ABB deutlich steigen. Auf Wunsch des Finanzvorstands wurde das ursprünglich für diesen Mittwoch angesetzte Treffen zwischen Unternehmen und Bankenkonsortium um eine Woche verschoben. Für die Anleger ist das Vertrauen dahin: Sie verkauften die Aktie. Zum Schluss stand ein Minus von 6,6 Prozent auf 12,00 Franken unter dem Strich.

Insgesamt präsentierten sich Finanz- und Versicherungstitel fester am zweiten Tag der verkürzten Handelswoche, während Konsumwerte abgaben. Unicredito und BNP Paribas legten jeweils 0,2 Prozent zu, auf der Verliererseite verbuchten Unilever ein Minus von 1,9 Prozent.

Unter den Verlierern befinden sich auch am Dienstag wieder spanische Aktien. Hier belasten anhaltende Sorgen um den Zustand der argentinischen Wirtschaft. Diese wiederum waren zu Wochenbeginn ausgelöst worden durch einen neuerlichen Schwächeanfall des argentinischen Peso gegenüber dem US-Dollar.

Die Meinungen über die weitere Entwicklung des Gesamtmarktes gehen auseinander. Die Schwächephase der letzten Tage in den USA sei die 'Ruhe vor dem Sturm', so die Einschätzung eines Beobachters. Die Märkte holten Luft und kletterten bald wieder. Die jüngste Entwicklung der Kurse nach Bekanntgabe des US- Verbrauchervertrauens bekräftigt diese Einschätzung.

Andere Stimmen warnen unverändert vor zu hohen Erwartungen an die Unternehmensergebnisse. Diese könnten deutlich schwächer ausfallen als erwartet, so skeptische Händler. In der kommenden Woche beginnt die nächste Berichtssaison und dann dürfte ein erster Trend erkennbar sein, wohin die Reise geht mit den Gewinnen. Die Nervosität ist jedenfalls sehr groß im Vorfeld.

Aus technischer Sicht gibt es positive Signale. Die Chancen auf eine nachhaltige Trendwende nach oben seien so gut wie schon lange nicht mehr, sagen technisch orientierte Analysten. Jetzt müssen sie nur noch Recht behalten.

Quelle: ntv.de

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