Sag, wo die Gewinner sind Europa ganz in rot
18.09.2002, 20:30 UhrDie große Frage, die sich die Anleger zur Zeit stellen, sei einfach: Und was verkaufe ich jetzt? So beschrieb ein Händler die Stimmung am Mittwoch. Nicht verkauft wurde auf jeden Fall die Aktie von Vivendi, sie war allerdings auch der einzige Gewinner im EuroStoxx50. Für die Indizes ging es derweil in Richtung neuer 5-Jahres-Tiefs. Der EuroStoxx50 fiel 4,4 Prozent auf 2.383 Punkte, für den Stoxx50 ging es 4,0 Prozent auf 2.429 Zähler nach unten.
Einer der wenigen Gewinner unter den Standardwerten war die Aktie von Vivendi, die 1,6 Prozent auf 13,42 Euro zulegte. Das französisch-amerikanische Medienunternehmen hat von insgesamt elf Banken einen Kredit über 3 Milliarden Euro erhalten, der eine im Juli gewährte Kreditlinie über 1 Milliarde Euro ablöst.
Der andere nennenwerte Gewinner war der Schweizer Lebensmittelriese Nestl. Der profitierte von der Entscheidung des Hershey-Mehrheitsaktionärs, den US-Schokoladenkonzern doch nicht zu verkaufen. Nestl dürfte damit rund zwölf Milliarden Dollar sparen. Die Aktie legte 2,7 Prozent auf 321,50 Schweizer Franken zu.
Unter Druck standen dagegen die Versicherer, nachdem Swiss Life im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres einen Verlust von 386 Millionen Schweizer Franken verbucht hat. Im vergleichbaren Vorjahreszeitraum hatte bei dem Lebensversicherer noch ein Gewinn von 253 Millionen Franken in den Büchern gestanden. Die Aktie fiel 18,3 Prozent auf 125,00 Franken. Die anderen Versicherungswerte zeigten sich wenig angetan von dem Ergebnis. Zurich Financial verlor 7,5 Prozent auf 121,00 Franken, Axa brach 8,6 Prozent auf 10,37 Euro ein, ING gab 8,8 Prozent auf 16,88 Euro ab, für Prudential ging es 9,2 Prozent auf 360 Pence ins Minus. Lloyds TSB schloss mit 7,4 Prozent bei 483 Pence im Minus und Aviva verbilligte sich um 7,7 Prozent auf 346 Pence.
Aegon gab 1,4 Prozent auf 9,90 Euro nach. Der Hauptanteilseigner des niederländischen Versicherungskonzerns bietet seine Aktien zu je 10 Euro und damit einen Euro niedriger als erwartet an. Mit der bis zum 23. September laufenden Platzierung von 350 Millionen Aktien will Aegon rund 3,5 Milliarden Euro einnehmen.
Die Finanzwerte wurden zudem von einer Gewinnwarnung der US-Investmentbank J.P.Morgan Chase belastet. Die US-Bank erwartet im laufenden dritten Quartal ein Ergebnis deutlich unter dem des Vorquartals. ABN Amro fiel 7,2 Prozent auf 12,95 Euro, für Fortis ging es 9,6 Prozent auf 15,50 Euro nach unten und Barclays gab 8,2 Prozent auf 403 Pence nach.
Nach der Umsatzwarnung der Tochter Optronics am Vortag setzte die Alcatel-Aktie ihre Talfahrt am Mittwoch weiter fort und fiel 9,0 Prozent auf 3,05 Euro. Die Investmentbank Morgan Stanley hat ihre Verlustschätzung für die Aktie des Halbleiter-Herstellers für das laufende und das kommende Jahr deutlich erhöht. BNP Paribas reduzierten zudem ihr Kursziel für die Papiere auf 4 von zuvor 7 Euro.
Zu den großen Verlierern in Europa gehörte auch die Aktie von Ahold, die 8,9 Prozent auf 14,31 Euro fiel. Die allgemein schwache Marktstimmung und eine Gewinnwarnung der US-Supermarktkette Kroger belaste die Aktie, so ein Händler. Ahold erwirtschaftet rund 60 Prozent seiner Umsätze in den USA.
Der französische Einzelhandelskonzern Carrefour will die restlichen 20,3 Prozent der Aktien seiner spanischen Tochter Carrefour Spain erwerben. Die Übernahme soll durch einen Aktientausch erfolgen. Die Mutter bietet dabei drei eigene Aktien für jeweils zehn Anteilsscheine an der Tochter. Carrefour Spain schloss mit einem Plus von 9,9 Prozent bei 13,20 Euro, für Carrefour ging es im Gegenzug um 3,2 Prozent auf 44,35 Euro nach unten.
Quelle: ntv.de