Marktberichte

Kurssprung bei ABB Europa hüpft hinterher

Die europäischen Blue Chips versuchten am Mittwoch zu einer Aufholjagd anzusetzen. Nach dem Kurssturz vom Dienstag war die Nervosität der Anleger allerdings weiter sehr groß. So ging es an den Märkten im Tagesverlauf munter auf und ab. Erst als sich am Nachmittag die positive Tendenz an den US-Börsen zu verfestigen schien, stabilisierte sich die Lage. So schafften es die Indizes ihre Gewinne auszubauen: Der Stoxx50 machte 0,8 Prozent auf 2.548 Punkte gut, der Eurostoxx50 gewann 1 Prozent auf 2.534 Zähler.

Börsianer sprachen allerdings lediglich von einer technischen Reaktion auf die Verluste des Vortages. Die europäischen Aktienmärkte hatten am Dienstag rund 5 Prozent eingebüßt - seit Beginn des Jahres hätten die Märkte sogar rund 28 Prozent an Wert verloren, so ein Händler. Die Marktkapitalisierung sei um gut eine Billionen Euro gesunken. Aussicht auf eine langfristige Besserung gebe es erst, wenn die Konjunkturdaten eine deutliche Erholung anzeigen würden, hieß es weiter. Denn erst dann würden auch die Unternehmensgewinne wieder steigen. Zudem bereite die Entwicklung am Golf den Anlegern Sorge.

Die US-Marine hat nach Angaben aus Schifffahrtskreisen in diesem Monat ein großes Handelsschiff gechartert, um Kampfpanzer und Panzerfahrzeuge zum Golf transportieren zu lassen. Den Informationen zufolge soll die Ladung bis Ende September in der Region eintreffen. Die USA liegen mit dem Irak in einem erbitterten Streit um die Fortsetzung der UNO-Inspektionen, die den Verdacht ausräumen sollen, dass der Irak über Massenvernichtungsmittel verfüge. Die Gefahr eines Krieges steige, das verunsichere die Märkte, so ein Händler.

Highflyer des Tages war die Aktie von ABB. Der Elektronikkonzern will mit dem Verkauf des grössten Teils seines Bereiches Structured Finance an die General Electric GE Commercial Finance die Nettoschulden des Konzerns um 2,3 Milliarden Dollar reduzieren. Zudem bestätigte ABB die Ertragsziele für 2002 einer EBIT-Marge von 4 bis 5 Prozent und eines stabilen Umsatzes. Die Aktie wurde vom Handel ausgesetzt und legte nach Wiederaufnahme des Handels um 13 Prozent auf 8,65 Schweizer Franken zu.

Zahlen legte am Morgen der Öl-Riese TotalFinaElf vor. Die Franzosen verbuchten im zweiten Quartal vor Sonderposten einen Gewinnrückgang um 23 Prozent auf 1,632 Milliarden Euro und lagen damit im Rahmen der Analystenerwartungen. Als Grund für den Rückgang nannte TotalFinaElf die gesunkenen Öl-Preise. Die Aktie legte 1,6 Prozent auf 134,20 Euro zu.

Auch Axa war unter den Gewinnern zu finden. Für Aufhellung sorgten bei der Aktie Meldungen, dass der Versicherungsriese bestätigte, keine Kapitalerhöhung vornehmen zu wollen. Investoren reagierten positiv und hievten das Papier um 3,3 Prozent nach oben auf 13,32 Euro.

Nach oben ging es auch für die Aktie von Gallaher. Der britische Tabakproduzent hat mit einem Vorsteuerergebnis von 223 Millionen Pfund die Erwartungen von Analysten für das erste Halbjahr übertroffen. Der Konzern, zu dem unter anderem die Marke Benson & Hedges gehört, kündigte zudem an, zukünftig seine Zigaretten auch in China und Russland zu verkaufen. Die Aktie verbuchte ein Kursplus von 5,7 Prozent auf 670,5 Pence.

Der drittgrößte Brauereikonzern der Welt, Interbrew, enttäuschte seine Anleger dagegen mit einem Rückgang des Gewinns vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen um 12,1 Prozent auf 573 Millionen Euro. Analysten hatten mit einen Überschuss von 657 Millionen Euro gerechnet. Die Aktie verlor 2,1 Prozent auf 25,94 Euro.

Der Rückversicherer Scor, verbuchte deutliche Verluste, nachdem die Franzosen im ersten Halbjahr einen Gewinneinbruch um rund die Hälfte auf 21 Millionen Euro erlitten haben. Die Papiere fielen 12,5 Prozent auf 16,45 Euro.

Neuigkeiten gab es zu der geplanten Übernahme des US-Schokoladenherstellers Hershey durch den Schweizer Lebensmittelkonzern Nestle. In der gerichtlichen Auseinandersetzung um die Übernahme könnte bis Ende der Woche eine erste Entscheidung fallen, nachdem Befürworter und Gegner am Dienstag ihre Argumente vor Gericht vorgebracht hatten. Neben Nestle sind auch noch Kraft Foods und Cadbury Schweppes als Bieter für Hershey im Gespräch. Die Nestle-Aktie stieg 2,6 Prozent auf 312 Schweizer Franken.

Der weltgrößte Kosmetikkonzern L'Oreal hat im ersten Halbjahr 2002 trotz schwacher Ergebnisse in den USA den Gewinn um fast 30 Prozent gesteigert. Das wurde nachbörslich vermeldet. Die Franzosen haben damit die Analystenerwartungen klar übertroffen. Auch für das Gesamtjahr ist man positiv gestimmt. Die Aktie war zuvor mit einem Plus von 2,4 Prozent bei 70,55 Euro aus dem Handel gegangen.

Auch TF1 berichtete nachbörslich. Frankreichs führende private Senderfamilie hat im ersten Halbjahr angesichts des anhaltend schwachen Werbemarktes einen Gewinnrückgang von 24 Prozent verzeichnet. Die Aktie war mit einem Minus von 1 Prozent bei 20,25 Euro aus dem Handel gegangen.

Zahlen nach Börsenschluss meldete zudem die Air France. Der Überschuss der französischen Airline brach im abgelaufenen Quartal um 18,5 Prozent ein, lag allerdings über den Prognosen der Analysten. Die Fluggesellschaft konnte nach eigenen Angaben ihren Marktanteil in Europa auf 17,5 Prozent erhöhen. Die Aktie war mit einem Minus von 1,4 Prozent bei 12,34 Euro aus den Handel gegangen.

Quelle: ntv.de

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