Trübe US-Daten Europa im Minus
01.11.2002, 20:30 UhrEgal, wie das Wetter an den europäischen Börsenplätzen auch sein mag - auf den Parketten machte der trübe November seinem Namen alle Ehre. Und schwache Konjunkturdaten aus den USA waren nicht gerade dazu angetan die Stimmung zu heben. Der EuroStoxx50 verlor 1,2 Prozent auf 2.488 Zähler, der Stoxx50 rutschte um 1,5 Prozent auf 2.522 Punkte.
Anleger hatten sich im Vorfeld der US-Konjunkturdaten zurückgehalten. Der Allerheiligen-Feiertag in den überwiegend katholischen Teilen Europas wirkte sich ebenfalls dämpfend auf die Handelsvolumina aus. Die Börsen Wien und Madrid blieben sogar ganz geschlossen.
Am frühen Nachmittag war es dann soweit: Die US-Daten trudelten ein - und ergaben ein sehr gemischtes Bild. Die Zahl der Beschäftigten in den USA außerhalb der Landwirtschaft ist im Oktober entgegen der Erwartungen von Volkswirten gefallen. Wie das Arbeitsministerium mitteilte, wurde im Vergleich zum Vormonat saisonbereinigt ein Minus von 5.000 Beschäftigten verbucht. Volkswirte hatten dagegen im Schnitt mit einem Zuwachs um 7.000 Stellen gerechnet. Für September revidierte das Ministerium die Stellenzahl auf minus 13.000 von zuvor minus 43.000 deutlich nach oben.
Die Arbeitslosenquote fiel dagegen etwas besser aus, als erwartet. Wie das Ministerium weiter mitteilte, stieg die Quote im Oktober auf 5,7 Prozent von 5,6 Prozent im September. Von Reuters befragte Analysten hatten mit einer Arbeitslosenquote von 5,8 Prozent gerechnet.
Schlechte Nachrichten gab es für den Banken- und Versicherungsbereich. Die Analysten vom Morgan Stanley haben sich den Finanzsektor vorgenommen - und ihre Bewertung fielen alles andere als erfreulich aus. Dabei wurden nicht nur deutsche Finanztitel herabgestuft, auch die Aktie von Zurich Financial Services wurde zurückgestuft. Der Titel erhält nur noch das Prädikat "Marktbewerten" nach zuvor "Überbewerten". Die Aktie verlor 0,4 Prozent auf 138,50 Schweizer Franken. Die Herabstufung des Finanzsektors zog auch die niederländische ING Group ins Minus - die Aktie fiel um 4,7 Prozent auf 16,10 Euro.
Der Schweizer Pharmakonzern Novartis hat die US-Vermarktungsrechte für das Atmungsbeschwerden-Medikament Foradil an Schering-Plough verkauft. Ausserhalb der USA will Novartis Foradil weiterhin selbst vertreiben. Von Aufatmen kann am Markt keine Rede sein, die Novartis-Aktie verlor 1,4 Prozent auf 55,50 Franken.
Die Analysten von UBS Warburg haben die Prognosen den Ölkonzern Royal Dutch/ Shell angehoben. Die Gewinnerwartungen für die Jahre 2003 und 2004 wurden um je drei Prozent erhöht. Die guten Quartalszahlen vom Donnerstag bescherten dem Titel weiterhin die Empfehlung "Buy". Auf Grund der schwachen Aktienmärkte wurden die Kursziele jedoch auf 54 Euro von 60 Euro beziehungsweise auf 500 Pence von 550 Pence gesenkt. Die Aktie von Royal Dutch verlor 0,9 Prozent auf 43,30 Euro. Shell stiegen um 0,5 Prozent auf 412,75 Pence.
In London brachen die Aktien von Royal & Sun Alliance (RSA) um 10,3 Prozent auf 104 Pence ein. Grund sind drohende Schadenersatzforderungen von Asbest-Opfern. Analysten wiesen darauf hin, dass die Policen von RSA Krankheiten ausschlössen, die durch Asbest verursacht worden seien. Sollten sich die Ausschlüsse aber als ungültig erweisen, kämen auf RSA Kosten von 10 bis 15 Millionen britischen Pfund zu. Diese wären aber kein großes Problem für das Unternehmen, weil entsprechende Rückstellungen gebildet worden seien. Die Anleger konnten diese Worte jedoch nicht trösten.
Schwarz Pharma will zusammen mit seinem deutschen Mitbewerber Merck sowie dem US-amerikanischen Konkurrenten Andrx bei der Vermarktung einer Nachahmerversion des Magenmittels Prilosec zusammenarbeiten. Alle drei Unternehmen waren an einem Patentstreit mit dem Pharmariesen AstraZeneca beteiligt, der im vergangenen Jahr mit diesem Mittel weltweit einen Umsatz von sechs Milliarden Dollar erzielte. In dem Prozess wurde einzig Schwarz Pharma zugestanden, dass seine generische Version keine geltenden Patente verletze; die anderen beiden Unternehmen waren unterlegen. Mit der Kooperation kann Schwarz nun aber die Vertriebsmacht seiner zukünftigen Partner nutzen, die von der US-Gesundheitsbehörde FDA bereits ein exklusives Vermarktungsrecht zuerkannt bekommen haben. Für AstraZeneca bedeutet dies natürlich im Gegenzug eine ernst zu nehmende Konkurrenz. Für die Aktie ging es folgerichtig um 5,3 Prozent auf 2.259 Pence in den Keller.
Quelle: ntv.de