Versorger bleiben schwach Europa kriegt den Dreh
10.10.2002, 20:40 UhrDie europäischen Blue Chips taten sich am Donnerstag lange Zeit schwer eine Richtung zu finden. Gewinne bei Banken- und Versicherungswerten wurden durch Verluste bei den Versorgern gleich wieder wettgemacht. Erst mit Unterstützung der US-Börsen gelang am Nachmittag der Durchbruch nach oben. Der Eurostoxx 50 legte 3,9 Prozent auf 2.234 Punkte zu, für den Stoxx 50 ging es 2,8 Prozent auf 2.341 Punkte nach oben.
Die Anleger würden bei einigen Werten die günstigen Kurse zu einem kurzfristigen Einstieg in den Markt nutzen, so ein Händler. Dies habe man in den vergangenen Wochen schon mehrmals beobachtet, jedes Mal wenn die Märkte neue Tiefststände erreicht hätten, gehe es wieder ein bisschen nach oben. Langfristig wolle aber niemand investieren und daher seien die Kursgewinne wohl nur von kurzer Dauer.
Ganz oben auf den Gewinnerlisten standen die Banken- und Versicherungswerte. Die Aktie hätten in den vergangenen Wochen teilweise dramatische Einbrüche erlitten und seien nun günstig zu haben, so ein Händler. Die HypoVereinsbank legte 15,2 Prozent auf 13,73 Euro zu, für BNP Paribas ging es 7,4 Prozent auf 31,89 Euro nach oben, die Societe General legte 9,2 Prozent auf 41,60 Euro zu und die Deutsche Bank verbuchte ein Plus von 8,5 Prozent auf 40,70 Euro.
Die niederländische Großbank ABN Amro hat ihre Gewinnziele für 2002 und ihre Dividendenpolitik trotz Belastungen durch die anhaltenden Kursrückgänge an den Aktienmärkten bekräftigt. Die Bank sei auch weiterhin in der Lage, im nächsten Jahr den Gewinn zu steigern, wenn sich die Wirtschaftslage nicht verschlechtere, hieß es weiter. Die Aktie legte 9,2 Prozent auf 11,85 Euro zu.
Nach unten ging es dagegen für die diverse Versorgeraktien. RWE verlor 1,1 Prozent auf 29,47 Euro, E.ON verbuchte ein Minus von 2,5 Prozent auf 45 Euro und Enel verlor knapp 2 Prozent auf 4,78 Euro. Suez schaffte hingegen die Kehrtwende und legte 4,2 Prozent auf 14,53 Euro zu.
Auch Ölwerte kamen nicht so richtig in Fahrt, nachdem der Ölpreis auf ein Drei-Wochen-Tief gefallen war. Händler begründeten die Entwicklung mit der offenbar nachlassenden Gefahr eines baldigen Krieges der USA gegen Irak und einer ausreichenden Versorgung mit Rohöl. Repsol verbuchte ein Minus von 0,4 Prozent auf 11,15 Euro, BP schaffte im Tagesverlauf aber noch den Sprug in die Gewinnzone und legte 1,2 Prozent auf 407,31 Pence zu, ebenso wie die Aktie von Total Fina Elf die mit einem Gewinn von 3,2 Prozent bei 135,50 Euro schloss.
Der Schweizer Pharmakonzern Roche hat seinen Umsatz in den ersten 9 Monaten auf adjustierter Basis um 1 Prozent auf 19,270 Milliarden Schweizer Franken gesteigert. In Lokalwährungen betrug das Plus 7 Prozent. Die Schweizer gaben zudem überraschend eine Erhöhung seiner Rückstellungen für die noch offenen Fälle in den USA von Vitamin-Preisabsprachen um 1,2 Milliarden Schweizer Franken bekannt. Die Aktie drehte nach schwachen Start mit 1,3 Prozent ins Plus und schloss bei 94,55 Schweizer Franken.
Der Kosmetikriese L'Oreal erholte sich ebenfalls im Tagesverlauf von den Minuszeichen und legte 2,5 Prozent auf 75,35 Euro zu. Für Verstimmung hatten zuvor die aktuellen Umsatzzahlen des Unternehmens gesorgt, die leicht unter den Erwartungen lagen. L'Oreal hatte mitgeteilt, den Umsatz in den abgelaufenen neun Monaten um knapp 9 Prozent gesteigert zu haben.
Die Aktie des Informationskonzerns Reuters wurde nach Angaben von Händlern durch eine Analystenabstufung belastet. Die Investmentbank UBS Warburg habe die Papiere auf „reduce“ von zuvor „hold“ heruntergestuft, hieß es. Die Aktie fiel 6 Prozent auf 188,5 Pence und damit den tiefsten Stand seit 11 Jahren.
Vivendi Universal will in seiner Zentrale in Paris fast die Hälfte der Arbeitsplätze streichen. 152 der 327 Stellen fielen weg, hieß es. Der hoch verschuldete Medienkonzern will durch die Neuorganisation binnen Jahresfrist 140 Millionen Euro jährlich sparen. Die Zentrale werde sich künftig auf ihre reine Holdingfunktion konzentrieren. Die Aktie legte 5,7 Prozent auf 11,75 Euro zu.
Nachbörslich vermeldete Carrefour Umsatzzahlen. Die weltweit zweitgrößte Supermarktkette hat im abgelaufenen Quartal wegen negativer Wechselkurseffekte einen Umsatzrückgang verzeichnet. Die Erlöse gingen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 1,5 Prozent zuück. Carrefour bekräftigte jedoch für das Gesamtjahr das Ziel eines Umsatzwachstums von rund fünf Prozent auf Basis konstanter Wechselkurse. Die Aktie hatte zuvor mit einem Plus von 3,5 Prozent bei 40,35 Euro geschlossen.
Quelle: ntv.de