Aegon verprügelt Europa niedergeschlagen
22.07.2002, 20:25 UhrDie europäischen Aktienmärkte boten den Anlegern am Montag erneut ein düsteres Bild - Belastungsfaktoren waren zum einen die WorldCom-Krise, zudem gab es hausgemachte Probleme: die Gewinnwarnung des niederländischen Versicherers Aegon sorgte für dicke Minuszeichen, insbesondere im Finanzsektor. Und das schlug auch auf die Gesamtindizes durch: Der Eurostoxx 50 fiel 5,6 Prozent auf 2.545 Punkte, der Stoxx 50 gab 5,1 Prozent auf 2.500 Zähler nach.
Die Anleger würden darauf warten, dass der Boden erreicht sei, so ein Händler. Charttechnisch sehe es allerdings nicht danach aus. Wenn man sich die langfristigen Charts des Dow Jones und des S&P 500 betrachte, sei ein Ende des Abwärtstrends noch nicht in Sicht, man könnte nur auf eine kurzfristige Stabilisierung hoffen.
Einer Stabilisierung machte WorldCom schon vor Handelsbeginn einen Strich durch die Rechnung. Der US-Telekomriese hatte am Wochenende einen Antrag auf Gläubigerschutz gestellt und damit die größte Pleite in der US-Firmengeschichte eingeleitet. Unter Druck standen diesbezüglich insbesondere Bankenwerte. Diese seien durch Spekulationen über deren Engagement bei Worldcom belastet worden, sagten Börsianer.
Negativer Höhepunkt des Tages war die Aktie von Aegon. Der niederländische Finanzkonzern warnte am Montagmorgen, die Gewinnerwartungen für das laufenden Geschäftsjahr würden bis zu 35 Prozent unter der bisherigen Prognose liegen. Im Mai hatte Aegon noch einen Gewinn auf dem Niveau des Vorjahres und damit bei 2,4 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Die Aktie brach knapp 18 Prozent auf 13,91 Euro ein und zog auch andere Versicherungs-Titel mit nach unten. ING gaben 8,7 Prozent auf 19,63 Euro nach, für Axa ging es 11 Prozent auf 12,09 Euro nach unten. Zurich Financials brachen knapp 17 Prozent auf 166 Schweizer Franken ein und Prudential schlossen mit 8 Prozent im Minus bei 455 Pence.
Gute Nachrichten gab es dagegen von dem Schweizer Pharmakonzern Novartis, dessen Gewinn im zweiten Quartal zwar um 8 Prozent auf 2,06 Milliarden Schweizer Franken gesunken ist, die Erwartungen von Analysten aber dennoch übertreffen konnte. Im ersten Halbjahr stieg das Netto-Ergebnis allerdings um 3 Prozent auf 3,848 Milliarden Schweizer Franken. Die Aktie legte 1,4 Prozent auf 51,20 Schweizer Franken zu. Nachbörslich kündigte der Pharmariese ein Aktien-Rückkaufprogramm im Umfang von 4 Milliarden Schweizer Franken an.
Der dänische Pharma-Konzern Novo Nordisk hat die Entwicklung eines neuen Insulin-Beschleunigers ausgesetzt. Eine Maus sei an Blasenkrebs nach einem Test mit dem Medikament erkrankt, so der führende Hersteller auf dem Gebiet der Diabetis-Medikamente. Die Aktie fiel 14 Prozent auf 182 dänische Kronen.
Neuigkeiten gab es auch von Vivendi. Einem Zeitungsbericht zufolge will der französische Mischkonzern sich nun doch nicht ganz von dem Bezahlfernseh-Kanal Canal Plus trennen. Ein schneller Verkauf sei damit unwahrscheinlich hieß es weiter. Die Vivendi-Aktie reagierte mit einem Minus von 6,7 Prozent auf 16,28 Euro, für die Aktie von Canal Plus ging es 4,7 Prozent auf 3,85 Euro nach unten.
Im Focus der Anleger standen auch Royal Dutch und Unilever. Royal Dutch büssten knapp 10 Prozent auf 41,04 Euro ein, Unilever verloren 6,2 Prozent auf 52,40 Euro. Beide Werte hätten unter der Entfernung aus dem S&P 500-Index gelitten. Dieser Schritt sei zwar schon seit einiger Zeit bekannt gewesen, doch erst am Montag vollzogen worden.
Quelle: ntv.de