Bei Gucci ist der Lack ab Europa ohne Glanz
09.12.2002, 20:20 UhrDie europäischen Blue Chips folgten nach verhaltenem Start ihren US-Gegenparts tief in die Verlustzone. An einem nachrichtenarmen Tag rückten geopolitische Themen wieder verstärkt in den Blickpunkt. Die Angst vor einem Irak-Krieg verunsicherte die Anleger. Der EuroStoxx50 schloss mit 2,9 Prozent bei 2.459 Punkten im Minus, der Stoxx50 fiel 2,2 Prozent auf 2.485 Zähler.
Im Blickpunkt der Anleger standen erneut die französischen Banken. Einem Zeitungsbericht zufolge hat Credit Lyonnais seinen Kunden in einem Brief mitgeteilt, offen für eine Kooperation mit einer anderen Bank zu sein. In den vergangenen Wochen hatten die beiden französischen Konkurrenten BNP Paribas und Credit Agricole ihre Anteile an Credit Lyonnais erhöht. BNP hat unterdessen bei der Pariser Zentralbank eine Genehmigung für die Aufstockung ihres Anteils bei Credit Lyonnais von derzeit 16,2 auf 20 Prozent beantragt. Die Credit-Lyonnais-Aktie verlor 0,1 Prozent auf 53,85 Euro, für BNP ging es 3,1 Prozent auf 35,71 Euro nach unten und Credit Agricole verbesserte sich 1,0 Prozent auf 15,70 Euro.
Eine alte Zusage wird dem britischen Telekommunikations-Dienstleister Cable & Wireless nun zum Verhängnis. Das Unternehmen befindet sich nach eigenen Angaben zur Zeit in Gesprächen mit Banken über eine Bürgschaft von 1,5 Milliarden Pfund. Grund sei die Abstufung des langfristigen Kreditratings des Unternehmens durch die Ratingagentur Moody’s auf „Müll-Status“. Mit der Herunterstufung sei eine Vereinbarung mit der Deutschen Telekom aus dem Jahr 1999 in Kraft getreten, so Cable & Wireless. Bei dem Verkauf der letzten Tranche an dem Mobilfunk-Unternehmen One2One, inzwischen umbenannt in T-Mobile UK, für 3,45 Milliarden Pfund an die Telekom hatte C&W zugesagt, für eventuell nachträglich auftretende Steuerverbindlichkeiten bis zu einer Höhe von 1,5 Milliarden Pfund aufzukommen. Zugleich hatte die Telekom darauf bestanden, dass der britische Konzern im Falle einer Heruntersetzung seines Kreditratings auf "Junk-Status" - wie jetzt geschehen - eine Bankbürgschaft in dieser Höhe beibringen oder den Betrag auf einem Sperrkonto hinterlegen müsse. Die Aktie brach 42,8 Prozent auf 47,75 Pence ein.
Gucci kann ebenfalls nicht mit guten Nachrichten glänzen. Der drittgrößte Luxusgüter-Konzern der Welt hat seinen Gewinnprognose für das laufende Geschäftjahr auf 2,00 Euro von zuvor 2,60 Euro je Aktie zurückgenommen. Grund seien die schwachen Umsätze, so das Unternehmen. Die Aktie fiel 0,7 Prozent auf 89,00 Euro. Unter der schwachen Gucci-Prognose litt auch der französische Warenhauskonzern Pinault-Printemps Redoute, der etwas mehr als 50 Prozent der Gucci-Anteile besitzt. Die Aktie fiel 8,9 Prozent auf 78,35 Euro.
Ihren Höhenflug der vergangenen Woche fortsetzen konnte die France-Telecom-Aktie - zumindest zeitweise. Einem Zeitungsbericht zufolge stehen die Franzosen kurz vor dem Verkauf ihrer niederländischen Tochter Casema für rund 700 Millionen Euro. Zudem stufte die Investmentbank Credit Suisse First Boston die Papiere auf „neutral“ von zuvor „underperform“ nach oben. Nach deutlichen Gewinnen am Vormittag drückten Gewinnmitnahmen das Papier am Nachmittag mit 7,7 auf 19,30 Euro ins Minus.
Quelle: ntv.de