Milliarden-Verluste bei Vivendi Europa sah rot
14.08.2002, 20:20 UhrDer pessimistische Ausblick der US-Notenbank sorgte am Mittwoch für „Land unter“ in Europa. Ein schwaches Ergebnis der CS Group und Milliardenverluste bei Vivendi übten zusätzlichen Druck auf die Kurse aus. Der EuroStoxx50 fiel 4,0 Prozent auf 2.591 Punkte, für den Stoxx50 ging es 3,0 Prozent auf 2.651 Punkte nach unten.
Die US-Notenbank unter Leitung von Alan Greenspan hatte die Leitzinsen für die weltgrößte Volkswirtschaft am Dienstagabend erwartungsgemäß unverändert belassen. Erstmals seit März warnten die Währungshüter allerdings wieder vor einer Abschwächung der US-Wirtschaft. Der schwache Ausblick der Notenbank belaste die Börsen natürlich, so ein Händler. Der erhoffte Aufschwung scheine sich doch in ein Double Dip umzuwandeln, eine Erholung nicht in Sicht, hieß es weiter.
Im Blickpunkt standen die Aktie der CS Group. Der Schweizer Finanzkonzern hat im zweiten Quartal einen Verlust von 579 Millionen Schweizer Franken verzeichnet, im vergleichbaren Vorjahresquartal hatte noch ein Gewinn von 1,3 Milliarden Franken in den Büchern gestanden. Analysten hatten nur mit einem Minus von 460 Millionen Franken gerechnet. Die CS Group erwarte auch im zweiten Halbjahr schwierige Marktbedingungen, so das Unternehmen. Die Aktie gab 3,7 Prozent auf 31,50 Schweizer Franken ab. Darin enthalten ist allerdings eine Barausschüttung in Höhe von zwei Franken, die aus einer Nennwertherabsetzung der Aktie resultiert. Wird diese berücksichtigt, ergibt sich sogar ein Plus gegenüber dem Vortagesschluss.
Der Gewinn des Schweizer Pharmakonzerns Roche ist im ersten Halbjahr 2002 um 28 Prozent auf 1,8 Milliarden Schweizer Franken gesunken. Der Umsatz verbesserte sich um zwei Prozent auf 14,7 Milliarden Franken. Für das Gesamtjahr bestätigte Roche seine bisherigen Planungen. Der im Stoxx50 enthaltende Genussschein schloss unverändert bei 109,50 Schweizer Franken.
Gegen Mittag legte der französische Medienkonzern Vivendi Universal seine Zahlen für das erste Halbjahr vor. Nach eigenen Angaben haben die Franzosen im abgelaufenen Halbjahr einen Verlust von 12,3 Milliarden Euro oder 11,32 Euro je Aktie eingefahren. Der Verlust ohne Abschreibungen und Sondereffekte belief sich auf 66 Millionen Euro. Vivendi kündigte zudem den Verkauf von Unternehmensbeteiligungen im Wert von zehn Milliarden Euro an. Die Aktie wurde kurzfristig vom Handel ausgesetzt. Nach der Wiederaufnahme brachen die Papiere 25,2 Prozent auf 11,89 Euro ein. Am Nachmittag kündigte die Rating-Agentur Standard & Poor’s zudem an, dass Kreditrating für Vivendi auf „Müll-Status“ herabzusetzen.
Für eine positive Überraschung sorgte das niederländische Verlagshaus VNU. Nachdem man im März noch einen zweistelligen Einbruch beim Gewinn für das erste Halbjahr angekündigt hatte, meldete VNU jetzt sogar einen Anstieg um drei Prozent. Auch für das Gesamtjahr soll diese Wachstumsrate beibehalten werden. Die Anleger reagierten verzückt und bescherten der Aktie ein Plus von12,5 Prozent auf 22,50 Euro.
Der Schweizer Riechstoff- und Aromakonzern Givaudan hat im ersten Halbjahr die Erwartungen übertroffen. Der Gewinn wurde um fünf Prozent auf 157 Millionen Franken gesteigert. Analysten hatten dagegen sogar mit einem leichten Rückgang gerechnet. Im Gesamtjahr will Givaudan "substanziell" stärker als der Markt wachsen. Die Aktie schloss mit einem Plus von 5,5 Prozent auf einem neuen Allzeithoch bei 648 Franken. Auch der irische Wettbewerber Kerry Group profitierte von den guten Zahlen der Schweizer und legte 5,0 Prozent auf 14,33 Euro zu.
Quelle: ntv.de