Vivendi glänzt Europa strahlt
28.06.2002, 20:10 UhrDie europäischen Blue Chips waren am Freitag nicht zu stoppen - der Aufwärtstrend vom Vortag wurde mit voller Kraft fortgesetzt. Impulse verliehen insbesondere Versicherungswerte, doch im Technologie- und Mediensektor wurde erneut Dampf gemacht. Der Eurostoxx 50 verbesserte sich dadurch um satte 4,4 Prozent auf 3.133 Punkte, der Stoxx 50 machte 3,8 Prozent auf 3.061 Zähler gut.
In den vergangenen Wochen hätten fast alle Börsen deutlich verloren, jetzt komme es zu einer Gegenbewegung, die mehr als nur einen Tag anhalte, so ein Händler. Ob das allerdings die Trendwende sei, sei schwer zu sagen. Anleger die wieder ernsthaft in den Markt einsteigen wollten, gebe es nur wenige, die meisten müssten sich „short“ eindecken, da sie mit weiter fallenden Kurses gerechnet hatten. Zudem seien immer noch die Sorgen um die Bilanzpraktiken in den Köpfen der Anleger.
Und die erhielten am Mittag neue Nahrung. Einem Zeitungsbericht zufolge hat der Drucker-Hersteller Xerox in den vergangenen fünf Jahren seine Umsätze im größeren Rahmen falsch dargestellt als eine Untersuchung durch die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC ergeben hatte. Die SEC war bislang für die Jahre zwischen 1997 und 2000 von Unregelmäßigkeiten bei den Bilanzen des Unternehmens von rund 3 Milliarden Dollar ausgegangen. Eine neue Untersuchung, die auch das Jahr 2001 unter die Lupe genommen hatte, habe nun falsche Umsätze von bis zu 6 Milliarden Dollar ans Licht gebracht, so der Bericht weiter. Xerox erwartet nach eigenen Angaben eine Berichtigung seiner Umsatzangaben der vergangenen fünf Jahre in Höhe von rund zwei Milliarden Dollar.
Gefragt waren vor allem die Banken- und Versicherungswerte, die in den vergangenen Tagen besonders unter der schlechten Marktstimmung und dem Bilanzierungsskandal bei WorldCom gelitten hatten. Zurich Financials legte knapp 6 Prozent auf 300,50 Schweizer Franken zu, für Aegon ging es 6,4 Prozent auf 21,11 Euro nach oben, CGNU verbesserte sich 7,3 Prozent auf 528 Pence, Prudential verbuchte ein Plus von 7,1 Prozent auf 599,5 Pence und CS Group stiegen 7,4 Prozent auf 47,25 Schweizer Franken. Unterstützung für die Versicherungswerte kam auch durch eine Entscheidung der britischen Versicherungsaufsicht, die Bestimmungen für die Reservehaltung der britischen Versicherungen zu lockern.
Highflyer des Tages war allerdings Vivendi Universal. Der französische Medienkonzern kündigte am Freitag an, rund 5 Millionen Vinci-Aktien für 353 Millionen Euro zu verkaufen. Mit dem Verkauf von 6,16 Prozent an dem Baukonzern wolle man die Schuldenlast weiter reduzieren, so Vivendi. Die Aktie legte 10,5 Prozent auf 21,88 Euro zu.
Neuigkeiten gab es auch bei EADS. Der Rüstungs- und Luftfahrtkonzern hat gemeinsam mit anderen Konzernen einen Milliarden-Auftrag von der US-Küstenwache erhalten. Mit dem "Deepwater"-Programm soll die Küstenwache mit Schiffen, Fluggeräten und technischen Hilfsmitteln aufgerüstet werden, so EADS. Das Gesamtvolumen bezifferte der Konzern auf 11 Milliarden US-Dollar in den kommenden 20 Jahren. Auf EADS soll dabei ein Anteil von 1,1 Milliarden Dollar entfallen. Die Aktie legte 4 Prozent auf 15,57 Euro zu.
Die Jacobs-Familie hat über die Deutsche Bank 5,8 Millionen ihrer Aktien an dem Zeitarbeitskonzern Adecco platziert und damit ihren Anteil an dem Unternehmen auf 15,2 Prozent reduziert. Den restlichen Anteil wolle die Familie auf absehbare Zeit behalten. Die Deutsche Bank teilte mit, die Platzierung sei überzeichnet. Die Transaktion solle zwischen 86 und 88,50 Schweizer Franken stattfinden, hieß es weiter. Die Aktie verlor 0,4 Prozent auf 88,40 Schweizer Franken.
Der italienische Industriekonzern und Autobauer Fiat will einen Anteil von 34 Prozent an dem Sportwagenhersteller Ferrari für 775,2 Millionen Euro an ein Bankenkonsortium unter Führung der italienischen Mediobanca verkaufen. Die Aktie legte 5,6 Prozent auf 12,76 Euro zu.
Der niederländische Handelskonzern Hagemeyer warnte am Freitag, der Überschuss werde im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres rund 40 Prozent unter dem Vorjahr liegen. Auch der Ausblick des Unternehmen war düster. Die Rahmenbedingungen würden auch für den Rest des Jahres schwierig bleiben. Die Aktie brach 11 Prozent auf 14 Euro ein.
Quelle: ntv.de