Bei LVMH prickelts Europa verkatert
12.09.2002, 20:20 UhrDie europäischen Blue Chips waren am Donnerstag wieder mal „Red Chips“ - die Gewinnerseite war nur spärlich besucht, dafür drängten sich bei den Verlierern die üblichen Verdächtigen. Unter anderem ging es für die France Telecom im Vorfeld der Verwaltungsratssitzung deutlich nach unten. Der EuroStoxx50 fiel 4,9 Prozent auf 2.590 Punkte, für den Stoxx50 ging es 4,1 Prozent auf 2.610 Punkte nach unten.
Die Anleger seien zwar erleichtert, dass der Jahrestag der Terroranschläge in den USA überstanden sei, allerdings blieben die Sorgen um einen Krieg der USA gegen den Irak und um die schwache Konjunktur.
Die Aktie der France Telecom lag am Donnerstag mit 3,7 Prozent bei 10,63 Euro im Minus. Grund sei die nach Börsenschluss begonnene Sitzung von Verwaltungsrat und Vorstand des französischen Telekom-Konzerns gewesen, so ein Händler. Unter anderem wurde von den Gremien eine Entscheidung über die Zukunft der Beteiligung an der deutschen MobilCom erwartet. Sollte sich die Konzernführung zudem für eine Kapitalerhöhung um bis zu 15 Milliarden Euro entscheiden, könnte dies den Rücktritt von Vorstandschef Michel Bon bedeuten, hieß es weiter. Bon hatte sich im Vorfeld mehrfach gegen eine Kapitalerhöhung ausgesprochen.
Der französische Luxusgüterkonzern LVMH hat auf Grund von Kosteneinsparungen und einem starkem Champagnergeschäft seinen Gewinn vor Sonderposten im ersten Halbjahr auf 350 Millionen Euro nach 318 Millionen Euro im vergleichbaren Vorjahreszeitraum gesteigert. Analysten zeigten sich allerdings enttäuscht, sie hatten mit einem Gewinnanstieg auf 362 Millionen Euro gerechnet. Die Aktie fiel 0,6 Prozent auf 43,50 Euro.
Schlechte Zahlen legte Credit Agricole vor. Die drittgrößte französische Bank hat im ersten Quartal einen Gewinneinbruch um knapp 27 Prozent auf 576 Millionen Euro verbucht und lag damit ganz leicht unter den Analystenschätzungen. Die Experten hatten mit einem Gewinn zwischen 577 und 733 Millioen Euro gerechnet. Die Aktie fiel 9,9 Prozent auf 18,65 Euro.
Nach unten ging es für die Philips-Aktie. Die Niederländer rechnen nach eigenen Angaben mit einem deutlichen Rückgang des Chip-Umsatzes im dritten Quartal. Gegenüber dem Vorquartal rechne man mit bis zu 15 Prozent weniger verkauften Halbleitern, so das Unternehmen. Die Investmentbank Morgan Stanley hat die Papiere des Elektronikkonzerns zudem auf "equal-weight" von zuvor "overweight" heruntergestuft. Das Kursziel senkten die Analysten auf 24 von 31 Euro. Die Aktie fiel um 11,3 Prozent auf 17,40 Euro.
Das Schweizer Technologieunternehmen Kudelski ist im ersten Halbjahr wie erwartet in die Verlustzone gerutscht. Auch im Gesamtjahr könnte im schlimmsten Falle ein Verlust anfallen. Grund seien unter anderem Rückstellungen für Forderungsausfälle, teile der Hersteller von Zugangstechnologien für das Digital-Fernsehen mit. Die Aktie brach um 9,3 Prozent auf 21,00 Franken ein.
Schlecht liefen die Geschäfte auch beim britisch-niederländischen Stahlproduzenten Corus. Im ersten Halbjahr fiel wegen der unsicheren konjunkturellen Lage ein operativer Verlust von 207 Millionen Pfund an. Das war zwar etwas besser als erwartet, aber der Ausblick bleibt weiterhin ungewiss. Dennoch seien erste Anzeichen auf eine Besserung der Lage - so zum Beispiel bei den umstrittenen US-Schutzzöllen - auszumachen. Die Börse bewertete aber die negativen Aussagen höher als die positiven: die Aktie gab 7,7 Prozent auf 50,75 Pence ab.
Doppelt schlechte Nachrichten gab es für Vodafone. Konzern-Chef Chris Gent kündigte am Mittwoch an, die geplante Übernahme des Mobilfunkkonkurrenten Cegetel könnte möglicherweise platzen, da der bisherige Hauptaktionär Vivendi Universal sich zu den derzeitigen Marktkonditionen nicht von seinem Anteil trennen werde. Die Investmentbank UBS Warburg stufte die Vodafone-Aktie zudem auf „hold“ von zuvor „strong buy“ herunter und senkte das Kursziel für die Papiere auf 100 von 140 Pence. Die Vodafone-Aktie brach 6,1 Prozent auf 92,50 Pence ein, für Vivendi ging es 1,0 Prozent auf 14,11 Euro nach unten.
Einen Einbruch erlebte die Aktie von BAE Systems, die 14,4 Prozent auf 232 Pence verlor. Europas größter Rüstungskonzern hat im ersten Halbjahr einen 25-prozentigen Gewinneinbruch auf 359 Millionen Pfund erlitten und damit die Erwartungen von Analysten verfehlt.
Von neuen Übernahmehoffnungen profitierte die Aktie der Kreuzfahrtreederei P&O Princess Cruises. Die US-Wettbewerbsbehörden haben prinzipiell einer Fusion mit einer der beiden US-Reedereien Royal Caribbean Cruises oder Carnival Corp. zugestimmt. Jetzt könnte eine Übernahmeschlacht entbrennen. Eine endgültige Entscheidung soll bis Ende dieses Monats fallen. Die P&O-Aktie legte um 3,0 Prozent auf 445 Pence zu.
Quelle: ntv.de