China belastet Europas Börsen finden vorerst die Decke
23.01.2014, 07:44 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
An Europas Aktienmärkten rechnen Börsianer mit einem kleinen Rückschritt. Im Kern gibt es dafür drei Gründe: schlechte Wirtschaftsdaten aus China, die Meinung einer notwendigen Korrektur sowie eine bislang eher gemischte Berichtssaison.
Händler erwarten an Europas Börsen einen leichteren Beginn. Die Experten cin Lang & Schwarz indizieren ein ein Minus von 0,2 Prozent. Auf die Stimmung drückt der schwache vorläufige chinesische HSBC-Einkaufsmanagerindex, der im Januar wieder unter die Expansionsschwelle von 50 gefallen ist. Die Anleger warten nun auf die Einkaufsmanagerindizes aus Europa, die im Verlauf des Vormittages bekannt gegeben werden.
Die Geschäfte der chinesischen Industrie sind im Januar einer Umfrage zufolge zum ersten Mal seit sechs Monaten geschrumpft. Der Shanghai-Composite verlor 0,2 Prozent. In Tokio ging es am ebenfalls bergab: Der Nikkei-Index büßte 0,8 Prozent.
Gemischte Vorgaben kamen aus den USA: Der Dow-Jones-Index gab am Mittwoch 0,3 Prozent nach. Der S&P-500 verzeichnete dagegen ein Plus von 0,1 Prozent, der Nasdaq-Composite gewann 0,4 Prozent. In Frankfurt war der Dax mit einem Minus von 0,1 Prozent bei 9720,11 Punkten aus dem Handel gegangen.
Knackpunkt US-Schuldenobergrenze
Als weiteren Belastungsfaktor für die Märkte macht ein Marktteilnehmer die Deadline für die Anhebung der Schuldenobergrenze in den USA am 7. Februar aus. Durch bilanzielle Tricks dürfte es erneut gelingen, den eigentlichen Stichtag um mehrere Wochen oder sogar Monate hinauszuzögern. Das politische Gerangel und die damit verbundenen Unsicherheiten haben die Märkte in der Vergangenheit aber immer wieder belastet, auch wenn dieses Mal kaum jemand erwartet, dass die US-Politiker ihr Land in die Pleite führen werden.
Keine Unterstützung für die Aktienmärkte liefere bislang die Berichtssaison in den USA und Europa. Diese verlaufe "gemischt". "Der Markt macht einen toppishen Eindruck", sagte der Teilnehmer weiter. Gesund wäre eine Korrektur an den Aktienmärkten in einer Größenordnung zwischen drei bis fünf Prozent. Diese Meinung werde allerdings zunehmend zur Konsensmeinung, was gegen eine stärkere Korrektur spreche. Immerhin sehe es derzeit danach aus, als ob der Markt nach oben gedeckelt sei.
Berichte über Hapag-Lloyd und CSAV dürften für Tui kurzfristig keine großen Kurstreiber darstellen, sagen Händler. "Der Markt ist im Dezember davon ausgegangen und preist das mittlerweile in TUI ein", sagt ein Händler zur Nachricht, dass die Tui-Beteiligung Hapag und die chilenische Reederei CSAV die Absichtserklärung für eine Fusion offiziell unterzeichnet haben. Damit steht nun als nächster Schritt eine Due-Diligence-Prüfung an. "An ein Scheitern glauben die meisten hier nicht", ergänzt ein anderer Händler: "Der Druck zur Konsolidierung ist bei den Containerschiffern zu hoch". Mittelfristig werde dies die Tui-Aktie aber weiter stützen, weil damit "die Lösung eines Problems umgesetzt wird und Risiko aus der Aktie nimmt".
Goldman Sachs platziert LEG-Anteile
Mit fallenden Kursen, aber keinen Problemen, rechnen Händler bei der Platzierung des Restanteils von Goldman Sachs an LEG Immobilien. "Mit fast 29 Prozent der Aktie ist das ein großer Block, aber der Markt dürfte froh sein, dass die Sache damit vorbei sein wird", sagt ein Händler. Der Markt habe immer gewusst, dass Goldman aus der Aktie aussteigen wolle. Daher habe dies "wie ein Damoklesschwert" über dem Titel gehangen, ergänzt ein Analyst. Mittelfristig könnte das Verschwinden dieses Aktionärs daher zu steigenden Kursen führen.
Am Donnerstag ist jedoch zunächst mit kräftigem Druck auf die Aktie zu rechnen. "Goldman will mindestens 41,50 Euro je Aktie, daher dürfte sie zunächst dahin fallen", sagt ein Händler. Abhängig sei dies natürlich davon, ob das Bookbuilding bereits vor Xetra-Eröffnung abgeschlossen werden könne. LEG waren am Vortag bei 43,80 Euro aus dem Xetra-Handel und bei 42,30 aus dem Frankfurter Geschäft gegangen. Rechnerisch würde dies also einem Kursabschlag von 5,3 Prozent entsprechen.
Bei Celesio rechnen Händler mit einem Sprung auf oder über den Angebotspreis von 23,50 Euro. "Angesichts der Nachrichtenlage dürften Zweifel am Gelingen der Übernahme ausgeräumt sein", sagt ein Händler. Wahrscheinlich dürfte Haniel die Stücke von Elliott übernehmen, um sie zusammen mit ihren eigenen McKesson anzudienen, berichtet die Börsen-Zeitung. "Damit wären alle Hindernisse ausgeräumt", sagt ein anderer Händler.
Er rechnet kurzfristig mit einem Sprung sogar über den Übernahmepreis: "Seit dem möglichen Scheitern sind doch einige Trader short gegangen, deren Eindeckungen sollten den Kurs leicht darüber treiben." Dabei würde es sich aber um das reine Closing von Positionen handeln, mit der Erwartung eines künftig noch höheren Übernahmepreises hätte es nichts zu tun.
Quelle: ntv.de, jwu/DJ