"Telcos" gehen ab Eurostoxx gibt ab
21.03.2002, 20:10 UhrDie europäischen Blue Chips haben die Verluste im Tagesverlauf weiter ausgebaut. Gegen den negativen Trend konnte sich vor allem der Telekom-Sektor behaupten, nachdem die France Telecom und deren Mobilfunktochter Orange Geschäftszahlen vorgelegt hatten. Dadurch hielt sich das Minus für den Gesamtmarkt in Grenzen - der Eurostoxx50 verlor 0,7 Prozent auf 3.723 Punkte.
Die Stimmung sei weiterhin vorsichtig - die Investoren seien verunsichert weil der Eurostoxx 50 es nicht schaffe, sich aus der Handelsspanne bis 3.800 Punkte zu befreien, in der er sich nun schon seit 4 Monaten befinde. Es werde wohl kein besonderes Jahr für den Aktienmarkt, so Alan Zlatar, von Credit Suisse Asset Management. Mehr als ein Anstieg von 5 bis 10 Prozent sei wohl nicht mehr drin.
Im Mittelpunkt des Handels stand die Aktie der France Telecom. Mit einem Minus von 8,3 Milliarden Euro haben die Franzosen den ersten Verlust der Unternehmensgeschichte und den zweithöchsten Verlust eines französischen Unternehmens überhaupt vorgelegt. Grund der Verluste seien Sonderabschreibungen auf Telekom-Investitionen in Höhe von 10,2 Milliarden Euro, so das Unternehmen. Vor Sonderposten wies der Konzern einen Gewinn von 1,9 Milliarden Euro aus, was im Rahmen der Analysten-Erwartungen lag. Die Aktie legte 1,5 Prozent auf 33,30 Euro zu.
Die Mobilfunktochter der France Telecom, Orange, hat im abgelaufenen Geschäftsjahr seinen Gewinn vor Steuern, Abschreibungen und Zinsen um 86 Prozent auf 3,288 Milliarden Euro gesteigert. Orange teilte ferner mit, der Bilanzwert des deutschen Mobilfunkbetreibers MobilCom sei auf Null von 3,4 Milliarden Euro abgeschrieben worden. Über Orange ist die France Telecom zu 28,5 Prozent an MobilCom beteiligt. Die Aktie legte 3,9 Prozent auf 8 Euro zu.
Der Versicherungskonzern Zurich Financial Services gab am Donnerstag einen vorsichtigen Ausblick auf das laufende Jahr 2002. Man schätze vor dem Hintergrund der anhaltend hohen Volatilität der Versicherungsrisiken und dem unsicheren wirtschaftlichen Umfeld die Zukunft vorsichtig ein, so der Konzern in einer Mitteilung. Von seinem mittelfristigen Wachstumsziel von 10 bis 15 Prozent rückte das Unternehmen ab. Ein neues Ziel wurde nicht genannt. Die von den Finanzmärkten erhoffen Neuigkeiten zur Nachfolgeregelung des Konzern-Chefs blieben die Schweizer schuldig. Der bisherige Zurich-Chef Rolf Hüppi war Ende Februar zurückgetreten. Die Aktie fiel 2 Prozent auf 364 Schweizer Franken.
ABB brachen um mehr als 5 Prozent auf 13,05 Schweizer Franken ein. Der Elektrotechnikkonzern nimmt von seinen Banken die Kreditlinie von drei Milliarden Dollar vollständig in Anspruch. Die bereit gestellten Mittel werden vor allem dazu genutzt, ausstehende Commercial Paper zurückzuzahlen. Die Beanspruchung des Kredits sei kein gutes Zeichen, sagten Analysten. Es sieht so aus, als ob ABB Liquiditätsprobleme habe, hieß es weiter.
Das Board des britischen Stromversorgers Innogy hat Kreisen zufolge am Donnerstag Abend das Übernahmeangebot des Essener Energiekonzerns RWE in Höhe von 3,1 Milliarden Pfund angenommen. Das Übernahmeangebot bewerte die Innogy-Aktie mit 275 Pence. Zusätzlich werde RWE rund zwei Milliarden Schulden übernehmen. Die Innogy-Aktie legte im Vorfeld der Meldung 3,1 Prozent auf 267,19 Pence zu.
Der weltgrößte Mobiltelefon-Hersteller Nokia hat auf seiner Hauptversammlung die Prognosen für das erste Quartal und seinen Marktanteil bekräftigt. Demnach wird ein Ergebnis je Aktie auf Pro-Forma-Basis von 0,15 bis 0,17 Euro erwartet. Nokia strebe zugleich einen Weltmarktanteil bei Mobiltelefonen von 40 Prozent an. Das wären fünf Prozentpunkte mehr als Ende 2001. Die Aktie verlor dennoch knapp 2 Prozent auf 23,54 Euro.
Die Luxusartikel-Gruppe Gucci hat im abgelaufenen Geschäftsjahr 2001 einen Gewinnrückgang um 17 Prozent auf 278,4 Millionen Euro verbucht und damit die Erwartungen von Analysten, die mit einem Minus von 263 Millionen Euro gerechnet hatten, übertroffen. Für 2002 bekräftige Gucci seinen Ausblick. Die Aktie legte knapp 2 Prozent auf 105,10 Euro zu.
Quelle: ntv.de