Marktberichte

Warten auf Greenspan Eurostoxx zögerlich

Die Zurückhaltung der europäischen Blue-Chips war am Dienstag deutlich zu spüren. Im Vorfeld der Zinsentscheidung durch die US-Notenbank wollten sich die Börsianer mit ihren Investments anscheinend nicht zu weit aus dem Fenster hängen. So war der Zugewinn beim Eurostoxx 50 mit einem Anstieg von 0,5 Prozent auf 3.796 Punkte auch recht mager.

Und auch die Marke von 3.800 Punkten konnte erneut nicht signifikant überwunden werden. Das ist nicht neu: Der Index habe sich seit Jahresbeginn schon mehrmals an der 3.800-Punkte-Marke versucht, sie aber niemals langfristig durchbrechen können, so ein Händler.

Nach Händlerangaben stand die Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank im Blickpunkt der Anleger. Die US-Währungshüter beraten am Dienstag über die künftige Zinspolitik der Notenbank. Erst nach Börsenschluss in Europa kam die Entscheidung: Die US-Notenbank belässt die Leitzinsen wie erwartet unverändert. Der entscheidende Zielsatz für Tagesgeld betrage weiter 1,75 Prozent, teilte die Fed nach den Beratungen ihres geldpolitischen Ausschusses mit. In ihrer Erklärung stellte die Fed fest, dass die Infaltionsrisiken und die Gefahren einer weiteren Konjunkturabschwächung inzwischen ausgewogen seien. Damit warnte die Fed erstmals seit 15 Monaten nicht mehr vor einer weiteren wirtschaftlichen Abkühlung. Sie betonte vielmehr, dass die Wirtschaft unterstützt vom Lagerabbau mit einem "bedeutenden Tempo" wachse. Dieser Übergang von der expansiven zur neutralen geldpolitischen Haltung wird an den Märkten Analysten zufolge als Ende des Zinssenkungszyklus und als Vorbote für höhere Leitzinsen im Jahresverlauf gesehen.

Im Mittelpunkt des Handels standen die Aktien der Fernsehsendergruppe RTL. Der deutsche Medienkonzern Bertelsmann will sein Kaufangebot für die restlichen im Streubesitz befindlichen Anteile von RTL zurückziehen. Das Unternehmen sei nach eingehender Prüfung zu dem Schluss gekommen, dass ein Angebot über 44 Euro je Aktie nicht realisierbar sei, teilte Bertelsmann mit. Der Gütersloher Konzern hält seit Dezember rund 90 Prozent des Aktienkapitals der RTL Group. Die RTL-Aktie drehte nach schwachem Start 1,9 Prozent ins Plus und schloss bei 45 Euro.

Der schweizer Spezialchemiekonzern Clariant sieht im ersten Quartal 2002 Anzeichen einer Erholung. Für das Gesamtjahr rechnet das Unternehmen mit einem besseren Ergebnis als 2001. Für einen richtigen Aufschwung gebe es bisher allerdings keine wirklichen Zeichen, hieß es. Auch die mittelfristigen Profitabilitätsziele mit einer EBIT-Marge von 15 Prozent und einer EBITDA-Marge von 20 Prozent werde der Konzern später als geplant erreichen. Die Aktie verlor 3,4 Prozent auf 37 Schweizer Franken.

Auf der Gewinnerseite standen die Öl-Aktien, die vom Anstieg des Preises für Rohöl auf ein sechs-Monats-Hoch profitierten. BP stiegen 1,6 Prozent auf 612 britische Pence, für Shell ging es 0,6 Prozent auf 524,12 britische Pence nach oben. TotalFinaElf stiegen 1,2 Prozent auf 173 Euro.

Das französische Bankhaus Credit Agricole hat im abgelaufenen Geschäftsjahr dank eines starken Privatkundengeschäfts seinen Nettogewinn um 5,5 Prozent auf 1,468 Milliarden Euro gesteigert und damit die Erwartungen von Analysten übertroffen, die im Schnitt mit einem Gewinn von 1,29 Milliarden Euro gerechnet hatten. Für das Jahr 2002 erwartet Credit Agricole einen Ergebnisanstieg von maximal 10 Prozent. Die Aktie legte1,8 Prozent auf 19,90 Euro zu.

Die Aktie des weltgrößten Sanitär- und Heizungshändlers Wolseley stieg am Dienstag auf eine Allzeithoch, nachdem das Unternehmen mit seinem Ergebnis in 2001 die Erwartungen von Analysten übertreffen konnte und einen positiven Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr gegeben hatte. Der Vorsteuergewinn für das abgelaufene Jahr sei um 17 Prozent auf 195,9 Millionen britische Pfund gestiegen, so das Unternehmen. Die Aktie legte 2,4 Prozent auf 682,95 britische Pence zu.

Die zum Finanzkonzern Credit Suisse Group gehörende Investmentbank Credit Suisse First Boston will nach Angaben aus Branchenkreisen möglicherweise noch diese Woche einen weiteren Stellenabbau bekannt geben. Betroffen sein werden nach den Angaben auch leitende Mitarbeiter. Bis Ende letzten Jahres hatte die CSFB bereits 2.500 Stellen gestrichen. Die CS-Aktie ging bei 63,90 Schweizer Franken unverändert aus dem Tag.

Quelle: ntv.de

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