Orange hui, MobilCom pfui France Telecom belastet Europa
13.09.2002, 20:15 UhrDie europäischen Blue Chips schauten sich auch zum Wochenschluss die Vortagesstände wieder von unten an. Unter den größten Verlierern war die France Telecom, obwohl die Franzosen mit MobilCom und Konzern-Chef Michel Bon gleich zwei Sorgenkinder los sind. Der EuroStoxx50 fiel 2,3 Prozent auf 2.531 Punkte, für den Stoxx50 ging es 2,1 Prozent auf 2.555 Zähler nach unten.
Die Probleme seien immer noch die gleichen, so ein Händler. Es drohe ein Krieg zwischen den USA und dem Irak, die Unternehmensergebnisse seien weiterhin dürftig und es gebe kein Zeichen, dass die US-Wirtschaft sich deutlich erhole. Dazu käme die Schwäche der Telekom-Konzerne. Die drohende Pleite von MobilCom und die Krise bei der France Telecom mache deutlich, dass einige Unternehmen dem Abenteuer UMTS finanziell nicht gewachsen seien.
Die France Telecom hatte am Donnerstagabend das Ende ihrer finanziellen Unterstützung für das deutsche Mobilfunkunternehmen MobilCom beschlossen. Zudem hatte Konzernchef Michel Bon seinen Rücktritt angekündigt. Die France Telecom wies für Ende Juni einen Halbjahresverlust von 12,2 Milliarden Euro und einen Schuldenstand von knapp 70 Milliarden Euro aus. Die Anleger seien enttäuscht, dass es immer noch keine Einigung zum Schuldenabbau gebe, so ein Händler. Das einzig gute an den Beschlüssen des Vortages sei die Trennung von MobilCom. Die Aktie fiel 2,6 Prozent auf 10,35 Euro.
Mehr Glück als mit MobilCom hat die France Telecom mit ihrer anderen Mobilfunktochter Orange, die ihren Vorsteuergewinn im ersten Halbjahr um 41 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro gesteigert hat. Analysten hatten nur mit einem Plus von 33 Prozent auf 2,17 Milliarden Euro gerechnet. Für das Gesamtjahr hob Orange die Prognose für den Vorsteuergewinn auf 4,7 Milliarden Euro von zuvor 4,3 Milliarden Euro an. Die Aktie verbuchte ein Plus von 6,0 Prozent auf 5,52 Euro.
Nach unten ging es einmal mehr für die Aktie von Vivendi Universal, die 6,0 Prozent auf 13,37 Euro fiel. Händler begründeten den Kursverlust mit Sorgen der Anleger, dass der Medienkonzern nicht genügend Beteiligungen verkaufen könnte, um seinen Schuldenberg von 19 Milliarden Euro abzubauen.
Die italienische Bank UniCredito hat ihren Reingewinn im ersten Halbjahr um 5,7 Prozent auf 849 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahreszeitraum gesteigert und damit die Erwartungen von Analysten übertroffen. Die Aktie legte 0,6 Prozent auf 3,91 Euro zu.
Unter den größten Verlierern waren einmal mehr die Versicherer zu finden. Zum einen lasteten die schwachen Aktienmärkte auf den Beteiligungsportfolios. Zum anderen sorgte die weitere Verunsicherung über anstehende Asbest- und Umweltklagen in den USA für zusätzlichen Druck auf die Kurse. Am stärksten getroffen wurde die Schweizer Baloise, die 9,1 Prozent auf 62,75 Franken einbrach. AXA verlor 7,8 Prozent auf 12,60 Euro, Royal & Sun Alliance büßte 7,3 Prozent auf 111,25 Pence ein, Aviva schloss 6,9 Prozent schwächer bei 386,50 Pence und Aegon musste 6,8 Prozent auf 11,00 Euro abgeben.
Quelle: ntv.de