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Inside Wall Street Geithner und die Putzfrau

Noch eine Woche: Die meisten Amerikaner - und der Autor - können es kaum erwarten, bis George W. Bush ein für allemal das Weiße Haus räumt und zurück nach Texas zieht. Barack Obama hat Großes vor und startet inmitten einer Finanzkrise, aus der ihm vor allem der designierte Finanzminister Tim Geithner heraus helfen soll. Doch der hat schon vor Amtsantritt Probleme.

In Washington hat hinter verschlossenen Türen die Befragung des Kandidaten Geithner begonnen, der bisher lediglich vom designierten Präsidenten nominiert worden ist. Bevor er ins Finanzministerium, einen Steinwurf vom Weißen Haus entfernt, einziehen kann, muss er vom Senat bestätigt werden. Doch da regt sich jetzt schon Widerstand - bei den Republikanern.

Die Bush-Partei, die nicht nur die Präsidentschaft, sondern auch zahlreiche Sitze im Kongress verloren hat, scheint weniger an einem reibungslosen Regierungswechsel und einer schnellen Verbesserung der riskanten wirtschaftlichen Lage interessiert zu sein, als vielmehr an Rache. Rache an den Demokraten, die unter anderem deshalb bei den Wahlen so erfolgreich waren, weil in den letzten Jahren zahlreichen Republikanern Korruption und andere Verbrechen nachgewiesen werden konnten. Jetzt suchen sie Fehler beim politischen Gegner.

Bei Geithner ist man schon fündig geworden - ausgerechnet bei dem Mann, dem Amerika nun seine Finanzen anvertrauen soll?! Dabei sind die Vorwürfe lächerlich.

Geithner soll eine Putzfrau illegal beschäftigt und bei der Steuer geschummelt haben. Schwerwiegende Vorwürfe - bis man die Details sieht. So hat Geithner nicht etwa illegale Einwanderer über die Grenze geschmuggelt. Vielmehr hat er eine Halbtagskraft beschäftigt, die zunächst gültige Papiere hatte. Es wurde lediglich übersehen, dass diese in den letzten drei Monaten des Arbeitsverhältnisses abgelaufen waren. Das mag nun nicht okay sein, ist aber dem Noch-Präsidenten der New Yorker Notenbank kaum persönlich übel zu nehmen - er dürfte sich wohl selbst kaum um die Frau, die Putzerei und die Papiere gekümmert haben.

Auch seine Steuererklärung wird Geithner nicht selbst gemacht haben. Zwar muss er dennoch für deren Richtigkeit gerade stehen, doch liegen die Fehler, die ihm vorgeworfen werden, im Detail: Geithner soll einige Sozialabgaben versäumt haben. Kriminelles Potenzial ist daran nicht zu erkennen. Und Nachzahlungen wurden angewiesen, nachdem der Fehler aufgefallen war.

Die Demokraten stehen unbewegt hinter ihrem Mann. "Die Vorwürfe sind ernst zu nehmen", meint der Abgeordnete Max Baucus aus Montana, der dem Finanzausschuss vorsteht. "Aber sie disqualifizieren Timothy Geithner nicht von seinem Job als Finanzminister." Er sei "nach wie vor der kompetenteste Mann, der in diesen schwierigen Zeiten eine wirtschaftliche Erholung steuern kann", meint auch Robert Gibbs, der designierte Pressesprecher des Weißen Hauses.

Am 21. Januar findet die offizielle Anhörung von Geithner statt. Es ist kaum damit zu rechnen, dass ihm weitere Steine in den Weg gelegt werden; er wird sein Amt antreten können. Den Republikanern kam es wohl eher auf Polemik an; einen schnellen und reibungslosen Regierungswechsel und damit das Wohl des Landes werden sie nicht ernsthaft gefährden wollen.

Quelle: ntv.de

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