Marktberichte

"Die Anleger sind verunsichert" Dax fährt Achterbahn

(Foto: REUTERS)

Neue Spekulationen um die weitere Fed-Politik und Äußerungen von Bundesbankchef Weidmann zum Niedrigzinsniveau, das ist zu viel: Die Anleger gehen in Deckung. Die Standardwerte purzeln unter 9000 Punkte - finden aber auch wieder zurück.

Der deutsche Aktienmarkt hat seinen zwischenzeitlichen Absturz unter die 9000-Punkte-Marke größtenteils wieder wett gemacht.

Zuletzt notierte der Dax nur noch mit 0,2 Prozent im Minus bei 9054 Zählern. Am Nachmittag war der deutsche Leitindex bis auf 8987 Punkte in die Tiefe gerauscht.

Der MDax schloss 0,9 Prozent leichter bei 15.916 Punkten. Der TecDax gab 0,2 Prozent auf 1124 Punkte nach. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor 0,4 Prozent auf 3021 Punkte.

Börsianer verwiesen auf Aussagen von Bundesbankchef Jens Weidmann, die den Markt belastetet hätten. "Anleger machen heute Kasse. Es zieht sie wieder in sicherere Häfen wie den Anleihemarkt oder in Versorgeraktien, die als defensiv gelten", sagte Portfolio-Manager Ludwig Donnert von Tao Capital. Weidmann hatte anlässlich des Wirtschaftstages 2013 der Volks- und Raiffeisenbanken in Frankfurt abermals vor den langfristigen Risiken zu niedriger Zinsen gewarnt. Negative Realzinsen dürften zudem kein Dauerzustand werden und die Geldpolitik nicht zur Gefangenen der Politik oder der Finanzmärkte.

Hilfreich waren Äußerungen des EZB-Chefvolkswirts Peter Praet. Der Topnotenbanker stellte nach der historischen Zinssenkung aus der Vorwoche weitere Lockerungen in Aussicht. Das sorgte am Nachmittag für eine Begrenzung der Verluste

Wann strafft die Fed die Zügel?

Marktteilnehmer hatten zudem neue Spekulationen zur weiteren Fed-Politik zu verdauen. "Die Anleger sind verunsichert", sagte ein Händler. Die Berichtssaison sei bislang eher durchwachsen ausgefallen. Hinzu komme die Furcht vor einer baldigen Reduzierung der Anleihenkäufe durch die Fed. "Das alles reicht, um die 9000er Marke im Dax zu testen." Angesichts der jüngsten Rally nähmen einige Investoren auch schlicht und einfach Gewinne mit.

"Die niedrigen Umsätze an der Börse zeigen, dass die Leute gerade nicht an Aktien interessiert sind", sagte ein anderer Händler.

Für Diskussionsstoff sorgte der Notenbankchef von Atlanta, Dennis Lockhart. Dieser hatte am Dienstag eine Drosselung der Wertpapierkäufe schon ab Dezember nicht ausgeschlossen. Bislang wendet die Fed monatlich 85 Milliarden Dollar für den Erwerb der Papiere auf. Nach Lockharts Äußerungen zog der Dollar vorübergehend an, gab die Gewinne im Verlauf aber wieder ab.

Beerbt Janet Yellen Ben Bernanke?

Beerbt Janet Yellen Ben Bernanke?

(Foto: dpa)

Klare Signale zum künftigen Fed-Kurs erhoffen sich Börsianer als nächstes von der Anhörung der designierten Notenbankchefin Janet Yellen. "Seit Yellen als Nachfolgekandidatin für Ben Bernanke gilt, hat sie kaum über ihre Ansichten zur Geldpolitik gesprochen", sagte Ichiro Asai, Volkswirt bei Daiwa Securities. "Da der Markt offenbar nicht daran zweifelt, dass sie eine 'Taube' ist, besteht die Möglichkeit, dass sie sich nicht so 'taubenhaft' äußert wie erwartet." Im Börsenjargon werden die Befürworter einer Politik des billigen Geldes als "Tauben" bezeichnet. Befürworter eines strengeren geldpolitischen Kurses heißen "Falken". Yellen soll im Rahmen ihrer Nominierungstour am Donnerstag vom Bankenausschuss des US-Senats angehört werden.

Eon: Kursplus trotz Gewinneinbruch

Bei den Einzeltiteln standen ansonsten wieder Geschäftsberichte im Fokus, die dieses Mal allerdings fast ausschließlich von mittelgroßen Konzernen aus dem MDax kamen. Im Dax fanden die Aktien von Eon nach Zahlen und gesenkten Jahreszielen nur schwer eine Richtung. Zuletzt legten die Titel des von der Energiewende gebeutelten Strom- und Gasversorgers an der Dax-Spitze um 2,1 Prozent auf 13,77 Euro zu, nachdem sie zeitweise klar ins Minus gerutscht waren. RWE kletterten in der Gefolgschaft um 1,9 Prozent.

Die Anteilsscheine von Hochtief nahmen mit plus 3,6 Prozent die MDax-Spitze ein. Analysten lobten insbesondere das Vorsteuerergebnis des Baukonzerns.

Stada büßten nach schwachen Zahlen am Index-Ende über 5,4 Prozent ein. Vor dem Hintergrund der Thornton&Ross-Übernahme reichte auch die bestätigte Jahresprognose nicht aus, um die im bisherigen Jahresverlauf sehr gut gelaufene Aktie zu stützen. Thornton&Ross ist in Großbritannien fünftgrößter Anbieter von verschreibungsfreien Arzneien und trägt seit dem 1. September zur Stada-Bilanz bei.

Mit minus 0,1 Prozent entwickelten sich die Papiere des Pharmahändlers Celesio nach der vorgelegten Quartalsbilanz eher unspektakulär, während im TecDax LPKF Laser & Electronics nach soliden Neunmonatszahlen und erneut angehobenen Jahreszielen mit einem Plus von 7,9 Prozent auf den höchsten Stand seit 2001 sprangen.

ProSieben auf Talfahrt

Abseits von Quartalsberichten zogen zudem die ProSiebenSat.1-Papiere besondere Aufmerksamkeit auf sich und sackten um etwas mehr als fünf Prozent ab. Die Großaktionäre KKR und Permira ziehen sich bei dem TV-Konzern wie angekündigt weiter zurück. Etwas mehr als zwei Monate nach der ersten großen Platzierung warfen die beiden Finanzinvestoren erneut ein großes Aktienpaket auf den Markt. Durch den Verkauf von 35 Millionen Papieren sinkt der Anteil von zuletzt knapp 33 Prozent auf 17 Prozent. Mit dem dadurch stark steigenden Anteil frei handelbarer Aktien (Streubesitz) gilt der RTL-Konkurrent mittelfristig als Kandidat für die erste Börsenliga. Die Papiere verbilligten sich um 4,0 Prozent.

Quelle: ntv.de, ddi/DJ/rts

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