US-Notenbank hält sich bedeckt Gewinnmitnahmen drücken Wall Street
14.08.2013, 22:25 Uhr
Händler an der NYSE in New York.
(Foto: AP)
An den US-Börsen ist man sich bereits einig: Die Fed wird kommenden Monat ihre Wertpapierkäufe etwas drosseln. Zudem ist die Bilanzsaison im Rückblick für viele Händler doch eher durchwachsen gewesen. Grund genug, Kasse zu machen. Die Käufer interessieren sich dagegen für Apple und Steinway.
An den US-Aktienmärkten hat sich am Mittwoch wieder einmal alles um die Frage gedreht, wann die Ära des billigen Geldes vorbei sein wird. Die Inflation liefert vorerst keine Argumente für eine straffere Geldpolitik. Die Erzeugerpreise stagnierten wider Erwarten im Juli. Gleichwohl blieben die Anleger skeptisch. Sie misstrauten nicht nur der US-Notenbank, sondern auch den Ertragsaussichten der Unternehmen - und nahmen deshalb Gewinne mit.
Am Markt herrsche die Überzeugung vor, dass die US-Notenbank ab September ihre Anleihekäufe allmählich zurückfahren werde, sagte Rick Robinson, Regional Chief Investment Officer bei der Wells Fargo Private Bank. Der Konsens sei, dass die Fed dann monatlich nicht mehr wie bislang Anleihen und Hypothekenpapiere für 85 Milliarden Dollar kaufe, sondern nur noch für 60 Milliarden bis 65 Milliarden Dollar. Von einer geldpolitischen Straffung könnte aber selbst bei diesem reduzierten Volumen keine Rede sein, weil die Notenbank ihre Bilanz immer noch aufblähen würde.
Indizes erneut schwächer
Der Dow-Jones-Index fiel um 0,7 Prozent auf 15.338 Punkte. Der S&P-500 verlor 0,5 Prozent und der Nasdaq-Composite 0,4 Prozent. Edward Painvin, Chief Investment Officer bei Chase Investment Counsel, machte noch einen anderen Grund für die Gewinnmitnahmen aus. Außer für die Finanzbranche sei die Bilanzsaison zum zweiten Quartal nicht berauschend gewesen. Wenn man den Finanzsektor ausklammere, seien die durchschnittlichen Unternehmensgewinne im Quartal gesunken - und das, obwohl die US-Notenbank Wirtschaftsstimuli in Rekordhöhe gewährt habe und viele Unternehmen über Aktienrückkäufe ihre Ergebnisse aufgehübscht hätten.
Die mit Spannung erwartete Rede des Präsidenten der Federal Reserve von St. Louis, James Bullard, enthielt keine konkreten Hinweise darauf, wann die Fed ihre Stimuli zurückfahren wird. Die Notenbank müsse noch mehr Konjunkturdaten sehen, ehe sie über eine Verringerung ihrer quantitativen Lockerung entscheiden könne, sagte Bullard und wiederholte damit Aussagen, die er schon vor einigen Wochen gemacht hatte.
Ölpreis nahezu unverändert
Thomas Simons, Volkswirt bei Jefferies, interpretierte die Äußerungen Bullards dahingehend, dass die Fed aus praktischen Gründen wohl erst im Oktober ihre Anleihekäufe erstmals zurückfahren könnte. Bei ihrer September-Sitzung hätten die Währungshüter noch nicht genügend Wirtschaftsdaten zum dritten Quartal vorliegen, um eine entsprechende Entscheidung untermauern zu können.
Am Devisenmarkt notierte der Euro mit rund 1,3260 Dollar auf ähnlichem Niveau wie am Vorabend. Zwischenzeitlich hatte die Gemeinschaftswährung nach überraschend guten europäischen Wirtschaftsdaten bis auf 1,3280 Dollar zugelegt.
Der Ölpreis ging kaum verändert aus dem Handel, nachdem das US-Energieministerium einen überraschend deutlichen Rückgang seiner Ölvorräte gemeldet hatte. Allerdings waren auch der Benzinverbrauch in den USA und die Raffinerieauslastung zuletzt rückläufig. Stephen Schork, Herausgeber des Newsletters Schork Report, glaubt, dass die Ölnachfrage für dieses Jahr den Gipfel erreicht hat und nunmehr zurückgehen wird. Stützend wirkten unterdessen die gewalttätigen Ausschreitungen in Ägypten. Diese weckten Befürchtungen, dass der Suezkanal und damit ein wichtiger Öltransportweg geschlossen werden könnte. Das Barrel Leichtöl der Sorte WTI kostete zum Settlement 106,85 Dollar und damit nur 2 US-Cent mehr als am Dienstag. Die europäische Referenzsorte Brent stieg um 0,3 Prozent auf 110,20 Dollar.
Gold machte Boden gut. Die Feinunze stieg um 1 Prozent auf 1.333,40 Dollar. Händler sprachen von Gelegenheitskäufen nach dem jüngsten Preisrutsch.
Apple scheitert an 500-Dollar-Marke
An der Börse eroberten Apple-Aktien im Verlauf erstmals seit sieben Monaten die Marke von 500 Dollar zurück, konnten sie aber nicht halten. Zum Handelsschluss notierten die Titel um 1,8 Prozent höher bei 498,50 Dollar. Investor Carl Icahn hatte die Aktie am Dienstag um fast fünf Prozent hochgetrieben, als er bekannt gab, dass er eine "große Position" in Apple hält.
Der Kurs von Cree brach um 22 Prozent ein. Quartalszahlen und Ausblick des LED-Unternehmens hatten die Erwartungen des Marktes verfehlt. Ein enttäuschender Ausblick ließ auch den Aktienkurs des Landmaschinenherstellers Deere & Co um 1,9 Prozent nachgeben, obwohl das Unternehmen in seinem abgelaufenen dritten Quartal überraschend gut abgeschnitten hatte.
Eine Gewinnwarnung drückte den Kurs des Einzelhandelskonzerns Macys um 4,5 Prozent nach unten. Aktien von Steinway Musical Instruments verteuerten sich um 7,9 Prozent. Die Investmentgesellschaft Paulson & Co will den traditionsreichen Klavierbauer für 503 Millionen Dollar kaufen.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ