Schwache Vorgaben, starke Äußerungen Dax vor Sprung ins Ungewisse
19.11.2013, 08:40 Uhr
Der Sprung ins Ungewisse? Am Aktienmarkt stehen Gewinnmitnahmen an.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Wenn Fed-Chef Bernanke mit seinen Aussagen die Kurse an den Aktienmärkten bewegn kann, dem Großinvestor Icahn gelingt das auch. Er mahnt zur Vorsicht auf dem derzeitigen Niveau - und prompt fallen an der Wall Street die Kurse. In Deutschland winkt eine ähnliche Reaktion.
Am deutschen Aktienmarkt dürfte nach dem Erreichen eines Allzeithochs erst einmal etwas Ruhe einkehren. Börsianer rechnen mit Gewinnmitnahmen. Zum Wochenstart hat der deutsche Leitindex mit einem Plus von 0,6 Prozent und einem neuen Rekordschlussstand von 9225 Punkten aufgewartet. Lang & Schwarz taxiert den Dax zur Eröffnung 0,1 Prozent schwächer bei 9216 Punkten.
Als Störfeuer dürften sich Marktteilnehmern zufolge die Äußerungen des streitsüchtigen US-Milliardärs und Großinvestors Carl Icahn erweisen. Dieser sagt, er sei mit Blick auf Aktien sehr vorsichtig und sprach von der Gefahr eines starken Rücksetzers. Den gab es dann prompt an der Wall Street: Der Dow Jones Index konnte sich ebensowenig über 16.000 Punkten etablieren wie der S&P-500 über 1800 Punkten. Auch in Asien überwiegt die Abwärtstendenz.
"Gewinnmitnahmen sind gesund"
"Auch wenn der Ausverkauf vor allem mit Icahns Kommentaren begründet wird: Investoren suchen doch immer nach einem Vorwand, um Gewinne mitzunehmen", meint dazu Stan Schamu vom Broker IG. "Ich denke Gewinnmitnahmen wären gesund für den Markt. Wir werden keinen Trendbruch erleben, bei niedrigeren Kursen werden die Anleger wieder nachfassen", sagt ein Händler.
Mit Spannung dürften deshalb auch die neuesten des ZEW-Index erwartet werden. Hier sagen Experten einen deutlichen Anstieg voraus.
Bei den Einzelwerten fällt das Augenmerk der Anleger auf die sogenannte zweite Reihe: Zahlreiche Nebenwerte warten mit Geschäftszahlen auf, so etwa Sixt, Wirecard und Douglas. Zudem dürften die Daten des Automobilverbandes Acea zu den Neuzulassungen im Oktober als Impulsgeber für die Autowerte fungieren.
Teilsieg für Eon und RWE?
Mit Spannung blicken Händler bei RWE und Eon nach Hamburg. Dort will das Finanzgericht nach 10.00 Uhr seine Entscheidung über die Klage der Versorger gegen die Brennelemente-Steuer bekanntgeben. Gerechnet wird mit einer Weiterreichung der Klage an den Europäischen Gerichtshof (EuGh). Dies könnte verbunden sein mit der zeitweisen Einstellung der Steuerzahlungen.
"Der Markt würde das als einen Teilsieg werten, mit erhöhten Chancen beim EuGh", so ein Händler. Dies sei auf jeden Fall gut für das depressive Sentiment in den Aktien und würde der deutschen Regierung ihre Handlungsschranken aufzeigen. Umgekehrt sei ein klares "Nein" aus Hamburg jedoch sehr schlecht für die Aktien. "Sollte die Klage überraschend abgelehnt werden, dürfte das für einen neuen Schlag auf die Aktien sorgen", warnt ein anderer Händler.
Deutsche Börse und K+S
Sehr positiv für Deutsche Börse werten Händler Kreiseberichte über ein mögliches Gebot für die Euronext. "Die müssen da endlich aus ihrer kleinen Nische raus, sie haben zu lange geschlafen", sagt ein Analyst. Die Konsolidierung der Börsenbetreiber sei bislang ohne signifikante Beteiligung der Eschborner vor sich gegangen. "Möglicherweise könnte der Markt sogar ein Bietergefecht akzeptieren, nur um das zu erreichen", ergänzt ein Händler. Allerdings werde der Markt zunächst einmal "schlucken", da der Preis sicherlich über dem ehemaligen Verkaufspreis der Euronext von 11 Milliarden Euro liegen werde. Andererseits seien die Aktien der Börsenbetreiber trotz des aktuellen Umfelds nicht zu hoch bewertet, so dass dies akzeptiert werden könnte.
Keinen großen Kurseinfluss auf K+S erwarten Händler durch die Rating-Abstufung durch S&P. "Es ist dasselbe wie bei der Moody's-Abstufung vor zwei Wochen", sagt ein Händler: "Sie stufen mit dem Verweis auf eine verschlechterte Finanzierung wegen des Kanada-Ausbaus ab und tragen selber mit ihrem Rating dazu bei." Die Begründung von S&P lautet "niedrige Kalipreise" und "hohe Kosten für das geplante Kaliwerk in Kanada". "Nicht sehr kreativ und neu", so ein anderer Händler.
Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts