Syrien-Konflikt bleibt Marktthema Gold und Öl schlagen aus
03.09.2013, 11:56 Uhr
Der Ölpreis gibt weiter nach.
(Foto: REUTERS)
Die Washingtoner Debatte über einen Militärschlag gegen Syrien entzieht dem Auftrieb an den Rohstoffmärkten eine kurzfristige Grundlage. Der Preis für das schwarze Gold gibt zunächst weiter nach. Berichte über angebliche Raketenstarts im Mittelmeer lösen Hektik aus.
Neue Kriegsangst am Rohstoffmarkt: Russische Meldungen über den Start ballistischer Raketen in Richtung Naher Osten haben Anleger und Händler am späten Vormittag wachgerüttelt. In Frankfurt rutschte der Dax kurzzeitig scharf ab.
Im Handel mit Energierohstoffen zieht der Ölpreis deutlich an: Die europäische Sorte Brent kostet gut 115 Dollar und verteuert sich damit um 0,6 Prozent gegenüber dem späten Vortagesgeschäft. Das in unsicheren Zeiten gern als sicherer Hafen angelaufene Gold reagiert ebenfalls typisch und nimmt wieder Kurs auf 1400 Dollar je Feinunze.
Russische Radarstationen haben einem Bericht der Nachrichtenagentur RIA zufolge zwei ballistische "Objekte" geortet, die vom zentralen Mittelmeer Richtung Osten abgefeuert wurden. Die Agentur zitierte das russische Verteidigungsministerium, das auf Reuters-Nachfrage dazu allerdings nicht Stellung nehmen wollte. "Das reicht, um die Märkte zu erschrecken", sagte ein Händler.
"Wenn der Konflikt eskaliert, kann man davon ausgehen, dass Anleger in Scharen aus als riskant empfundenen Anlagen aussteigen", sagte Analystin Brenda Kelly von IG. Experten zufolge ist nicht davon auszugehen, dass es sich bei den aufgefangenen Radarsignalen um erste Anzeichen für einen Beginn eines US-geführten Militärschlags gegen Syrien handelt. Die fraglichen Radarechos wurde den Berichten zufolge bereits am frühen Morgen aufgezeichnet. Berichte über etwaige Einschläge ballistischer Raketen in Syrien oder anderen Regionen des Nahen Osten liegen nicht vor.
Militärs gehen zudem davon aus, dass die USA im Fall eines Angriffs auf Lenkwaffen wie etwa Marschflugkörper zurückgreifen dürften. Der Einsatz von ballistischen Raketen durch das US-Militär erscheint aufgrund der vergleichsweise vagen Zielgenauigkeit dieser Projektile als sehr unwahrscheinlich. Was genau die russischen Radarexperten im Mittelmeer aufgezeichnet haben, bleibt damit zunächst unklar. Womöglich handelt es sich um einen schlichten Fehlalarm.
Am Morgen hatte sich die Lage an den Rohstoffmärkten zunächst weiter entspannt. Die Ölpreise gaben erneut nach. Der Preis für US-Öl ging dabei deutlich stärker zurück als der für Rohöl aus der Nordsee. Ein Barrel (159 Liter) der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) kam um 92 Cent auf 106,73 Dollar zurück. Zuletzt notiert der WTI-Preis bei 107,07 Dollar und damit 0,5 Prozent schwächer als am Vortag.
Die Sorge der Anleger vor einem Militärschlag der USA gegen Syrien spiele weiterhin eine wichtige Rolle am Ölmarkt, hatten Händler bereits am Morgen. Zuletzt hatte sich die Lage etwas entspannt, nachdem US-Präsident Barack Obama einen Militärschlag gegen das Regime in Damaskus von der Zustimmung des Kongresses abhängig gemacht hatte. Laut Meldungen vom Vorabend erhält Obama im Kongress mittlerweile Rückhalt für die anstehende Abstimmung über einen Syrieneinsatz. Die republikanischen Außenpolitiker John McCain und Lindsey Graham hatten sich nach einem Gespräch mit Obama im Weißen Haus zustimmend geäußert.
Quelle: ntv.de, mmo/DJ/dpa/rts