Bald bei 1350 Dollar? Goldpreis auf Allzeithoch
14.09.2010, 18:34 UhrDie anhaltende Konjunkturunsicherheit peitscht den Goldpreis nach oben. Die Feinunze klettert bis auf 1274,88 US-Dollar. Damit kostet Gold so viel wie nie. Gleichzeitig sinken die Preise für Industriemetalle und Öl. Die neue Skepsis wird unter anderem durch den enttäuschenden ZEW-Index geschürt. Die Wirtschaftserholung verliert danach deutlich an Dynamik.
Die Aussicht auf eine Abschwächung des Wirtschaftswachstums hat Anleger am Rohstoffmarkt am Dienstag vorsichtig agieren lassen. Während die Preise für Industriemetalle und Öl fielen, waren die als sicherer Hafen geltenden Edelmetalle gefragt. Der Goldpreis stieg auf ein neues Allzeithoch. Die Feinunze (31,10 Gramm) Gold kostete 1274,88 Dollar und damit so viel wie nie.
"Der Markt ist noch immer nervös", sagte Analyst Carl Firman von Virtual Metals. "Ich denke, wir werden weiterhin durchwachsene Nachrichten aus den USA und aus Europa vernehmen. Die Probleme sind nicht verschwunden."
Der Goldpreis steigt seit Wochen von einem Rekord zum nächsten. In der derzeitigen Lage gilt das Edelmetall als krisenfeste Anlage, da es von einer Geldentwertung nicht betroffen ist. Auch Privatanleger steigen teils auf Gold um. Sie sollten dabei aber bedenken, dass Gold zwar an Wert gewinnen kann - aber auch verlieren. Zudem werfen Anlagen in Gold keine Zinsen wie etwa Sparkonten ab. Die Rohstoffexperten der DZ Bank erwarten einen weiteren Anstieg des Goldpreises und sehen diesen zum Jahresende bei 1350 Dollar.
Auch die Silberrally ging weiter. Die Feinunze des Edelmetalls verteuerte sich um bis zu 1,9 Prozent auf 20,40 Dollar und war damit so teuer wie zuletzt im März 2008. "Nach dem Überwinden der 20-Dollar-Marke könnten weitere Anleger auf den fahrenden Zug aufspringen", heißt es in einem Marktkommentar der Commerzbank.
Daten überzeugen nicht
Zur Skepsis trugen unter anderem Daten aus Europa bei. Das auf Einschätzungen von rund 300 Anlegern und Analysten fußende Barometer des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) sackte im September auf den niedrigsten Wert seit Februar 2009 ab. In der gesamten Euro-Zone stagnierte zudem im Juli die Industrieproduktion. "Von Dynamik ist aktuell nicht mehr viel zu sehen", kommentierte Analyst Heinrich Bayer von der Postbank. Auch der etwas höher als erwartet ausgefallene Anstieg der US-Einzelhandelsumsätze überzeugte nicht und nahm Händlern zufolge dem Markt nicht die Angst vor einer Schwäche des privaten Konsums in der weltgrößten Volkswirtschaft.
Die Tonne des vor allem in der Elektro- und Bauindustrie verwendeten Kupfers verbilligte sich um 0,6 Prozent auf 7579,50 Dollar. Die Notierung gab damit aber nur einen Teil ihrer Gewinne vom Montag ab.
Ölpreis sinkt
Auch beim Öl strichen Investoren ein paar Gewinne ein. Das Fass US-Öl der Sorte WTI verbilligte sich um 0,3 Prozent auf 76,98 Dollar, nachdem die Notierung zu Wochenbeginn noch auf ein Ein-Monatshoch von 78,04 Dollar geklettert war. Nordseeöl der Sorte Brent verbilligte sich um 0,2 Prozent auf 78,91 Dollar. Nach Einschätzung von Ken Hasegawa, Rohstoff-Derivate-Manager beim japanischen Handelshaus Newedge, bleiben die Öllager trotz der Unterbrechung einer Pipeline zwischen Kanada und den USA zunächst gut gefüllt. Das Förderkartell Opec äußerte sich zufrieden mit einer Preisspanne von 70 bis 80 Dollar je Fass Öl. "Wir wollen keinen Rückfall in die Rezession", sagte Generalssekretär Abdullah al-Badri am Tag des 50-jährigen Bestehens der Organisation.
Quelle: ntv.de, rts