Marktberichte

Dax-Vorschau Griechenland macht Kummer

Die angespannte Haushaltslage einiger Euro-Staaten wie Griechenland oder Portugal wird nach Einschätzung von Analysten auch in der neuen Woche den Himmel über dem deutschen Aktienmarkt verdunkeln. Dieses Thema dränge im Moment sonstige Konjunkturdaten und sogar Unternehmensbilanzen in den Hintergrund, heißt es übereinstimmend.

Mit Sorge blicken die Börsianer auf den maroden Staatshaushalt in Athen.

Mit Sorge blicken die Börsianer auf den maroden Staatshaushalt in Athen.

(Foto: picture alliance / dpa)

"Die Risikoaversion nimmt zu", betont NordLB-Aktienstratege Tobias Basse. Allerdings dürfe nicht außer acht gelassen werden, dass die Probleme der in die Schlagzeilen geratenen Euro-Staaten einigen Investoren nur als Argument für Gewinnmitnahmen dienten.

In der abgelaufenen Woche verlor der Dax knapp drei Prozent. So schlecht beendete er noch nie eine fünfte Kalenderwoche. NordLB-Experte Basse glaubt nicht, dass diejenigen, die die Rally des vergangenen Jahres verpasst haben, bald wieder in den Markt einsteigen. "Viele Unterinvestierte werden abwarten, ob der Markt noch weiter runtergeht."

Genau dazu rät Analyst Michael Hartnett von Bank of America/Merrill Lynch. Er zieht Parallelen zur Asienkrise von 1998 und warnt davor, dass die lockere Geldpolitik der Zentralbanken eine Spekulationsblase nährt. Auch damals hätten die Notenbanker Liquidität in die Finanzmärkte gepumpt und damit die Internet- oder "Dot-Com"-Blase mit verursacht.

Vor dem Hintergrund der prekären Haushaltslage der Euro-Peripheriestaaten bleiben die Finanzwerte unter besonderer Beobachtung. Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer weist darauf hin, dass allein Griechenland fast doppelt so viel Wertpapiere ausstehen habe wie die Pleite-Bank Lehman Brothers. Ein Kollaps der griechischen Staatspapiere würde eine Lawine von Abschreibungen bei den europäischen Banken lostreten.

Die längerfristigen Aussichten für den Aktienmarkt beurteilen die Analysten dagegen gar nicht so negativ. Die Stützungsfaktoren der vergangenen Monate - die Erholung der Weltkonjunktur und die üppig vorhandene Liquidität - entfalteten weiter ihre Wirkung, schreiben etwa die Experten der Landesbank Berlin.

NordLB-Analyst Basse beurteilt die fundamentale Lage ebenfalls positiv. "Den Wendepunkt für die Stimmung könnten die US-Einzelhandelsumsätze am Donnerstag bringen", fügt er hinzu. Analysten sagen für Januar einen Anstieg um 0,5 Prozent voraus, nach einem Minus von 0,2 Prozent im Vormonat.

Auf Unternehmensseite rückt Infineon ins Rampenlicht. Der Chip-Hersteller hat für Donnerstag zu seiner Hauptversammlung eingeladen. Es zeichnet sich eine Kampfabstimmung um den Vorsitz des Aufsichtsrates ab. Kandidat des Unternehmens ist Klaus Wucherer. Gegen ihn soll der von einer rebellischen Investorengruppe vorgeschlagene Willi Berchtold antreten.

Daneben haben einige Unternehmen - vor allem aus der zweiten Reihe - die Veröffentlichung von Geschäftszahlen angekündigt. Aus dem Dax gibt allein ThyssenKrupp (Freitag) Ergebnisse bekannt. Am selben Tag will sich auch Leighton in seine Bücher schauen lassen. Auf Kursschwankungen des australischen Baukonzerns reagieren die Aktien seines deutschen Mehrheitsaktionärs Hochtief üblicherweise sehr sensibel.

Quelle: ntv.de, von Hakan Ersen, rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen