Inside Wall Street Gringo-Chihuahuas für Mexiko
27.04.2007, 19:34 UhrDie Börsenkolumne aus New York von Lars Halter
Amerika ist von Importen aus aller Welt abhängig. Brot kommt aus Kroatien, Pfannen kommen aus der Türkei, Camping-Zelte aus Vietnam, Schuhe aus Mexiko und T-Shirts aus China. Doch finden auch einige US-Güter den Weg in die Fremde - vor allem nach Mexiko, wo der Warentausch manchmal nicht frei von Ironie ist.
Jüngster Exportschlager aus Amerika nach Mexiko ist - der Chihuahua. Der kleine Hund ist das inoffizielle Wappentier der Mexikaner, nach der Proving Chihuahua im Norden des Landes benannt und aus der Kulturgeschichte der Region nicht wegzudenken.
Immerhin war es in Mexiko, in der Azteken-Hauptstadt Tenochtitln, wo spanische Siedler die kleinen Tiere erstmals entdeckt haben. Bei den Azteken hießen die Vierbeiner „Tlalchichis und dienten als Haustiere - und Nahrung. Dass Mexiko den Chihuahua nun importieren muss, liegt aber nicht daran, dass man zuviele Tiere aufgegessen hätte. Vielmehr hat der wirtschaftliche Aufschwung dafür gesorgt, dass sich mehr Mexikaner ein Haustier leisten können als früher. Und zudem sind es Promis wie Paris Hilton, deren berühmte Chihuahuas dafür gesorgt haben, dass „imported from USA zu einem Gütesiegel im Hundegeschäft geworden ist.
Entsprechend ist die Zahl der Gringo-Chihuahuas in Mexiko deutlich gestiegen. Wurden vor fünf Jahren noch etwa 2000 Tiere pro Jahr eingeführt, sind es heute im Schnitt 4400 Hunde. "Die Hunde, die wir aus den USA bekommen, sind direkte Nachfahren der Chihuahuas, die wir vor Jahren in den Norden geschickt haben", weiß Mayra Rodrguez, die einen größten Hunde-Shops in Mexiko betreibt. Ein Blick in den Stammbaum der professionell gezücheten Tiere belegt das.
Doch sind Chihuahuas nicht das einzige nationale Symbol, dass die Mexikaner von nördlich der Grenze beziehen. In einigen Gegenden des Landes ist vor einigen Jahren die Zahl der „burros - der wilden Esel - so sehr zurückgegangen, dass die Tiere mittlerweile aus Kentucky eingeführt werden, um mexikanischen Bauern die Feldarbeit zu erleichtern.
Auch der Weihnachtsstern - der englische Name „Poinsettia erinnert an den ersten amerikanischen Botschafter in Mexiko, Joel Roberts Poinsett, der die Pflanze um 1820 erstmals in die USA brachte - kommt fast nur noch aus Gärtnereien von jenseits der Grenze. US-Züchter halten mittlerweile sogar Patente für die wichtigsten neuen Arten, die das Ursprungsland Mexiko nun für viel Geld importieren muss.
Ebenso wie Schokolade, übrigens. Die kannten die Azteken schon, bevor die ersten Europäer in ihren Breiten aufschlugen. Denen schmeckte das Rezept aber, man machte es sich schnell zu eigen, und wenn die Nachfahren des mittelamerikanischen Stammes heute Schokolade wollen, dann kommt sie von Mars oder Hershey, manchmal auch von Nestle - immer aber aus dem Ausland. Ebenso wie die Jalapenos, die extrem scharfen Peperoni, die traditionell zur mexikanischen Küche gehören. Die wachsen in Mexiko längst nicht mehr in den benötigten Mengen, sondern werden in Asien angebaut und über der Pazifik transportiert.
Quelle: ntv.de