Gute Laune Grüne Pfeile trotz Öl-Rallye
29.03.2007, 22:25 UhrVon Lars Halter, New York
Die amerikanischen Börsen haben nach drei Verlust-Tagen wieder leicht aufgeholt. Allerdings schlossen die großen Indizes deutlich unter ihren Tages-Höchstständen, weil ein steigender Ölpreis dem Markt zunehmend Sorgen bereitet.
Der Dow-Jones-Index kletterte um 48 Zähler oder 0,4 Prozent auf 12 348 Punkte, der marktbreite S&P-500-Index verbesserte sich um 5 Zähler oder 0,4 Prozent auf 1422 Punkte. Die Hightech-orientierte Nasdaq schloss fast unverändert mit einem Plus von 0,8 Zählern auf 2417 Punkten.
Der Ölpreis kletterte über 66 Dollar pro Fass, was in erster Linie mit der anhaltenden Krise im Iran zusammenhängt. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass der Iran etwa in einen bewaffneten Konflikt gerate, fürchten Öl-Experten einen Preisanstieg auf bis zu 100 Dollar pro Fass, da der Transport von Öl durch die Straße von Hormuz gefährdet wäre. Durch diese Verbindung des Persischen Golfs zum Indischen Ozean werden mehr als 20 Prozent der weltweiten Öl-Lieferungen transportiert.
Vor der Öl-Rallye hatten die amerikanischen Börsen stärker notiert, unter anderem dank guter Konjunkturdaten. Das Wirtschaftswachstum in den USA wird für das vierte Quartal mit 2,5 Prozent gemessen. Das ist etwas besser als die 2,2 Prozent der letzten Schätzung. Allerdings liegt das Bruttoinlandsprodukt damit deutlich unter den ursprünglich prognostizierten 3,5 Prozent und wächst zum dritten Mal in Folge langsamer als die Notenbank wünscht, die das Ziel auf 3,0 Prozent pro Quartal gesetzt hat – ein Ziel, das laut den meisten Experten an der Wall Street auch im ablaufenden ersten Quartal nicht erreicht werden dürfte.
Größter Gewinner unter den Blue Chips war Merck mit einem Plus von 1,7 Prozent. Die Analysten von Merrill Lynch halten an ihrer Kaufempfehlung für den Pharmazeuten fest und setzen das Kursziel nach oben.
Die Aktie von Intel verbesserte sich nach einem Analystentreffen um 1 Prozent. Der Chip-Hersteller hat ein neues Chip-Design vorgestellt, das schneller arbeiten soll und unter anderem Technologien des Konkurrenten AMD nachahmt. Dessen Aktie verlor umgehend.
Weitere Dow-Gewinner waren Citigroup nach der Ankündigung, das Geschäft auf dem Wachstumsmarkt China verdoppeln zu wollen. Im Plus schlossen auch Altria Group sowie die Aktie von American Express.
Gewinner gab es auch im Telekom-Sektor. Die Dow-Werte Verizon und AT&T sowie der Konkurrent Qwest Communications sind in einer Großausschreibung der US-Regierung in die nähere Auswahl gekommen und dürfen um Aufträge im Wert von 48 Milliarden Dollar bieten.
Gewinne gab es auch nach der Ankündigung einiger Übernahmen: Der Stahlriese U.S. Steel kauft für 2,1 Milliarden Dollar Lone Star Technologies. Die Akquise des Herstellers von Stahlrohren für Ölfelder soll das Unternehmen im lukrativen Öl- und Gasbereich stärken.
Die Privatinvestoren von KKR stehen hingegen hinter einem Angebot an BCE, die Muttergesellschaft des Telekomriesen Bell Canada. Ein Kauf könnte sich Experten zufolge auf rund 26 Milliarden Dollar belaufen, heißt es.
Im Hightech-Sektor stand RF Micro Devices unter Beobachtung. Der Zulieferer für die Handy-Industrie verlor fast 11 Prozent, nachdem man die Prognosen abgeschwächt hat. Im laufenden Quartal sollen Umsatz, Gewinn und Margen sinken, was mit dem niedrigeren Auftragsvolumen durch einen Top-Kunden zu tun hat. Experten rechnen damit, dass es sich um Motorola handelt. Der Handy-Hersteller hat erst kürzlich eine Umsatzwarnung ausgesprochen.
Quelle: ntv.de