Alles ist gut! Gut-Wetter-Dax
17.06.2008, 17:37 UhrAm deutschen Aktienmarkt haben sich ganz klar die Optimisten durchgesetzt. Nach der Veröffentlichung der Quartalszahlen von Goldman Sachs legte der deutsche Leitindex nochmals zu. "Die Nachrichten stützen eindeutig das ohnehin gute Sentiment", sagte ein Broker.
Der Dax arbeitete sich im Tagesverlauf deutlich nach oben und notierte bei Handelsschluss 1,1 Prozent höher bei 6.803 Zählern. Selbst ein unerwartet schwach ausgefallener ZEW-Index stellte hier kein Hindernis dar.
Nachdem bereits am Montag Hiobsbotschaften von der US-Investmentbank Lehman Brothers ausgeblieben waren, machte sich am Markt Optimismus für die Finanzbranche breit. Die weltgrößte Investmentbank Goldman Sachs hat die vergangenen volatilen Wochen offenbar gut überstanden. Im zweiten Quartal wurde deutlich mehr verdient als erwartet. Der Gewinn pro Aktie betrug 4,58 Dollar. Analysten hatten im Schnitt nur mit 3,42 Dollar gerechnet.
Nach der Veröffentlichung der Zahlen stiegen Commerzbank um 1,1 Prozent und Deutsche Bank zogen um 1,4 Prozent an. Zwar gebe es gegen die Deutsche Bank eine Klage in den USA über 82 Mio. US-Dollar wegen CDOs. Impulse seien aber erst von einem Urteil zu erwarten, sagten Marktteilnehmer.
Allianz, die von Morgan Stanley von der "Least Preferred List" im Versicherungssektor genommen und durch Generali ersetzt wurden, legten um 1,3 Prozent zu.
Für breit gestreute Kursgewinne sorgten auch die Aktienrückkaufprogramme von Daimler und der Deutschen Börse. Daimler zogen nach der Ankündigung, dass der Autokonzern nach mehrmonatiger Pause wieder Aktien für bis zu sechs Mrd. Euro zurückkaufen will, kräftig um 3,2 Prozent an und verdrängten damit Infineon von der Dax-Spitze. Bis zu zehn Prozent des Kapitals oder 96,4 Mio. eigene Aktien könnten im Rahmen des Programms erworben werden, teilte Daimler mit. Die erworbenen Titel sollen später eingezogen werden.
Mit VW (+3,8 Prozent), BMW (+2,0 Prozent) und Continental (+2,6 Prozent) tendierten auch die anderen im Dax gelisteten Autowerte fest. Der Sektor hat in den vergangenen vier Wochen rund 16 Prozent eingebüßt und somit Beobachtern zufolge Nachholbedarf.
Deutsche Börse setzten ihre kleine Rally vom Vortag fort. Die Aktien des Börsenbetreibers stiegen um weitere 1,9 Prozent. Auch die Deutsche Börse will bis zu zehn Prozent des Grundkapitals zurückkaufen und dafür bis zu 400 Mio. Euro investieren.
Infineon kletterten um satte 2,7 Prozent. Gestützt wurde der Kurs unter anderem von einer Akquisition des Wettbewerbers Hynix. Die Südkoreaner haben sich mit bis zu zehn Prozent am taiwanischen Speicherbausteinhersteller Promos beteiligt. Hynix zahlt hierfür 7,96 taiwanesische Dollar je Aktie, was einem Aufschlag von knapp 13 Prozent gegenüber dem vorangegangenen Schlusskurs entspricht. Diese Prämie stütze natürlich auch die als Übernahmekandidat gehandelte Infineon, so ein Marktteilnehmer. Für weitere Kursfantasie sorgte die jüngste Prognose von Samsung.
Metro standen nach einem Pressebericht im Fokus. Wie die "Börsen-Zeitung" berichtet, kommt der Einzelhandelskonzern mit der Sanierung der Supermarktkette Real voran. "Es gibt deutlich mehr Anzeichen, dass wir den Turnaround schaffen, als dass wir ihn nicht schaffen", sagte Metro-Finanzvorstand Thomas Unger in einem Interview. Ein nachhaltiger Kursimpuls blieb aus. Der Kurs rutschte 0,7 Prozent ins Minus.
Bei den Werten aus der zweiten und dritten Reihe gerieten Escada wegen einer drohenden Gewinnwarnung unter Druck. Der größte deutsche Damenmode-Konzern muss seine Ergebnisprognose einem Bericht der "Financial Times Deutschland" (FTD) zufolge möglicherweise erneut senken. Zurzeit prüfe der Vorstand, ob die aktuelle Ertragsprognose weiter Bestand habe, schreibt das Blatt. Erst im April hatte die Escada-Führung die Erwartungen zum Umsatz sowie zum Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) nach unten korrigiert. Der Markt strafte den Kurs mit Minus 0,9 Prozent ab.
Bei Air Berlin verwies ein Händler auf einen früheren Bericht, wonach die Fluglinie demnächst ein Programm zur Verbesserung der Ertragslage vorstellen wolle. Anlässlich der Ende Mai veröffentlichten Quartalszahlen hatte Air Berlin angekündigt, den steigenden Kosten möglicherweise auch mit der Streichung mehrerer Langstrecken entgegen zu wirken. Die Hoffnung auf baldige Details zu den Stellschrauben im Unternehmen stützte die Aktie zunächst. Die Gewinne konnte Air Berlin jedoch nicht halten. Der Kurs gab 7,68Prozent nach.
Im TecDax ging es für Solon nach dem Erwerb von 16 Prozent an SpectraWatt, ein Spin-off der Solarzellen-Aktivitäten von Intel, um 10,9 Prozent nach oben. Nach Einschätzung der LBBW verfolgt Solon zwei Ziele: einerseits die Verbreiterung ihres Business Portfolios in dem Bestreben, dem auch durch das Marktmodell der Analysten vorhergesagten Preisdruck im reinen Modulgeschäft zu entgehen. Andererseits erreiche Solon eine größere Nähe zum attraktiven US-Markt. Als weiteres Motiv schließt die LBBW nicht aus, dass sich Solon durch diese Akquise Zugang zu neuen Zelltechnologien verspricht.
Quelle: ntv.de