Marktberichte

Dax-Vorschau Gute Nerven gefragt

Aktienanleger werden auch weiterhin Nerven wie Drahtseile brauchen. "Der Markt ist weiter sehr stark von Volatilität beherrscht", sagt LBBW-Aktienstratege Marc-Gregor Czaja für die neue Woche voraus. Das liege vor allem daran, dass das Börsenjahr für viele Investoren schon abgeschrieben sei - und die Umsätze entsprechend dünn.

Auch lasse die Wirtschaftslage nichts Gutes für die Gewinnentwicklung der Unternehmen erwarten, kommentiert Daniel Schäfer von der Weberbank. Bei Aktienanlagen sei deswegen weiter Vorsicht angebracht. In der vergangenen Woche hat der Dax bis Freitagmittag bei einem Stand von 4.420 Punkten rund fünf Prozent verloren.

"Es herrscht momentan ein Wettstreit zwischen den Krisenpropheten und Schnäppchenjägern", sagt Tobias Basse von der NordLB. Nach Ansicht einiger Experten lohnt es sich wegen der stark gesunkenen Aktienkurse durchaus wieder, Risiken einzugehen. "Der Aktienmarkt hat eine Phase der Stabilisierung, Erholung begonnen, die in das Jahr 2009 hinein tragen wird", gibt sich die Unicredit optimistisch. Mit einer Jahresendrally in Richtung 5.000 Punkte ist nach Ansicht von Aktienstratege Basse trotz Schnäppchenjagd nicht zu rechnen. "Fundamental betrachtet gibt es dafür keinen Grund, es sei denn es gibt positive Überraschungen."

US-Konjunktur macht Sorgen

Von der Konjunkturdatenfront seien diese aber nicht zu erwarten. Am Dienstag steht in Deutschland das ZEW-Konjunkturbarometer an, am Freitag werden aus den USA das Verbrauchervertrauen der Universität Michigan, Einzelhandelsdaten und die Erzeugerpreise erwartet. "Die US-Konjunktur gibt weiter Anlass zur Sorge", sagt Basse. Die meisten Experten rechnen beim Einzelhandel den fünften Monat in Folge mit Umsatzrückgängen. "Die US-Verbraucher halten sich weiterhin zurück", heißt es bei der Commerzbank.

Die US-Preisdaten wiederum könnten schon vorhandene Deflationsängste an den Finanzmärkten schüren, sagt Basse. Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht derzeit allerdings nicht die Gefahr einer Deflation. Vielmehr gebe es aktuell einen Prozess sinkender Inflationsraten, also eine sogenannte Disinflation, hatte Notenbank-Chef Jean-Claude Trichet zuletzt betont. Im Gegensatz zur Inflation ist Deflation durch einen Preisverfall auf breiter Front und über einen längeren Zeitraum hinweg gekennzeichnet. Beginnen die Preise für Waren und Dienstleistungen erst einmal zu sinken, lauern Verbraucher auf noch günstigere Angebote - mit verheerenden Folgen für den Konsum, der in den meisten Industrieländern deutlich mehr als die Hälfte der Wirtschaftsleistung ausmacht.

Weitere Rückschläge für den Aktienmarkt könnten neue Hiobsbotschaften aus der Finanzbranche auslösen. Die von der Krise bislang weitgehend verschont gebliebene Wall-Street-Legende Goldman Sachs hat dem "Wall Street Journal" zufolge im vierten Quartal zwei Milliarden Dollar Verlust gemacht. Das wiederum könnte Experten zufolge die Furcht vor weiteren Abschreibungen im Finanzsektor neu anheizen.

Quelle: ntv.de, Anika Lehmann, Reuters

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