Inside Wall Street Heikle Dschungelparty
10.04.2008, 17:40 UhrIm Einsatz gegen den internationalen Drogenhandel schicken die USA ihre Agenten zur Ausbildung ins Dschungelcamp in Ecuador. Wofür die Ermittler dort sexy Unterwäsche brauchen, ist nicht klar. Schon gar nicht den staatlichen Rechnungsprüfern, die ermittelt haben, dass US-Beamte Tausende von Privatkäufen dem Steuerzahler aufgebürdet haben.
Die Unterwäsche-Nummer aus Ecuador ist wohlgemerkt einer der kleineren Punkte, die das "Government Accountability Office" in seinem aktuellen Bericht für das Jahr 2006 anprangert. Die 360 Dollar, die über eine dienstlich ausgestellte Kreditkarte in der "Seduccion Boutique" ausgegeben wurden, hätten von der zuständigen Behörde - in diesem Fall dem Außenministerium - allerdings nie genehmigt werden dürfen.
Ebenso wie die 13.500 Dollar, die das Post-Ministerium für ein Steak-Dinner für einige Angestellte ausgab. Die hatten nach einem Seminar in Orlando, Florida, bei einer lokalen Kette gefeiert und dabei mehr als 200 Vorspeisen verspeist und sich 40 Flaschen Wein und Hochprozentiges genehmigt.
Einem anderen Postangestellten gelang es, mit seiner Karte eine Online-Partnervermittlung zu bezahlen. Ein Jahr lang ließ der Mann monatlich abbuchen, ohne dass seine Vorgesetzten Verdacht schöpften. Nach einer jüngsten Untersuchung musste er nun den Schaden von 1100 Dollar ersetzen - und ist seinen Job los.
Nicht nur ohne Job, sondern auch im Gefängnis fand sich ein anderer Postbeamter wieder, der über seine Scheckkarte mehr als 640.000 Dollar an Freunde und Verwandte auszahlte. Sein Fall gilt als der größte Einzelbetrug in der jüngsten Statistik der Ermittler, die ansonsten hunderte anderer bizarrer Fälle sammelten:
So statteten sich Angestellte des Verteidigungministeriums bei Brooks Brothers und anderen Nobel-Läden aus, um im Innendienst in Botschaften und Konsulaten Eindruck zu schinden. Dass für den Kauf dienstlich notwendiger Zivilkleidung ein Limit von 850 Dollar besteht, scherte die Herren nicht: Insgesamt buchten sie 77.000 Dollar für Anzüge und Krawatten aus Designer-Hand ab.
Inklusive der zahlreichen Computer, iPods und Digitalkameras, die Angestellte privat kauften und dienstlich bezahlten, kommen die Ermittler auf erschreckende Zahlen: Etwa die Hälfte aller Ausgaben, die über Dienstkarten liefen, sind nicht haltbar. Satte zwei Millionen Dollar wurden ausgegeben, ohne dass sich überhaupt Belege finden. Der Senat untersucht nun, wie man das Kartensystem ändern könnte, um Mißbrauch in Zukunft vorzubeugen.
Quelle: ntv.de