Marktberichte

Anleger nehmen Gewinne mit Irland bremst Asien-Börsen

Die Anleger reagieren nervös auf die ungelösten Probleme der Euro-Zone und entscheiden sich nach der kräftigen Herbst-Rally für Gewinnmitnahmen. Die Börsen in Asien tendieren überwiegend schwächer. Der schwächere Yen treibt in Tokio Exporttitel an und bringt vorübergehend Schwung in den Handel. Doch auch der japanischen Börse geht später die Puste aus.

Die Anleger lassen sich von der Ungewissheit in Europa verunsichern.

Die Anleger lassen sich von der Ungewissheit in Europa verunsichern.

(Foto: REUTERS)

Irlands Schuldenkrise hat die Börsen in Fernost belastet. Am Nachmittag kommen in Brüssel die Finanzminister der Euro-Zone zusammen, um einen Ausweg für Irland zu suchen. Die Ungewissheit in Europa stärkte den US-Dollar

Der japanische Aktienmarkt drehte nach einem Start in positivem Terrain ins Minus und schloss mit Verlusten. Für etwas Stabilität sorgte der etwas schwächer Yen; der US.Dollar war zwischenzeitlich wieder auf über 83 Yen gestiegen, zuletzt hatte er dieses Niveau Anfang Oktober erreicht. Insgesamt fehlten aber nach Auslaufen der Berichtssaison derzeit die Kaufimpulse, sagten Händler. Die Unternehmensergebnisse seien bislang gut gewesen, sagte Kazutaka Oshima von Rakuten Investment Management. "Aber die Prognosen sind schwach." Und schließlich legten auch andere Aktienmärkte eine Verschnaufpause ein.

Der Markt sehe zudem oberhalb von 9800 Punkten gedeckelt aus, hieß es aus technischer Sicht. Der Handel diskutiere weiter die neuerliche Ausweitung der US-Geldmenge und warte auf Ergebnisse und Ausblicke von Wal-Mart Stores und Home Depot im weiteren Tagesverlauf.

In Tokio ging der 225 Werte umfassende Nikkei-Index 0,3 Prozent im Minus bei 9797 Zählern aus dem Handel, während der breiter gefasste Topix-Index 0,5 Prozent auf 847 Punkte verlor. In Shanghai ging es mit einem Minus von über vier Prozent besonders deutlich bergab, doch auch die Börsenindizes in Singapur, Korea und Hongkong zeigten nach unten. Taiwan beendete den Handel allerdings 0,9 Prozent fester. Hier stützten Gewinne von Technologietiteln.

Yen stützt Exportwerte

Im exportsensitiven Bereich profitierten in Tokio nicht nur Automobilwerte vom gestiegenen Dollar. Toyota verbesserten sich um 0,5 Prozent. Sony kamen um 1,8 Prozent voran und Canon um 0,1 Prozent.

Der niedrigere Ölpreis schickte in Japan den Aktienkurs des Ölkonzerns Inpex auf Talfahrt: Die Papiere gaben über zwei Prozent nach. Fanuc litten unter einem Bericht über einen im Quartalsvergleich schwach ausgefallenen Auftragseingang und büßten 2,7 Prozent ein.

Elpida zogen dagegen um 1,5 Prozent an, gestützt von einem Bericht, das Unternehmen gehe an die Börse in Taiwan und rechne mit Einnahmen von etwa neun Mrd. Yen. Mit diesem Geld könne das Unternehmen sich dann an taiwanesischen Chipherstellern beteiligen und damit Samsung Electronics stärkere Konkurrenz liefern, hieß es.

Zu den Tagesfavoriten gehörten die Verbraucherkreditunternehmen. Acom gewannen 3,9 Prozent, Aiful 6,3 Prozent und Promise 7,2 Prozent. Händler führten das auf Hochstufungen durch Nomura Securities zurück.

Die Aktien des Einzelhändlers Fast Retailing legten 4 Prozent zu. Grund waren Spekulationen auf ein gutes Wintergeschäft angesichts landesweit stark gesunkener Temperaturen.

JFE Holdings gaben um 0,7 Prozent nach,  Toyota Tsusho verloren 1 Prozent. Die Konzerne wollen gemeinsam ein vietnamesisches Stahlunternehmen für 1,3 Mrd. Yen kaufen.

Zinserhöhung in Südkorea

Die Börse in Seoul schloss nach der Zinserhöhung der koreanischen Notenbank leichter. Angesichts des Aufschwungs der viertgrößten Volkswirtschaft Asiens hatte die Bank of Korea beschlossen, den Zinssatz von 2,25 Prozent um 0,25 Basispunkte auf 2,5 Prozent heraufzusetzen. Zugleich will die Bank mit dem Schritt einem Inflationsdruck entgegensteuern.

Der Kospi verlor 0,8 Prozent auf 1899 Punkte. Die zu beobachtende Korrektur könne sich noch bis auf 1850 Punkte ausweiten, sagte ein Experte von Woori Investment & Securities. Derzeit fehlten die Impulse für steigende Kurse, zudem sei die Stimmung weiter eingetrübt, nachdem in der Vorwoche starke Verkäufe der Deutschen Bank den Index auf Talfahrt geschickt und Ängste geschürt hatten, ausländische Teilnehmer könnten sich schlagartig vom koreanischen Markt zurückziehen.

Für Druck auf den breiten Markt sorgten starke Verluste bei Aktien aus der Hyundai-Gruppe. Zuvor war bekannt geworden, dass die Gruppe zum bevorzugten Bieter für eine Kontrollmehrheit an Hyundai Engineering & Construction ausgewählt wurde. Für die Übernahme der 34,88 Prozent müsse sich die Gruppe stark fremdfinanzieren, hieß es im Handel kritisch. Für Hyundai Engineering & Construction ging es um die für einen Handelstag maximal zulässigen 15 Prozent nach unten. Investoren fürchten, dass das Unternehmen nun in finanziell weniger solide Hände wechselt. Hyundai Merchant Marine und Hyundai Elevator fielen ebenfalls um jeweils 15 Prozent.

Hyundai Motor, die nicht zum bevorzugten Bieter ausgewählt worden waren, gewannen gegen den Trend 2,6 Prozent. Das Gebot für Hyundai Engineering wäre teuer geworden, damit sei nun eine Unsicherheit für Hyundai Motor aus dem Markt, kommentierte Kyobo Securities.

Hana Financial Group stiegen um 2,7 Prozent, nachdem das Unternehmen vorläufig zugestimmt hat, eine Kontrollmehrheit an der Korea Exchange Bank von Lone Star Funds zu erwerben. Damit würde Hana sein Privatkundengeschäft stärken und es würde zu einer überfälligen Konsolidierung im sehr wettbewerbsintensiven Bankensektor kommen, hieß es dazu im Handel.

Im Technologiesektor gewannen Samsung Electronics 0,4 Prozent und Hynix Semiconductor 0,2 Prozent. Im Reedereisektor waren dagegen weiter Gewinnmitnahmen zu sehen. Hyundai Heavy Industries gaben 2,6 Prozent nach, Daewoo Shipbuilding & Marine Engineering verbilligten sich um 2,5 Prozent.

Shanghai verliert deutlich

Die Ankündigung stärkerer Kontrollen von Kapitalzuflüssen führte an der Börse in Shanghai für den zweiten Kurseinbruch innerhalb von drei Handelstagen. Ein Sprecher des Handelsministeriums löste im späten Handel mit der Mitteilung, dass China die Kapitalzuflüsse aus dem Ausland stärker kontrollieren und insbesondere den Zufluss von kurzfristigen Investitionsmitteln in sensitive Sektoren der Wirtschaft genau beobachten will, den Kursrutsch aus.

Der Shanghai Composite fiel 4 Prozent auf 2895 Punkte und schloss damit den tiefsten Stand seit einem Monat. Bereits am Freitag der Vorwoche war es an der Börse in Shanghai zu einem massiven Ausverkauf in ähnlicher Größenordnung gekommen. Auslöser waren Spekulationen, dass eine Verschärfung der chinesischen Geldpolitik unmittelbar bevorstehe. Nun wachse die Angst, die ohnehin befürchtete Straffung könnte drastischer ausfallen als bislang erwartet, hieß es von Händlern.

Verwiesen wurde in diesem Zusammenhang auch auf die Zinserhöhung in Südkorea. "Die Sorgen darüber, wie schnell politische Maßnahmen ergriffen werden und wie stark sie ausfallen könnten um die im Oktober auf ein hohes Niveau gestiegene Inflation zu bekämpfen, halten an. Ich hatte daher zwar Kursverluste befürchtet, aber nicht in diesem Ausmaß und auch nicht so schnell", so ein Marktexperte von Capital Securities. Sollte die 2900er Unterstützungsmarke nachhaltig nach unten durchbrochen werden, wäre dies aus technischer Sicht als das Ende des Bullen Marktes seit Anfang Oktober zu interpretieren, sagten Teilnehmer.

Der HSI in Hongkong verlor am Berichtstag 1,4 Prozent auf 23.693 Punkte.

Das Handelsministerium bekräftigte die Ankündigung, dass ausländische Staatsangehörige und Unternehmen nur noch Immobilien in China kaufen können, die sie selbst nutzen wollen. Auf diesem Wege soll der Zufluss von spekulativen Mitteln gebremst werden.

Vor diesem Hintergrund beklagte der Gouverneur der chinesischen Zentralbank, dass sich die Schwellenländer einem starken Kapitalzufluss ausgesetzt sehen, was den ohnehin erhöhten Inflationsdruck in China noch verstärke. Die Geldpolitik der People's Bank of China müsse daher flexibler werden, um diese Probleme zu lösen.

Unter den Einzelwerten brachen in Shanghai Datong Coal Industry um 9,3 Prozent ein, Inner Mongolia Baotou Steel Rare-Earth Hi-Tech verbilligten sich um 8,1 Prozent. Shanxi Xishan Coal & Electricity Power verloren 6,8 Prozent. Jiangxi Copper fielen um 8,7 Prozent.

In einem inflationären Umfeld seien die Sektoren Immobilien, Versorger und Öl/Raffinerie am stärksten gefährdet, warnte die Credit Suisse. China Construction Bank fielen um 5,3 Prozent, im Immobiliensektor verloren China Vanke 4,3 Prozent und Poly Real Estate Group 5,5 Prozent. PetroChina büßten 6,5 Prozent ein, Sinopec verloren 5,3 Prozent.

Quelle: ntv.de, jga/rts/DJ

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen