Nahost-Konflikt stützt Ölpreise Kaffee so günstig wie lange nicht
15.11.2012, 19:20 Uhr
Arabica hat sich seit Jahresbeginn um rund ein Drittel verbilligt.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Sorge vor einer massiven Ausweitung der Kampfhandlungen im Nahen Osten versetzt die Rohstoffmärkte in Aufruhr. Vor allem die Ölpreise reagieren. Investoren blicken auch auf die Notierungen von Kakao, Kaffee und Gold.
Ein Überangebot hat den Preis für Kaffee der Sorte Arabica am Donnerstag auf den tiefsten Stand seit zweieinhalb Jahren gedrückt. Der März-Future fiel um bis zu 2,2 Prozent auf 149,45 Dollar je Pfund. "Die Nachschub-Situation ist gut und die Lagerbestände wachsen", schrieben die Experten des Brokerhauses Marex Spectron in einem Kommentar. Arabica hat sich seit Jahresbeginn um rund ein Drittel verbilligt.
Robusta-Kaffee verbilligte sich um bis zu 0,6 Prozent auf 1891 Dollar je Tonne. Das ist der tiefste Stand seit Anfang Februar. Hier nannten Börsianer die Aussicht auf eine reiche Ernte in Vietnam.
Kakao: "temporärer Preisanstieg"
In den Kakao-Handel kehrte indes wieder etwas Ruhe ein. Der US-Kontrakt verbilligte sich um 0,1 Prozent auf 2454 Dollar je Tonne. Am Mittwoch war der Preis noch um knapp drei Prozent in die Höhe geschossen, nachdem der Präsident der Elfenbeinküste, Alassane Ouattara, überraschend die Regierung aufgelöst hatte. Das westafrikanische Land steht laut Commerzbank für 35 Prozent der weltweiten Kakaoproduktion und ist damit der mit Abstand weltgrößte Kakaoproduzent.
"Wir erachten den Preisanstieg als temporär und Sorgen vor Angebotsausfällen als unbegründet", hieß es in einem Kommentar der Bank. Selbst als das Land nach der Präsidentschaftswahl Anfang 2011 am Rande eines Bürgerkrieges gestanden und der jetzige Präsident einen Exportstopp verfügt habe, sei das Kakaoangebot nicht beeinträchtigt gewesen.
Nahost-Konflikt heizt Ölpreise an
Die jüngste Eskalation im Nahost-Konflikt stützten den Ölpreis am Donnerstag etwas. Ein Fass der europäischen Sorte Brent hielt sich über der 109-Dollar-Marke. Amerikanisches WTI-Öl verteuerte sich um 0,2 Prozent auf 86,48 Dollar je Fass. "Die Weltwirtschaft schwächelt, aber die Angst vor Angebotsausfällen hält den Preis oben", sagte Tony Nunan von Mitsubishi Corp.
Den jüngsten israelischen Luftangriffen auf Gaza fielen der dort regierenden radikal-islamischen Hamas zufolge bislang 13 Palästinenser zum Opfer - darunter der Hamas-Militärchef. Bei Raketenangriffen aus dem Gazastreifen auf den Süden Israels starben israelischen Medienberichten zufolge drei Menschen.
China wirkt beim Kupferpreis
Die Hoffnung auf ein Erstarken der chinesischen Wirtschaft verteuerte Kupfer leicht. Der Preis für das Industriemetall kletterte am Donnerstag um bis zu 0,4 Prozent auf 7671 Dollar je Tonne. Jüngste Daten deuteten daraufhin, dass China die Talsohle durchschritten haben dürfte, erklärten Händler. Matt Fusarelli, Analyst bei der AME Group, geht davon aus, dass der Kupferpreis bis zum Jahresende auf 7715 bis 7825 Dollar je Tonne steigen dürfte.
Für neue Unsicherheit könnte aber jederzeit der US-Haushaltsstreit sorgen, erklärte er. Legen Demokraten und Republikaner ihren Streit nicht bei, treten zum Jahresende automatische Ausgabenkürzungen in Kraft, daneben laufen Steuervergünstigungen aus. Das könnte die ohnehin strauchelnde Wirtschaft in die Rezession stürzen.
Gold bleibt sicherer Hafen
Am Goldmarkt wagten sich die Anleger nicht aus der Deckung gewagt. Das Edelmetall notierte nahezu unverändert bei 1725 Dollar je Feinunze. "Nach dem Ende der indischen Feiertagssaison ist ein wichtiger Treiber für die Nachfrage weggefallen", schrieb Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch in einem Kommentar.
Laut dem World Gold Council verbuchte die Goldnachfrage in Indien von Juli bis September mit einem Plus von neun Prozent auf 223,1 Tonnen den ersten Anstieg seit drei Quartalen. In China war Gold zuletzt dagegen weniger beliebt: Die schwächelnde Wirtschaft drückte die Nachfrage um acht Prozent auf 176,8 Tonnen. Insgesamt ging die weltweite Goldnachfrage im dritten Quartal um elf Prozent zurück.
Analysten gehen aber davon aus, dass Gold als sicherer Hafen langfristig weiter bei Anlegern an erster Stelle stehen dürfte. In den USA drohe ein Schuldendrama und es gebe zunehmende Spannungen im Nahen Osten, das sollte den Preis schob bald wieder nach oben treiben, sagte ein Händler.
Quelle: ntv.de, bad/rts