Marktberichte

Zykliker abgewatscht Kalte Dusche für Dax

Rezessionsängste haben den deutschen Aktienmarkt am Donnerstag erneut spürbar belastet. Dagegen konnten auch die positiven Aussagen zum Geschäftsverlauf beim Einzelhandelskonzern Metro kaum etwas ausrichten. Die Leitzinsentscheidung der EZB brachte keine Überraschungen und beeinflusste das Marktgeschehen daher kaum.

Der Leitindex Dax knüpfte an seine Vortagsverluste an und schloss mit minus 0,89 Prozent auf 7.713,09 Punkte. Der MDax mittelgroßer Werte büßte 2,05 Prozent auf 8.709,93 Zähler ein. Der TecDax verlor 2,40 Prozent auf 869,69 Punkte.

Die Unsicherheit und negative Grundstimmung aus den USA belaste weiter auch die Anleger in Deutschland, sagte Marktstratege Hans-Jürgen Delp von der Commerzbank. "Man kann wirklich sagen, das Schreckgespenst der Rezession geht um", sagte er. Beflügelten schwächere Konjunkturdaten noch vor kurzem Zinssenkungsfantasien, so lösten sie inzwischen überwiegend Wachstumsängste aus.

Die Einzelhandelsunternehmen Metro und Praktiker standen nach der Vorlage von Zwischenberichten im Fokus. Deutschlands führender Einzelhändler Metro überzeugte die Marktteilnehmer mit seinem vorläufigen Geschäftsbericht. Die Praktiker-Aktien dagegen fielen auf den tiefsten Stand seit dem Börsengang der Baumarktkette im November 2005. Am Markt wird die Branche derzeit genau beobachtet: Sorgen über den Verlauf des Weihnachtsgeschäfts hatte sie in jüngster Zeit des öfteren unter Druck gesetzt. Zuletzt hatte der britische Branchenkollege Marks & Spencer am Vortag mit der Nachricht von einem Umsatzrückgang den Sektor belastet.

Die Metro-Aktien setzten sich mit plus 6,25 Prozent auf 54,27 Euro an die Dax-Spitze. Der Handelskonzern hatte im vergangenen Jahr den Umsatz auch wegen seines Auslandsgeschäfts zweistellig gesteigert. Das Umsatzziel von mindestens neun Prozent Wachstum im Jahr 2007 sei übertroffen worden und der Ausblick unverändert geblieben, hoben Analysten positiv hervor.

Die Praktiker-Papiere brachen dagegen im MDax um 12,18 Prozent auf 13,91 Euro ein. Die Baumarktkette hatte im vergangenen Jahr ihr selbst gestecktes Umsatzziel erreicht, die Erwartungen der Marktteilnehmer jedoch vor allem im vierten Quartal enttäuscht. Händler bezeichneten die Kursreaktion jedoch als übertrieben. Nach den Zahlen seien viele Fonds ausgestiegen und hätten die Aktien so massiv unter Druck gesetzt, sagte ein Händler.

Als Belastung für den Markt erwiesen sich daneben besonders zyklische Werte wie die Aktien der Stahlhersteller. ThyssenKrupp-Titel fielen um fünf Prozent und verbuchten damit die höchsten Verluste im Dax. Die Papiere des Konkurrenten Salzgitter gaben 3,7 Prozent nach. "Wenn es zu einer Rezession kommt, trifft das als erstes solche Unternehmen", begründete ein Händler die Abschläge.

Zu den größten Dax-Verlierern gehörten die BASF-Aktien mit einem Minus von 4,8 Prozent. Börsianer begründeten dies mit einer Herabstufung von US-Konkurrenten aufgrund der sich eintrübenden Konjunkturaussichten sowie mit Gewinnmitnahmen.

Die Titel der Lufthansa drehten im Dax nach der Vorlage von Verkehrszahlen für den Monat Dezember ins Minus und rutschten zuletzt um 1,19 Prozent auf 16,60 Euro ab. Analysten hatten für den letzten Monat des vergangenen Jahres vor allem mit höheren Fluggastzahlen gerechnet.

Die Aktie von Südzucker stürzte um 10,51 Prozent auf 14,39 Euro ab. Zunächst hatte sie unter einer Abstufung durch die Investmentbank JP Morgan gelitten, wodurch technisch bedingte Verkäufe ausgelöst worden seien, die zusätzlich belastet hätten, sagten Händler. Analyst Arnaud Langlois hatte das Papier des Zuckerproduzenten auf "Underweight" und das Kursziel von 16,50 auf 14,00 Euro gesenkt. Er sei inzwischen deutlich vorsichtiger hinsichtlich der operativen Margen im Zuckergeschäft der nächsten zwei Jahre. Zudem sei es mittlerweile unwirtschaftlich für Südzucker geworden, Ethanol zu produzieren.

Quelle: ntv.de

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