Was zaubert Draghi aus dem Hut? Kein klarer Trend in Asien
06.09.2012, 08:55 Uhr
Der Blick schweift jenseits der Monitore Richtung Europa.
(Foto: REUTERS)
An den Aktienmärkten in Fernost ist die Verunsicherung vor der möglicherweise bahnbrechenden Sitzung der EZB zu spüren. Die zentrale Frage, die Anleger auch in Asien umtreibt, ist, ob EZB-Präsident Draghi zum großen Befreiungsschlag in der Euro-Krise ausholt oder nicht.
Die Aktienmärkte in Fernost haben vor der wichtigen EZB-Sitzung am keine gemeinsame Richtung gefunden. In Tokio entging der Nikkei-Index nur hauchdünn einem weiteren Verlusttag und schloss praktisch unverändert, während andere Börsen in Asien deutlicher ins Plus oder Minus ausschlugen. Insgesamt hielten sich die meisten Anleger offenbar wegen der Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) zurück.
Die EZB-Vertreter wollen bei ihrem Treffen über ein umstrittenes Anleihenkaufprogramm beraten, mit dem die Zinsen für angeschlagene Eurostaaten gesenkt werden sollen. Hoffnungen darauf hegen Marktteilnehmer schon seit geraumer Zeit, so dass der Schritt Händlern zufolge wahrscheinlich längst einkalkuliert ist. Mittlerweile haben sich Meldungen, nach denen die EZB den Aufkauf von Staatsanleihen mit Laufzeiten von bis zu drei Jahren prüft, verdichtet.
Gleichzeitig mehren sich die Anzeichen eines konjunkturellen Abschwungs. In der Eurozone deuten Daten aus dem Verarbeiteten Gewerbe auf eine tiefere Kontraktion hin. Beflügelt von der Hoffnung auf Anleihekäufe durch die EZB nimmt der Euro die Hürde von 1,26 US-Dollar. Aktuell geht die Gemeinschaftswährung bei 1,2607 Dollar um. Der Yen bewegt sich zur US-Devise nur leicht.
Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index schloss in Tokio praktisch unverändert bei 8680 Zählern. Der breiter gefasste Topix-Index gewann 0,1 Prozent auf 719 Punkte. Die Börsen in Südkorea und Schanghai legten deutlicher zu, während die Aktienmärkte in Hongkong, Singapur und Taiwan Federn lassen mussten. Der Euro hielt sich mit 1,2615 Dollar in der Nähe seines unlängst erreichten Zwei-Monats-Hochs.
Besonders energisch trennten sich die Tokioter Anleger von Aktien des Elektronikherstellers Sharp. Die Ratingagentur Moody's hatte kurzlaufende Anleihen des Unternehmens auf "Ramsch" herabgestuft. Damit wird es für Sharp schwerer, Kredite aufzunehmen. Die Aktie fiel um 4,3 Prozent.
Gestützt wurde der Markt dagegen vom Kamerahersteller Canon, dessen Titel 0,5 Prozent zulegten. Nach einem Bericht der Wirtschaftszeitung "Nikkei" weitet Canon sein Geschäft mit Untersuchungsgeräten für die Augenheilkunde aus. Gefragt war auch das Unternehmen Softbank. Die Anleger griffen zu, nachdem der Konzernchef sie am Vortag mit einer Präsentation bei einer Wirtschaftsveranstaltung beeindruckt hatte. Softbank-Aktien stiegen um 2,4 Prozent.
Quelle: ntv.de, DJ/rts